Die Töchter des Nordens

  • So hallo zusammen. Nachdem mir das Schreiben meiner ersten Geschichte doch unheimlich viel Spaß bereitet hatte entschloss ich mich dazu, weitere Geschichten zu schreiben. Allerdings werde ich dem Stil meiner ersten Geschichte möglichst treu bleiben. Wem diese also nicht so gut gefallen hat, dem wird das hier vielleicht auch nicht taugen. Aber ich schreibe einfach so wie es mir gefällt und wem ich dabei eine Freude bereiten kann, dem Wünsche ich ganz viel Spaß mit der Geschichte.


    Die Töchter des Nordens

    1. Teil

    Es sollte ein weiterer, lauer Sommertag werden. Obgleich es erst acht Uhr am Morgen war, stand die Sonnenkugel bereits hoch am azurblauen Himmel und ein sanfter Windhauch streichelte die Wipfel der hohen Nadelbäume, die dicht im wilden, skandinavischen Wald wuchsen. Thorben liebte es, seine Sommerurlaube in Finnlands rauer, atemberaubend schöner Natur zu verbringen und die Stille der Wälder hatte es ihm dabei besonders angetan. Jedes Jahr nahm er seinen kompletten Urlaub in einem Stück, um sich vier Wochen seiner ansonsten knappen Zeit in eine andere Welt zu begeben, in eine Oase der Ruhe, die er während seines stressigen Alltages unmöglich aufsuchen konnte.
    Jedes Jahr besuchte er dieselbe, kleine Ferienanlage, in der man Urlaub in roh gezimmerten Blockhütten machen konnte und die finsteren Wälder des Nachts zu einer undurchdringlichen Mauer der Dunkelheit umher wurden, die ihre Geheimnisse gegen neugierige Blicke verbargen. Die Anlage lag eine Stunde nördlich von Helsinki und stets war er der einzige Besucher aus Deutschland, aber das konnte ihm nur Recht sein. Thorben war ein absoluter Einzelgänger und in der Vergangenheit schon oft von anderen Menschen enttäuscht worden. Eine Frau oder auch nur eine Freundin hatte er während seiner gesamten fünfunddreißig Jahre, die er nun schon am Leben war noch nicht gehabt und es war das einzige, was ihn vielleicht noch an zwischenmenschlicher Interaktion interessiert hätte. Wie es wohl war, geliebt zu werden.
    Während Thorben dem ausgetretenen Trampelpfad immer weiter ins Herz des Waldes folgte konnte er aber freilich noch nicht ahnen, dass sich sein Leben in Kürze grundlegend verändern würde. Er war schon um sechs Uhr aufgebrochen und jeden Tag war es dasselbe Ritual, wenn er sich auf Wanderschaft begab. Er lief einfach querfeldein und ließ sich tragen. Auf diese Art und Weise hatte er in Finnlands rauer, unberührter Natur schon so manchen Wasserfall, See oder eine verwunschene Lichtung entdeckt. Aber als er heute auf diesen Pfad gestoßen war, kam dies schon einer mittelgroßen Überraschung gleich.
    Sicher, der Weg machte zahllose Biegungen und war nicht besonders breit, aber die Tatsache, dass sämtliches Unterholz aus dem Weg dieses schmalen Bandes geräumt worden war, das sich dahin wand wie eine Schlange… dieser Fakt deutete doch daraufhin, dass sich öfter einmal andere Menschen in diese Wälder begaben.
    Thorbens gewaltige Neugierde ließ ihm dabei leider keine andere Wahl, als dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Diese Eigenschaft war ihm besonders in seiner Kindheit mehrfach fast zum Verhängnis geworden, aber er konnte sie einfach nicht ablegen. Wenn dieses angeregte Flimmern in seinem Herzen anhob war es, als würde eine unsichtbare Hand die Kontrolle über seinen Köper übernehmen und ihn direkt ins Verderben lotsen.
    Er folgte dem Pfad noch eine weitere halbe Stunde, bis der kleine Weg plötzlich und unaufhaltsam immer breiter wurde. Die Bäume standen in immer respektvollerem Abstand und schließlich schritt er völlig unerwartet auf eine kreisrunde Lichtung.
    Thorben musste erst einmal wieder zu Atem kommen, er setzte sich auf einen Stein in der Nähe und zog eine Wasserflasche aus dem schweren Rucksack, den er mit sich trug. Es dauerte eine ganze Weile bis er die Kraft hatte, um sich seiner Umgebung genauer zu besehen.
    Es war ein merkwürdiger, aber auch schöner Ort. Ein fast kreisrunder Teich lag in der Mitte der Lichtung und eine tiefblaue Lichtquelle schien sich am Grunde des Gewässers zu befinden. Eie Lichtquelle, die ihn fast magisch anzog. Neben dem Teich stand ein Kreis von Weißtannen, die sich um etwas gruppierten, das wie ein steinerner Altar anmutete.
    Thorben konnte es nicht fassen, wie merkwürdig und faszinierend dieser Ort war. Er wollte eben noch aufstehen und zu dem Altar gehen, um ihn ein wenig näher zu studieren, als er zwischen den dicht stehenden Wäldern eine Erscheinung sah.
    Er machte vor lauter Schreck einen Satz nach hinten und war zutiefst überrascht. Er rieb sich die Augen und hatte sich vielleicht nur getäuscht. Und tatsächlich er konnte sie nicht mehr entdecken. Seltsam, er hätte schwören können, eben noch die Gestalt einer Frau im weißen Kleid gesehen zu haben. Doch es schien alles nur Einbildung gewesen zu sein.
    Doch mit einem Mal erstarrte er erneut, als er direkt hinter sich ein tiefes, bedrohliches Knurren hörte. Ganz langsam, auf das Schlimmste gefasst wandte er sich um. Die Furcht pumpte den Sauerstoff und das Blut in seine Gefäße, die er wohl gleich zur Flucht würde einsetzen müssen. Da war der Beweis! Er hatte sich nicht geirrt. Eine Frau stand hinter ihm, vielleicht zehn Meter von ihm entfernt. Er reichte der Erscheinung etwa bis zur Brust. Wenn er nicht solche Angst gehabt hätte, wäre ihm die Schönheit der geheimnisvollen Unbekannten mit den Grünen Augen, dem langen blonden Haar und dem wallenden weißen Kleid sicherlich noch mehr ins Auge gestochen. Doch das eigentlich beunruhigende war der Schwarzbär, der sich vor der großen Frau postiert hatte und angriffslustig seine Zähne fletschte. Wie eine Bürste stellte das Untier seine Nackenhaare auf und schien bereit zum Sprung.
    „Hinfort mit dir“, rief die junge Frau in gebieterischem Ton und Thorben ließ sich das nicht zweimal sagen. Er nahm die Beine in die Hand und stürmte Hals über Kopf davon. Er nahm gar nicht richtig wahr, wie er geschickt über die Wurzeln am Boden sprang, denn das Trommeln der Bärenpfoten auf dem Waldboden machte ihm unmissverständlich klar, dass er nach wie vor in höchster Not war. In Windeseile hatte er den Schutz der Bäume erreicht, doch rannte er noch eine ganze Weile weiter. Völlig außer Atem lehnte er sich schließlich gegen den Stamm einer hohen Fichte, um wieder zu Kräften zu kommen. Als er sich schließlich umsah, waren sowohl der Bär als auch die Frau verschwunden.
    Noch einmal atmete der Mann tief durch und fuhr sich durch sein lichter werdendes Haar. „Was in Gottes Namen war das nur?“, murmelte er halb laut vor sich hin, doch in seinem Inneren machte sich schon wieder die altbekannte Abenteuerlust breit. Wäre doch gelacht, wenn er der schönen Unbekannten nicht ihre Geheimnisse würde entlocken können.
    Voller Tatendrang, allerdings auch mit der nötigen Vorsicht, begab er sich erneut in Richtung Herz des Waldes.

