Kapitel 12
Angela stand vor dem Fenster. Sie sah wie Megan unten auf der Straße vorbeilief, traurig, verärgert, gedemütigt. Bald verschwand sie außer Sicht. Keinen Besuch, kein Amulett. Kein Wachstum ein halbes Jahr später, keine Zerstörung, nichts. Angela würde Megan in Zukunft sicher auf der Straße begegnen, ohne das die Möchtegern-Sängerin wissen würde, wer Angela war. Im Winter nach der Ausstrahlung vielleicht mit einer Sonnenbrille auf, damit niemand Megan erkannte.
"So," sagte Hippolytus. "Das war eine wichtige Lektion für dich. Was hast du gelernt?"
Angela dachte kurz nach. "Wir müssen aufpassen, dass unsere Magie nicht gegen uns gebraucht wird." antwortete sie.
"Richtig!" sagte Hippolytus, zufrieden. Angela war sehr schlau. Vielleicht etwas vorlaut hin und wieder, aber eines Tages würde sie eine gute, würdige Erzmagierin sein.
"Wir wären tot wenn sie Doncaster zerstört hätte," sagte Hippolytus. "Um so etwas vorzubeugen, habe ich eine Sicherheit-maßnahme genommen. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich zwei Zaubersprüche gesprochen. Der zweite Spruch sorgte dafür, dass sobald Megan uns etwas antun würde, die Zeit sich auf einen Schlag zurückdrehte bis zehn Minuten bevor du sie auf der Straße angesprochen hattest. Jetzt ist sie hier vorbeigegangen und wird ihr Leben leben ohne zu wissen, dass es uns gibt. Denn im Gegensatz zum ersten Mal, habe ich dir ja gerade nicht gesagt, du sollst heruntergehen und sie holen."
"Wie in ein Computerspiel!" rief Angela. "Ich speichere den Spielstand. Und wenn dann etwas schiefgeht, lade ich und mache etwas anderes. Und nur ich weiß, was sonst schiefgegangen wäre!"
Hippolytus war beeindruckt. Sie war sehr intelligent. Genau so funktionierte der Sicherheitsspruch. Nur Angela und er wussten, was passieren würde wenn Megan das Amulett bekommen hätte. Der Rest der Menschheit nicht. Nie.
Angela und er hatten sich Megans Zerstörungsfeldzug in der Kristallkugel angeschaut. Es hatte das junge Mädchen nicht gefallen, sie war sogar schockiert, aber sie musste es sich ansehen. Es war wichtig.
Angela drehte sich zu ihren Meister um.
"Meister?" fragte sie. "Warum hast du mir das nicht einfach alles erzählt? Megan alles zerstören und töten sehen, ich hatte Angst und war nervös. Warum musste ich mir das alles ansehen?"
Hippolytus lächelte. Er erinnerte sich wie sein Meister ihm diese Lektion beigebracht hatte. Es war nicht weniger schockierend für ihn gewesen.
"Wenn ich es dir einfach erzählt hätte, würdest du es schon bald vergessen. Aber jetzt, jetzt wirst du diese Lektion für immer im Gedächtnis behalten. Wenn du jemanden einen magischen Gegenstand gibst, immer für Sicherheit-maßnahmen sorgen! Das vergisst du nun nie mehr. Die beste Lektion ist jene, die den meisten Eindruck macht."
"Meister?" sagte Angela nach einer Weile.
"Ja?"
"Es gibt Tage, dann könnte ich einen Dämonen beschwören und ihn dir auf den Hals hetzen!"
"Gut!" sagte Hippolytus. "Das üben wir morgen!"
ENDE