  • Erinnerte mich am Anfang an das Epos um die listigen Riesenschwestern Ranja und Manja(würde auch zum Titel und Skandinavien passen),aber jetzt scheint die Geschichte mehr in eine "typisch" fantastische Richtung zu gehen, liest sich bisher sehr vielversprechend.

  • Thorben machte also direkt kehrt und versuchte denselben Weg zurück zu gehen, den er gekommen war. Doch es dauerte keine zehn Minuten da erkannte er, wie hoffnungslos das Unterfangen schien. Er war in solch jäher Panik vor dem Bären der jungen Frau davon gestürmt, dass sein Überlebenstrieb solch profane Dinge wie die Umgebung einfach ausgeblendet haben musste.
    Anstelle des gewundenen Pfades, der ihn auf die mysteriöse Lichtung geführt hatte, traf er nun auf einen kleinen Bachlauf, dessen klares Wasser quicklebendig dahin floss. An den Steinen, die aus der kristallklaren Oberfläche ragten, bildete das Wasser kleine Wogen, fast wie richtige Wellen.
    Er verspürte einen großen Durst nach dem wundervoll erfrischend wirkenden Wasser, entschied sich dazu, die Suche für kurze Zeit ruhen zu lassen und wollte sich eben noch zu dem Flüsschen herunter beugen, als eine Stimme hinter ihm ihn erstarren ließ. Es war eine weibliche Stimme, die zwar freundlich aber auch bestimmt eine Mahnung an ihn aussprach.
    „An deiner Stelle würde ich mich von unseren Heiligtümern fernhalten. Unsere Priesterin Tora mag es nicht besonders, wenn sich Fremde in die Nähe ihres Altares begeben. Und auf Männer ist sie leider auch nicht besonders gut zu sprechen.“
    Erschrocken sprang Thorben auf und fuhr blitzschnell herum. Vor ihm stand eine weitere junge Dame, die allerdings deutlich kleiner war als die Erscheinung, die er auf der Lichtung gehabt hatte. Das Mädchen wirkte noch recht jung, war vielleicht zwanzig und hatte sich ihr langes, blondes Haar zu einem hübschen Zopf geflochten. Sie hatte veilchenblaue Augen und war wie die erste Dame, der er heute begegnet war, in ein weißes, wallendes Kleid gehüllt, das ihre Brust sanft anwölbte. Und ihre grazilen Arme waren mit allerlei Armreifen geschmückt.
    Trotzdem war auch diese Frau im Verhältnis zu Thorben, der kein kleiner Mann von fast 1,90 Metern war, sehr groß. Sie konnte ihm beinahe in die Augen schauen.
    Nachdem er den Schock ihres plötzlichen Auftauchens überwunden hatte, brannte ihm die Neugierde wie ein Feuer unter der Haut.
    „Erst einmal möchte ich mich bei dir entschuldigen“, begann er hastig. „Es war bestimmt nicht meine Absicht, irgendwelche Heiligtümer zu besudeln. Aber ich hatte einfach keine Ahnung, dass ich mitten im Wald auf irgendeine Kultstätte stoße. Ich heiße übrigens Thorben und mache jedes Jahr in dieser Gegend Urlaub.“
    Er sah erleichtert, dass die junge Frau ein sanftes Lächeln auf ihr hübsches Gesicht zauberte und er wusste sogleich, dass er nicht in Schwierigkeiten war.
    „Nun, dann freue ich mich, dich kennen zulernen. Mein Name ist Darya und ich bin die jüngste Tochter unseres Stammes. Wir leben schon seit Jahrhunderten fernab von den Städten und Dörfern der anderen Menschen und richten unser Leben ganz nach den Geboten unserer Herrin, der Göttin Freya aus.“
    Freya, dieser Name rührte etwas im Gedächtnis Thorbens. Er meinte sich entsinnen zu können, dass es sich dabei um die altnordische Göttin der Liebe handelte.
    „Wie bitte, willst du mir damit sagen, es gibt einen Stamm von Frauen, die seit Jahrhunderten alleine in diesen Wäldern leben und ihren uralten Gepflogenheiten nachgehen?“
    Darya nickte lächelnd ob seiner Ungläubigkeit. „Ganz recht. Die Göttin hat uns einst mit der Unsterblichkeit gesegnet. Ich würde dir ja gerne mehr über die Geschichte unseres Stammes verraten, aber ich fürchte, das wird nicht so ohne weiteres gehen.
    Ich denke, ich muss dich zu unserer Anführerin Yra bringen. Sie wird entscheiden, was zutun ist, nun da du unsere geheime Kultstätte entdeckt hast. Leider wird sie im Moment sehr von ihrer besten Freundin beeinflusst, die nicht gerade gut auf Männer zu sprechen ist, um es vorsichtig auszudrücken. Von daher will ich zumindest versuchen, mich vor dich zu stellen in der Hoffnung, Yra davon überzeugen zu können, dass du keine Gefahr für unseren Stamm darstellst. Auch wenn ihre Freundin Alva mit Sicherheit alles daransetzten wird, sie vom Gegenteil zu überzeugen.“
    Thorben war verwirrt. Alles ging so plötzlich. „Aber was hat Alva denn gegen Männer? Und was droht mir denn schlimmstenfalls?“
    „Der Tod“, sagte Darya mit bitterem Ernst und ihre blauen Augen nahmen einen traurigen Glanz an. „Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass unsere Göttin dies wirklich gutheißen würde, aber Alva ist eine sehr einflussreiche Frau. Sie ist fast so groß wie unsere Anführerin und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen sie strebt schon lange danach, noch einmal zu wachsen und Yra von ihrem Thron zu stürzen. Aber ich kann es nicht beweisen und ernst nehmen würden mich die anderen Frauen ohnehin nicht. Immerhin bin ich die Jüngste von uns und was noch schlimmer ist, ich bin die Kleinste.“
    Thorben glaubte er habe sich verhört. Er schaute sich das Mädchen an, das fast so groß war wie er selbst. Wie war das nur möglich? Wie konnten die Frauen eine solche Körpergröße besitzen, wenn bereits die Kleinste von ihnen beinahe so groß war wie er selbst? Und jäh erinnerte er sich an den flüchtigen Blick, den er auf die Priesterin Tora hatte erhaschen können, ehe ihr Bär ihn von der Lichtung scheuchte. Er war ihr lediglich bis zur Brust gereicht. Wie groß Yra und Alva dann wohl sein mochten?
    „Und wie willst du mich dann vor Alva beschützen, wenn sie so groß und mächtig ist?“, fragte Thorben mit einem Anflug von Furcht in der Stimme.
    Mit einem Mal leuchteten die veilchenblauen Augen auf und er meinte, eine gewisse Gier in ihnen sehen zu können.
    „Es gibt nur eine Möglichkeit, das zu erreichen. Ich muss größer werden und kann vielleicht auf diese Weise versuchen, die anderen Frauen im Dorf davon zu überzeugen, dass Männer nicht immer schlecht für uns sein müssen, wir sie vielleicht sogar doch brauchen, um den Willen unserer Göttin zu erfüllen.“
    Thorben war verzweifelt. Er wollte wissen, was die Männer einst Darya und ihrem Stamm angetan hatten, warum die Frauen so groß waren und noch vieles mehr brannte ihm auf der Seele. Doch Darya winkte ab.
    „Genug!“, rief sie resolut und richtete sich zu voller Größe auf, als er seine Fragen stellen wollte. Herrisch blickte sie ihm beinahe in die Augen und kam immer näher. In Thorben wuchs der Drang davonzulaufen, doch er brachte es nicht mehr rechtzeitig über sich.
    „Alles zu seiner Zeit, ich will jetzt endlich wissen, was für eine Auswirkung du auf mich haben wirst.“
    Sie trat vor und breitete die Arme aus. Thorben wollte abwehrend die Hände heben, denn er wusste nicht, was das Mädchen vorhatte. Doch es war bereits zu spät. Sie schaffte es ihn in eine Umarmung zu zwingen, die stürmisch aber zugleich auch seltsam sanft war.
    Sie drückte ihn mit aller Kraft an sich und das Unglaubliche begann. Er spürte, wie Darya begann Wärme auszustrahlen und es gelang ihr, immer größeren Druck auf ihn auszuüben. „Oh ja, das muss es sein“, hauchte das Mädchen lustvoll und schloss ihre veilchenblauen Augen. Thorben bekam die helle Panik, versuchte sich aus ihrer Umarmung zu lösen, doch er hatte keine Chance mehr. Sie war viel stärker als er.
    Und dann begann sie zu wachsen. Ein gewaltiger Ruck ging durch ihren Körper und ihre Augen waren nun oberhalb der seinen, doch das war noch nicht alles.
    Sie drückte ihn nach wie vor ganz fest an sich und er spürte, wie seine Füße wenig später den Bodenkontakt verloren. Alles an dem jungen Mädchen wurde immer größer, ihr Gesicht, ihre Hände und vor allem ihre Kraft. Thorben entwuchs der Umgegend scheinbar ebenfalls, doch in Wirklichkeit baumelten seine Füße hilflos in der Luft. Als es endlich aufhörte, öffnete Darya ihre großen Augen und stellte Thorben vorsichtig auf dem Boden ab.
    Es war beängstigend und beeindruckend zu gleich. Ihr Kleid war durch den massiven Wachstumsschub völlig zerfetzt und nur ihre Unterwäsche hatte ihn überstanden.
    Ihr Busen quälte sich nun in einem weißen Büstenhalter und ihr hellhäutiger Bauch und ihre Hüften waren noch von vereinzelten Stofffetzen verhüllt. Geschickt schälte sie sich aus den Resten ihres Kleides und kam anschließend auf ihn zugeschwebt. Mit triumphalem Lächeln hüllte sie ihn in ihren großen Schatten und ragte wie eine Wand vor ihm auf. Zusätzlich stemmte sie die Hände in die Hüften, um ihren Erfolg noch weiter zu untermauern. Thorben hatte das Gefühl, er würde in ein tiefes Loch fallen als er registrierte, dass er Darya nur noch bis zum Bauchnabel reichte.
    Das Mädchen war nun groß genug, um alles mit ihm anstellen zu können und er wusste nicht, was ihm bevorstand, wenn sie ihn nun tatsächlich in ein Dorf weiterer, großer Frauen brachte, von denen zumindest eine offen feindselig gegenüber Männern eingestellt war…

  • Woah. Ich hatte erwartet das du die Story wieder langsam und behutsam aufbaust, stattdesssen kommst du mit sowas Intensivem ums Eck. (Nicht das es mich stören würde)

    Ehrlich gesagt hab ich die Vermutung das Darya sich rasch zur Größten ihres Stammes mausert.

  • Teil III

    Thorben hatte große Angst, was wohl als nächstes geschehen würde. Wie konnte das nur möglich sein? Das ein Mädchen vor seinen Augen zu einer kleinen Riesin heranwuchs und dabei offenbar auch noch zutiefst befriedigt wurde.
    Er wich vor ihr zurück, doch sie kam langsam auf ihn zugeschritten, offenbar bereit dazu, ihn im Falle eines Falles an einer Flucht zu hindern.
    „Du entkommst mir nicht“, flötete Darya zuckersüß und breitete wieder ihre Arme aus und zog ihn heran. Sanft drückte sie ihn gegen ihren Bauch und streichelte ihm über den Rücken. Dann ging sie in die Knie, sodass ihre Augen in etwa wieder auf der Höhe der seinen waren. Sein Herz schlug schon wieder rasend schnell und ein Gefühlscocktail aus Furcht und Erregung brodelte in ihm, als die Frau ihn mit einem Male küsste. Sie schloss die blauen Augen und gab ihm einen schüchternen Kuss, wie man ihn von einer so großen Frau mit all dieser Kraft gar nicht erwartetet hatte. Thorben war wie gelähmt. Da war er gewesen, der erste Kuss seines Lebens. Erneut breitete die Riesin ihre Arme aus und drückte ihn nun gegen ihre Brust, blieb auf den Knien und küsste ihn erneut, nun aber heftiger und leidenschaftlicher. Und endlich zeigte Daryas Zuneigung Wirkung. Die Angst Thorbens wich einem Glücksgefühl, das er noch nie zuvor in seinem Leben verspürt hatte. Er genoss die Kraft der jungen Frau, ihre schlanken, grazilen Hände mit den nun sehr langen Fingern, die ihm sanft den Rücken streichelten und sein Haar zersausten. In diesem Moment hatte sie jegliche Bedrohlichkeit verloren.
    Darya küsste und kuschelte mit ihm noch eine Weile weiter, doch dann erhob sie sich wieder und strahlte erneut auf ihn herunter. Doch ihr Lächeln war nun nicht mehr nur triumphierend, es war auch äußerst liebevoll geworden.
    Die Riesin atmete noch einmal tief durch und strich sich das Haar aus dem Gesicht, ehe sie wieder das Wort ergriff. „Ach, war das wundervoll“, seufzte sie, „aber ich fürchte, ich muss dich nun zu meinem Stamm bringen, damit Yra entscheidet, was mit dir geschehen soll. Ich muss sagen, von dir geht absolut keine Gefahr für uns Frauen aus, du scheinst dein Herz am rechten Fleck zu haben, das kann ich spüren.“
    Thorben wusste nicht, was er antworten sollte. Er war sich ja nicht einmal über seine Gefühle so recht im Klaren. Wenn er nun hoch in Daryas Gesicht blickte, verspürte er eine brennende Hitze, die ihm ins Gesicht schoss und er sehnte sich erneut, zum Spielball ihrer sanften Liebe zu werden. Sie schien ihm zumindest wohl gesonnen, wenn er ihr nicht sogar noch mehr bedeutete. Außerdem war es ohnehin sinnlos vor einer Frau davon zu laufen, die in etwa doppelt so groß war wie er. Also würde er ihr wohl oder übel fürs Erste vertrauen müssen.
    „Nun gut Darya. Ich werde dir folgen. Eine andere Wahl scheinst du mir ohnehin nicht zu lassen. Und da du mich bereits ohne weiteres hättest töten können, scheinst zumindest du nichts Böses im Schilde zu führen, ich hoffe, das trifft auch für den Rest der Frauen deines Stammes zu…“ Auch wenn ich da nicht so optimistisch bin, dachte er sich anschließend noch.
    Doch Darya schloss seine Hand in ihre und führte ihn selbstsicher weiter direkt in das Herz des Waldes. „Keine Angst, ich werde dich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln beschützen“, gab Darya zur Antwort und zwinkerte ihm im Gehen zu. Er musste fast Rennen, um mit der großen Frau mitzuhalten. Sie klang ehrlich und es war sehr beruhigend, wie groß ihr Selbstbewusstsein in diesem Moment wirkte. Nach etwa zehn Minuten stießen die beiden wieder auf einen Pfad, der dem ersten glich, der Thorben an diesem Tage bereits auf die Lichtung geführt hatte.
    Und dort auf diesem kleinen Feldweg stand eine Gestalt, die hohe Gestalt einer jungen Frau, an deren Fersen ein Bär klebte. Obwohl sie noch einige hundert Meter entfernt war, wusste Thorben sofort, dass es sich um dieselbe Dame handelte, die ihn von der Lichtung gejagt hatte.
    Darya winkte die andere Frau mit ihrer freien Hand fröhlich zu sich heran.
    „Tora, ich bin es, Darya. Komm und schau dir an, was dieser kleine Wicht wundervolles vollbracht hat.“
    Daryas Stimme war unglaublich mächtig, und einige Krähen schwangen sich krächzend von den Wipfeln der Tannen umher in die Lüfte, die sich offenbar von dem Lärm belästigt fühlten. Tora die Priesterin kam in ihrem wallenden Kleid auf die beiden zugeschritten und wurde immer größer. Schließlich stand sie direkt vor den beiden und schien mehr als nur milde beeindruckt. Sie machte große Augen, als sie hoch in Daryas Gesicht schaute, der sie gerade bis zur Brust reichte. Ihr Bär hingegen schaute Thorben unverwandt an, zeigte dieses Mal aber kein Anzeichen der Aggression.
    „Meine Güte Darya“, sagte Tora matt und fuhr mit der Hand über ihre Brüste und über ihren Bauch und Darya musste dabei leise kichern. „Du bist tatsächlich gewachsen. Nach all den Jahren mal wieder ein Wachstumsschub. Das ist unglaublich. Wie hast du das vollbracht.“
    Darya wies lächelnd auf Thorben, den sie noch immer bei der Hand hielt und in dessen Gesicht erneut die Hitze stieg. Tora fixierte ihn mit ihrem hübschen Gesicht und ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte.
    „Sieh mal einer an. Du bist doch der kleine Mann, den ich heute schon von der heiligen Lichtung gejagt habe. Bei Freya, du hast unsere Darya so groß gemacht?“ Thorben nickte schüchtern, zuckte aber kurz darauf die Achseln. „Nun ja, ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe, eigentlich hat mich Darya nur umarmt und dann ging alles ganz schnell. Ich kann es mir auch nicht so recht erklären“, stammelte er und fürchtete sich erneut. Weniger vor Tora, als vor ihrem wilden Bären, der aber noch immer völlig ruhig an der Seite seiner Gebieterin stand.
    „Tatsächlich bringt also ein Mann wieder Bewegung in unsere festgefahren Situation“, sagte Tora mehr zu sich selbst, als zu den beiden anderen. „Erstaunlich, wahrhaft erstaunlich. Ich denke, du solltest diesen Umstand umgehend Yra melden, Darya. Sie wird sich sicher sehr für ihn interessieren und sieh lieber zu, dass Alva ihn nicht in die Finger bekommt. Du weißt ja, wie sehr sie Männer verachtet. Ich muss gestehen, ich hätte selbst nicht mit dieser Wendung gerechnet, aber scheinbar gibt es auch Männer, die gut für uns sein können. Wie dem auch sei, ich möchte mich bei dir dafür entschuldigen, dich heute Morgen so sehr erschreckt zu haben…?“
    Sie wusste seinen Namen natürlich noch nicht.
    „Thorben“, ergänzte er scheu und drückte sich ganz fest an Darya, die ihm zunehmend etwas innere Sicherheit gab. Aber er war auch erleichtert. Auch die Priesterin Tora schien zwar vor ihrer Begegnung ein schlechtes Männerbild gehabt zu haben, war aber auch gleichzeitig nicht so davon besessen, um ihre Meinung nicht doch noch ändern zu können.
    Er hätte viel dafür gegeben, damit Yra die Anführerin der Frauen sich auch als so gnädig herausstellen würde…

  • Kurz bevor Darya und Thorben nach etwa einer halben Stunde seit dem Abschied von Tora der Priesterin das Dorf erreichten, machte die Riesin noch einmal Halt und wandte sich ihrem kleinen Schützling zu. Die Art und Weise, in der die veilchenblauen Augen auf ihn herabsahen machte ihm deutlich, dass das Mädchen sich selbst nicht sicher war, was nun alles geschehen könne. Er spürte eine schnell anwachsende Furcht und umklammerte panisch ihr Bein. Darya fuhr im besänftigend mit ihrer großen Hand durchs Haar und flüsterte beschwichtigend auf ihn ein.
    „Ich weiß, dass du jetzt große Angst hast vor dem, was nun kommt. Meine Schwestern mögen mächtig sein, aber ich ja bei dir. Ich bin jetzt endlich nicht mehr die Kleinste, messe sicherlich über drei Meter und da du mir diesen großen Dienst erwiesen hast und weil ich dich einfach liebe, werde ich alles daran setzen, dich zu verteidigen, mein kleines Baby.“
    Sie ging in die Knie und küsste ihn auf die Stirn. Thorben lief feuerrot an und zitterte. Tränen traten in seine Augen und er wusste nicht mehr, was er sagen sollte. „Du… liebst mich? Ich weiß nicht was ich sagen soll. Noch nie hat mir jemand etwas so schönes gesagt und erst recht nicht eine so hübsche Frau. Ich bin… überwältigt.“
    Danach versagte ihm seine Stimme den Dienst und er musste hemmungslos Schluchzen. Zum ersten Male in seinem Leben war er wirklich glücklich aber die Bedrohung, die nun in Form der anderen Frauen auf ihn wartete, ließ dieses Gefühl nicht richtig zur Geltung kommen. Thorben war völlig verzweifelt. Doch Darya stand nun wieder auf und richtete sich zu voller Größe auf. „Sieh mich an mein Baby.“ Ihre Stimme klang entschlossen und eindrucksvoll und Thorben war so beeindruckt von der Macht, die sie nun ausstrahlte, dass er vor lauter Ehrfurcht aufhörte zu weinen. „Bei Freya so lange ich bei dir bin, wird dir niemand auch nur ein Haar krümmen können, das garantiere ich. Und nun lass es uns hinter uns bringen. Danach werden wir ja sehen, was passiert.“
    Sie nahm ihn entschlossen bei der Hand und eilte schnellen Schrittes den Pfad entlang, auf dem sie die ganze Zeit gegangen waren. Nach wenigen hundert Metern kam eine riesige Holzpalisade in Sicht, deren Öffnung den Blick auf eine weite Lichtung freigab. Zwei große Frauen, die mit Speeren bewaffnet waren, flankierten den Eingang zum Dorf. Sie waren in lederne Rüstungen gewandet, die nicht allzu viel von ihren makellosen Körpern bedeckten. Ihre Brust war von einem ledernen Büstenhalter verdeckt und sie trugen kurze Röcke. Bauch und Beine waren hingegen ungeschützt und ihre blasse Haut schimmerte matt im fahlen Licht, das durch die hohen Baumkronen fiel. Als die Kriegerinnen Darya erkannten schien sie ihre Stellung als Wachtposten völlig zu vergessen. Sie warfen ihre Waffen beiseite und kamen den sanften Hügel hinabgestürmt, auf dem das Dorf lag. Darya ließ Thorben los und schloss die erste der anstürmenden Amazonen in ihre Arme. Die Frauenkörper prallten mit einer Wucht aufeinander, dass es einen Ochsen umgeworfen hätte. Und kaum war die erste Kriegerin aus Daryas Umarmung entsprungen, schon kam die zweite Kriegerin herbei und drückte sie herzlich. Als auch sie von Darya abließ, besah sich Thorben der beiden Frauen genauer. Sie waren eindeutig Zwillingsschwestern. Beide blond und mit blauen Augen. Skandinavierinnen, wie sie im Bilderbuch hätten stehen können.
    Als die Kriegerinnen sich etwas beruhigt hatten, fiel der Blick einer der Soldatinnen auf Thorben. Sie sah ihn verwundert an, schien aber keinerlei Anstalten zu machen, ihn anzugreifen. Danach blickte sie wieder auf Darya und ein strahlendes Lächeln zierte ihr hübsches Gesicht. „Bei allem, was mir heilig ist, Darya. Wie hast du das geschafft, wie bist du so groß geworden? Das sind ja fantastische Neuigkeiten. Könnte dies das Ende unserer Wachstumsflaute bedeuten?“
    „Wir können es nur hoffen und es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit das herauszufinden.“ Darya wies auf Thorben und erzählte den Kriegerinnen die Geschichte, wie sie ihn im Wald getroffen hatte und anschließend in der heftigen Umarmung massiv gewachsen war und auch davon, wie Thorben der Priesterin Tora begegnet war.
    Die Kriegerin stand staunend da, den Mund weit offen, bis Darya schließlich geendet hatte.
    Wie auch die Priesterin konnte es die Kriegerin nicht fassen, dass ausgerechnet ein Mann das enorme Wachstum Daryas verursacht haben sollte.
    Die zweite Schwester meldete sich nun auf einmal zu Wort. „Wenn das wirklich stimmt, dass er dich groß gemacht hat könnte das vielleicht auch bei mir funktionieren?“ Die Kriegerin kam Thorben ganz nahe und schaute hoffnungsvoll mit ihren blauen Augen auf Thorben herab. Ihr Bauch ragte wie eine Wand vor ihm auf und ihr lederbedeckter Busen bedeckte Teile ihres Gesichts, als Thorben versuchte, es zu erfassen.
    „Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden“, sagte Darya lächelnd. „Nur zu, Thorben küsse unsere gute Laura nur. Mal sehen, wie sich dein Einfluss auf sie auswirkt.“ Thorben küsste also schüchtern den Bauch des zweiten Mädchens, doch dabei blieb es nicht. Wie schon Darya vor ihr schlang auch Laura den viel kleineren Mann in eine heftige Umarmung, warf ihn zu Boden und küsste ihn wieder und wieder. Wärme breitete sich auf der Haut der Riesin aus, währen die Last, die auf Thorben lag immer schwerer und schwerer wurde. Die Frau wuchs also und stöhnte lustvoll auf. Als sie sich schließlich schwer atmend erhob und ihr langes, blondes Haar über die Schulter warf und auf Thorben herabstrahlte, war das Resultat schier unglaublich. Sechs, vielleicht auch sieben Meter war Laura nun groß und ein strahlendes Lächeln zierte ihr Gesicht. Sie bot Thorben ihre riesige Hand an und zog ihn wieder auf die Füße. Sie war nun so groß, dass ihr Thorben nur noch bis zum Knie reichte, Dennoch schien sie nach wie vor keine Gefahr für ihn zu sein. Im Gegenteil. Laura umarmte Darya erneut und schien enorm dankbar für den Wachstumsschub zu sein. Was Thorben aber am meisten erstaunte war die Reaktion Daryas. Sie schien nicht etwa eifersüchtig zu sein, dass ihr Thorben, dem sie vor einigen Minuten erst ihre Liebe gestanden hatte eine andere Frau geküsst hatte, das genaue Gegenteil schien der Fall zu sein. Sie schien glücklich darüber, dass eine gute Freundin wie sie selbst nun um einiges größer und stärker als zu vor geworden war. Und nach Laura war schließlich auch noch deren Schwester Irina an der Reihe.
    Als auch sie an die sechs bis sieben Meter groß war, griffen die Schwestern wieder zu ihren Speeren und waren bereit dazu, Darya und Thorben in das Dorf zu geleiten. „Yra wird sich sofort mit deinem kleinen Freund hier unterhalten wollen“, sagte Laura begierig. „Keine Angst, kleiner Mann, wir werden nicht zulassen, dass dir Alva etwas antut“, fügte Irina hinzu und so schritt Darya mit ihrem geliebten Thorben an ihrer Seite durch das Tor, flankiert von den beiden riesigen Wachfrauen, die Thorben ein nun stärkeres Gefühl der Sicherheit gaben. Nun hatte er immerhin schon drei Damen auf seiner Seite, die sich voll und ganz für seinen Schutz einsetzen würden. Da musste diese Alva schon ziemlich mächtig sein, dachte er, wenn sie ihm nun noch gefährlich werden wollte.

  • Wow der gute Thorben kommt bei den Damen ja um einiges besser an als erwartet.

    Und das mit der fehlenden Eifersucht ist im zweiten Moment gar nicht mal eigenartig.
    -> Sie kennen keine Mann-Frau-Beziehungen ergo ist auch daraus resultierende Eifersucht obsolet.

  • Darya schritt den dreien voran durch die Lücke im Palisadenwall und die beiden Wachfrauen Laura und Irina schirmten Thorben zu den Seiten ab. Auf diese Weise von seinen Beschützerinnen flankiert, fühlte er sich doch einigermaßen sicher, als er durch das Tor trat.
    Er war auch gespannt darauf, wie es wohl in einem Dorf riesiger Frauen aussehen mochte, die mitten im Wald lebten.
    Doch seine Enttäuschung war zunächst groß. Es gab keine großen Blockhäuser oder andere Behausungen, scheinbar schienen die Frauen vielmehr unter freiem Himmel zu leben und auf diese Weise im vollen Einklang mit der Natur zu sein. Hinter dem Palisadenwall lag eine weite Fläche, auf der circa vierzig Frauen auf Steinen saßen und miteinander plauderten, wieder andere arbeiteten an riesigen, steinernen Arbeitstischen an Schmuckstücken oder Kleidung und einige lagen auch einfach nur faul im Gras herum und ließen sich die Morgensonne auf die leicht bekleideten Körper scheinen. Als eine der Frauen aber Darya erblickte und daraufhin freudestrahlend aufschrie, änderte sich die ruhige Alltagsszene tumultartig. Die Frauen sprangen allesamt auf und kamen auf Darya zugestürmt, um sie nacheinander zu umarmen oder auf andere Art und Weise zu herzen und zu beglückwünschen. Die Erde bebte unter dem Gewicht der anstürmenden Frauen, die alle zwischen drei und sieben Metern groß waren. Jedenfalls hätten sie Thorben allesamt mühelos schwer verletzen, vielleicht sogar auch töten können.
    Nachdem sich die Frauen wieder ein wenig beruhigt hatten, wurde natürlich vielfach erneut die Frage gestellt, wie es dem Nesthäkchen gelungen war, endlich ein wenig an Größe zuzulegen. Darya lächelte aber nur und wies auf Thorben und dem wurde schlagartig wieder Angst und Bange. Einige der Frauen zischelten bösartig, andere warfen ihm feindselige Blicke zu. Und wieder andere schauten einfach nur besorgt drein. Laura und Irina traten ganz nahe an Thorben heran. Sie warfen einen schützenden Schatten auf ihn und er stellte erleichtert fest, dass die beiden zu den größten Frauen zählten.
    „Aber Darya, du weißt doch, dass du nicht einfach einen Mann mit in unser Dorf bringen kannst“, sagte eine der wenigen, dunkelhaarigen Frauen in ängstlichem Ton.
    „Das hat Yra zu entscheiden“, sagte Darya forsch und winkte ihre beiden Freundinnen heran, damit sie ihr folgten. Darya schritt durch einen zweiten Palisadenwall, der Thorben vor lauter Furcht erst jetzt aufgefallen war. Scheinbar war dies der Sitz der Herrscherin Yra. Die anderen Frauen wagten es nicht, ihnen zu folgen, sodass nur noch Laura und Irina hinter Thorben durch das innere Tor traten. Selbst über Daryas Kopf hinweg war die Lehne des steinernen Thrones noch mühelos zu sehen, der sich hinter dem inneren Palisadenwall befand. Darauf saß eine blonde Amazone mit kalten, grauen Augen. Sie war in einen blauen Schleier gehüllt, der allerdings vor allem in der Bauch- und Hüftgegend sehr viel Haut unbedeckt ließ. Dafür zierte ein goldenes Diadem mit einem mächtigen Saphir das Haupt der Schönheit. Neben ihrem Thron stand eine weitere Riesin. Sie war Schwarzhaarig, besaß feuerrote Lippen und grüne Augen. Auch sie war in einen ähnlichen Schleier gehüllt wie die Frau auf dem Thron, jedoch war der ihre von feuerroter Farbe. Diese Frau war von solch atemberaubender Schönheit, dass es Thorben fast den Atem verschlug und nicht nur das. Sie war sicherlich an die fünfzehn Meter groß, sodass er ihr gerade bis zum Fußknöchel reichte. Die Frau auf dem Thron erhob sich nun vor Darya und verdunkelte dabei die Sonne, so groß war sie. Sie überragte sogar die Frau an ihrer Seite noch ein wenig. Siebzehn Meter maß sie vielleicht. Und sie schien stolz auf das zu sein, was sie darstellte. Doch im Augenblick war sie eindeutig auch in Rage.
    „Was in Freyas Namen hat dieser Aufruhr zu bedeuten, Darya. Wieso störst du mich?“
    Darya erzählte voll ausschweifend von der Geschichte, die sich am heutigen Tage zugetragen hatte und nannte ihr Gegenüber ehrfurchtsvoll Königin Yra. An der Stelle, an der Thorben und das Wachstum ins Spiel kamen, weiten sich die grauen Augen Yras vor Überraschung.
    Nachdem Darya geendet hatte, schien die Herrscherin eine ganze Weile nach Worten zu ringen.
    „Nun, das ist in der Tat eine interessante Geschichte. Du bringst einen Mann mit in unser Dorf und wächst gleichzeitig um einige Meter und meine beiden Torwächterinnen noch dazu. Eigentlich sollte ich dich töten lassen und deinen Begleiter gleich mit, denn du hast gegen unser oberstes Gebot verstoßen, keine Männer in dieses Dorf zubringen. Aber, das Wachstum… nun, das ändert natürlich alles.“
    Thorben nahm all seinen Mut zusammen und trat vor, um sich neben Darya zu stellen. Er spürte, dass sie nun seine Unterstützung brauchte und er wollte nicht, dass sie seinetwegen in Schwierigkeiten geriet. „Königin Yra“, begann er und verneigte sich tief und ehrfurchtsvoll vor den riesigen Füßen dieser Frau. Die vor ihm lagen. Er wagte nicht, nach oben in ihr Gesicht zu blicken, also schaute er auf die gewaltigen, blanken Füße vor ihm. „Ich möchte Euch nur versichern, dass es niemals meine Absicht war, Euren Stamm in irgendeiner Weise zu stören, oder heilige Regeln zu brechen. Eigentlich wollte ich nur einen Waldspaziergang machen, um mich ein wenig zu entspannen, muss dabei aber aus versehen auf Eure heilige Lichtung getreten sein. Bitte, tut Darya nichts an. Ich will nicht, dass sie irgendwo hineingezogen wird, wofür sie nichts kann. Wenn es sein muss, bestraft mich, aber lasst das arme Mädchen laufen.“
    Dann versagte ihm die Stimme. Er realisierte seine Worte erst lange nach dem sie schon verstummt waren. Es folgte ein betretenes Schweigen von allen Seiten mit einer Ausnahme. Darya seufzte liebevoll auf. „Ach Thorben, das war so unendlich süß von dir.“ Sie bückte sich zu ihm herunter und Thorben sah gerade noch rechtzeitig auf. Sie gab ihm einen satten Kuss auf die Wange, der nicht ohne Folgen blieb. Sie schloss die Augen und stöhnte erneut lustvoll auf. Langsam wurde das Mädchen noch größer. Ihr Nabel wanderte nach oben aus Thorbens Blickfeld und er spürte eine steigende Zuneigung zu Darya mit jedem Zentimeter, den sie wuchs. Der Prozess endete, als er bereits unter ihr stehen konnte. Darya musste also in etwa viereinhalb Meter groß sein. Sie öffnete die veilchenblauen Augen wieder, atmete noch einmal tief durch und trat anschließend zur Seite, damit Yra ihr Urteil sprechen konnte.
    Thorben wandte seinen Blick schweren Herzens von Darya ab und richtete ihn wieder zur Erde, sich innerlich auf das Schlimmste vorbereitend. „Das reicht, ich habe genug gesehen“, rief Yra mit donnernder Stimme. „Sieh mich an, kleiner Mann!“, befahl die Herrscherin und Thorben spürte, wie Darya ihre Arme um seine Taille schlang, um ihn Huckepack zu nehmen. Sie trat ein paar Schritte zurück, damit Thorben sich nicht den Hals ausrenkte, um nach oben in das Gesicht der Königin zu blicken.
    „Ich habe meine Entscheidung getroffen, was mit dir geschehen soll. Du wirst bei uns bleiben und uns in unserem Bestreben unterstützen, endlich nach all den Jahrhunderten wieder größer zu werden. Darya, du trägst die Verantwortung, dass dieser Mann sich nicht an den Frauen vergreift. Wenn mir auch nur die kleinste Übertretung zu Ohren kommt, lasse ich euch beide töten. Laura, Irina, ihr beiden lasst mir diesen Mann ebenso wenig aus den Augen. Und was dich angeht, kleiner Wicht. Ich muss sagen, auch wenn du ein Mann bist, bewundere ich doch deinen Mut in dieser Situation. Du bist für Darya eingestanden und hast mir vor meinen Augen präsentiert, dass du für mein Volk zu sehr von Nutzen bist, als das wir dich gleich töten sollten. Von daher gestatte ich dir, eine Frage zu stellen.“
    Was hatten die Männer den Frauen des Dorfes einst angetan? Doch noch bevor Thorben seine Frage stellen konnte, fiel sein Blick auf die Schönheit neben Yras Thron. Er hatte eine schreckliche Vorahnung wer sie sein musste. Und als sie schließlich den Mund öffnete um etwas zu sagen ahnte er bereits, dass es nichts Gutes für ihn bedeuten mochte…

  • Teil VI


    Natürlich, diese Frau, die dort wie eine Adjutantin neben
    Yras Thron stand und nahezu ihre fantastische Größe besaß… es musste sich um
    Alva handeln.

    Er hatte vieles erwartet, nur nicht, dass ihre Stimme trotz
    ihrer Verachtung im Tonfalle dennoch zugleich derartig verführerisch klang.

    „Nicht so vorschnell, kleiner Mann“, mahnte Alva und ihre
    Augen verengten sich zu Schlitzen. Gleichzeitig spielte ein teuflisches Lächeln
    um ihren Mund. Thorben, noch immer auf Daryas Schultern sitzend, stockte der
    Atem. Er war hin und her gerissen zwischen Faszination, kalter Angst und
    zahllosen anderen Gefühlen, doch nun, da Alva ihren Monolog begann, sollten
    Furcht und blankes Entsetzen rasch die Oberhand gewinnen.

    Alva sprach für ihre Größe leise, aber dennoch sehr gut
    vernehmlich. „Yra scheint mir ein wenig zu gnädig mit dir gewesen zu sein. Ich
    kann mir schon denken, was du wohl fragen wolltest. Es kann nur die Frage nach
    dem Warum gewesen sein. Nun, ich sage dir warum wir Frauen so groß geworden
    sind. Freya, unsere Herrin hat uns mit Unsterblichkeit und dieser Größe
    gesegnet, damit wir vor den skrupellosen Bestien, die sich Männer schimpfen,
    endlich geschützt sind. Weißt du was die Männer unseres Dorfes einst uns armen
    Frauen angetan haben?“ In Alvas Tonfall mischte sich Häme. Thorben, wie
    gelähmt, schaute nach wie vor in ihr riesiges, aber zugleich wunderschönes
    Gesicht. Alva warf ihren großen Kopf in den Nacken und ließ ein verächtliches Lachen
    verlauten. Als sie den Blink wieder zur Erde richtete, war ihr Gesichtsausdruck
    sogar noch boshafter.

    „Oh, natürlich weißt du es nicht“, spottete sie. „Dann will
    ich es dir verraten. Die Männer unseres Dorfes haben sich in eine Art
    religiösen Wahnsinn hineingesteigert. Sie haben sich ihren eigenen Kriegsgott
    geschaffen und vor jeder Jagd oder jedem Raubzug, den sie gegen benachbarte
    Dörfer gerichtet hatten, haben sie ihn mit dem Blut ihrer Frauen milde
    gestimmt. Kannst du dir das vorstellen, kleiner Mann? Von all der häuslichen
    Gewalt und den Vergewaltigungen will ich ja noch gar nicht anfangen. Und dann
    kommst du kleiner Wicht nach all den Jahren und meinst von uns geplagten Frauen
    noch etwas erwarten zu können?“, giftete ihn Alva an. Als Thorben nicht
    antwortete, brüllte Alva derartig laut, dass es ihm in den Ohren wehtat und die
    Erde zu beben schien.

    „Na los, antworte mir, du Wicht!“, kreischte Alva noch
    lauter. Thorben aber konnte nicht. Er schaute zu Boden und fing hemmungslos an
    zu weinen. Darya, die die letzten Minuten wie in Paralyse verharrt hatte und
    auch Laura und Irina wachten nun endlich auf. Darya stellte Thorben auf dem
    Boden ab, streichelte ihm noch einmal tröstend durchs Haar. Danach baute sie
    sich vor Alva auf, flankiert von den Zwillingsschwestern, die nun ihre Speere
    gegen Alva erhoben.

    „Thorben kann doch gar nichts dafür. Das alles war vor so
    vielen hundert Jahren. Und als ich ihn geküsst habe konnte ich genau spüren,
    wie sensibel und unschuldig er ist“, kreischte Darya nicht minder laut zurück
    und Thorben, der eingeschüchtert am Boden saß, konnte nun Sturzbäche von Tränen
    sehen, die aus viereinhalb Metern Höhe von Daryas hübschem Gesicht auf die Erde
    herab fielen.

    „Ganz genau, Darya hat Recht. Ich konnte die Unschuld dieses
    Mannes auch spüren, als ich ihn geküsst habe und außerdem hat er uns alle größer
    gemacht und alleine aus diesem Grunde hat er es nicht verdient, zu sterben“, stimmte
    Laura zu und Irina nickte eifrig. Doch was nun geschah, war einfach erschreckend.
    Alva spuckte eine gewaltige Ladung Speichel zu Boden und wurde nun rasend. Thorben
    stellte erschrocken fest, dass selbst die Wachschwestern ihr kaum zum Bauch
    reichten und als die fünfzehn Meter Frau sich schließlich in Bewegung setzte,
    zitterte die Erde unter ihrem massigen Körper.

    „Ach, ich diskutiere jetzt gar nicht lange mit euch dreien
    herum. Ihr habt unseren Stamm entehrt und habt dasselbe Schicksal verdient wie
    dieser Mann. Um euch kümmere ich mich, wenn ich mit ihm fertig bin.“

    Ihre riesige Hand holte von weit hinter ihrem Kopf aus und
    fegte die drei kleineren Frauen mit einem Streich beiseite. Sie flogen ein
    gutes Stück durch die Luft und landeten mit einem lauten Aufprall im Gras,
    ächzend vor Schmerz.

    Thorben war entsetzt und er weinte schon wieder. Gleichzeitig zitterte er wie
    Espenlaub war aber dennoch unfähig, sich zu bewegen. Entkommen wäre er der
    riesigen Alva vermutlich so wie so nicht.

    Als die Riesin ihn in ihren gigantischen Schatten hüllte und
    wie ein flammender Racheengel über ihm stand, ballte sie ihre große Hand zu
    einer mächtigen Faust.

    „Ich habe dir eigentlich gar nicht viel mehr zu sagen, du
    Wurm. Ich erledige nur das, wozu diese drei nichtsnutzigen Gören nicht in der Lage
    waren, ich bestrafe dich für deine Dreistigkeit.“

    Und schon schlug sie mit der Faust nach ihm. Wie in Zeitlupe ging die Titan
    dazu in die Knie, um ihn überhaupt mit ihrem Schlag zerschmettern zu können. Die
    Zeit schien nahezu still zu stehen. Thorben hörte wie Darya kreischte, doch sie
    würde ihn nicht mehr rechtzeitig erreichen können. Es schien zu Ende zu sein,
    Thorben wollte eben noch mit seinem Leben abschließen, als alles mit einem Male
    wieder ganz schnell ging.

    Schlagartig war er von einem leuchtenden Schimmer umgebenen
    und als Alvas Faust darauf traf gab es ein fürchterliches Knacken und einen
    Aufschrei der Riesin. Ihre Hand musste gebrochen worden sein und wütend stampfte
    Alva nun auf, heulend vor Schmerz. Die Erde erzitterte unter diesem Stoß
    erneut. Alvas stieß entsetzliche Drohungen gegen Thorben aus, doch ihr Schmerz
    lenkte sie in diesem Moment zu sehr von ihrem Vorhaben ab, um Thorben endgültig
    zu vernichten. Darya, endlich wieder auf den Beinen kam hinter Alvas riesigem
    Umriss hervor, den Thorben noch durch seinen tränenverschmierten Blick erkennen
    konnte.

    Sie hob ihn rasch vom Boden auf und rannte so schnell sie konnte in Richtung
    der Palisade.

    Thorben spürte in ihren Armen, wie sie erneut an Kraft zuzulegen schien, als
    sie mit ihm floh, fast so, als würde sie erneut wachsen. Danach schloss er
    weinend die Augen und war nicht mehr in der Lage zu denken. Er hörte nur den Wind
    in den Ohren pfeifen und spürte deutlich, wie Darya in vollem Sprint aus dem
    Dorf spurten wollte.

    „Worauf wartet ihr noch? Haltet sie auf“, schrie Alvas
    mächtige Stimme weit hinter ihnen, doch Darya rannte gefühlt eine halbe Stunde
    weiter. Dann endlich, schien sich ihr Körper zu beruhigen. Thorben schlug
    erneut die Augen auf und blickte in Daryas wundervolles Gesicht. Auch die
    veilchenblauen Augen waren voller Tränen, als sie stehen blieb und ihn auf dem
    Waldboden absetzte. Thorben war noch eine ganze Weile nicht in der Lage nach
    oben zu schauen. Doch dann schaffte er es, Daryas neue Größe endlich zu
    erfassen. Noch immer schwer atmend stand sie über ihm. Mittlerweile nackt, denn
    ihre Kleidung war dem Wachstum endgültig erlegen, doch dafür war sie nun
    unstrittig so groß wie Laura und Irina, also zwischen sechs und sieben Metern.
    Die Riesin schien sich ebenso ein wenig gefangen zu haben und machte allmählich
    den Eindruck als könne sie kaum fassen, dass Thorben überhaupt noch am Leben
    war. Doch was war mit den beiden Zwillingsschwestern geschehen?

    Beim Gedanken an das Schicksal, das Laura und Irina ereilt
    haben mochte, wurde Thorben schon wieder schlecht vor Angst.

  • Es dauerte noch lange, bis sich die sechs Meter Frau wieder halbwegs beruhigt hatte, ihre Atmung wieder flacher wurde und sie sich die Tränen aus dem hübschen Gesicht wischen konnte. Erst allmählich schien Darya zu realisieren, dass sie auf der Flucht der beiden erneut größer geworden war und als sie das Wort ergriff schwang ein kaum zu überhörender Rachdurst in ihren Worten mit. „Das soll Alva mir büßen. Niemand versucht unbestraft mein kleines Baby zu verletzen oder gar umzubringen, ich schwöre wenn ich erst einmal größer bin als sie dann werde ich…“ Weiter kam Darya nicht, denn sie schien urplötzlich große Schmerzen zu haben. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse und sie stöhnte leise auf.
    „Darya! Was ist los?“, rief Thorben entsetzt und wollte aufspringen, um seiner Geliebten zur Hilfe zu eilen, doch sie winkte mit geschlossenen Augen ab und er sank wieder auf den Boden, hin und her gerissen zwischen Furcht und Verwirrung.
    „Schon gut, ich habe es verstanden, ich wäre um keinen Deut besser, wenn ich mich an Alva rächen würde, ich kann sie nicht auf diese Art und Weise besiegen“, jammerte Darya und ihr Wehklagen wurde immer schwächer. Wenig später war sie wieder in der Lage, die Augen zu öffnen, die schon wieder vor Tränen glitzerten. Dennoch spielte ein leichtes Lächeln um ihren Mund.
    „Was ist denn nun schon wieder, Darya?“, fragte Thorben und schaute nach oben in ihr Gesicht, denn er verstand nun gar nichts mehr. Doch Die Frau wölbte stolz ihre Brust und richtete sich wieder zu voller Größe auf. Wie beeindruckend sie doch aussah. Obwohl völlig nackt wirkte sie in diesem Moment wieder unangreifbar und allmächtig für Thorben und er genoss diesen Anblick zutiefst. „Ich glaube nun ich weiß, wie wir Alva besiegen können, Thorben und ich denke, nur eine Auskunft Toras kann diese Theorie untermauern. Aber was ich eben gespürt und vor meinem inneren Auge gesehen habe, als ich diesen Schmerz ertragen musste, lässt eigentlich wenig Zweifel. Ich glaube ich habe nun verstanden, warum dich Alva nicht töten konnte, ebenso wieso du mich, Laura und Irina so groß machen konntest.“
    Thorben war überrascht und erstaunt. „Ach tatsächlich? Wie das denn so schnell?“
    Doch Darya strahlte nun übers ganze Gesicht und bückte sich, um Thorben wieder vom Boden aufzuheben. „Das erkläre ich dir morgen früh in Ruhe, mein kleines Baby“, sagte sie und drückte ihn liebevoll gegen ihre Brust. Aber ich glaube, du wirst es ohnehin schon bald verstehen. „Aber Darya, was wird denn nun aus Laura und Irina?“, fragte Thorben der noch immer zwischen Sorge und Verwirrung gefangen war. Doch Darya gab ihm einen liebevollen Kuss, der ihm den Verstand vernebelte, einen Kuss, der seinen halben Oberkörper befeuchtete und obwohl sehr klebrig, doch auch wundervoll war.
    „Mach dir keine Sorgen, mein Schatz, Alva wird sie nicht vernichten können, solange sie weiter so von Hass zerfressen ist, das weiß ich nun.“
    Und nach diesen Worten legte sie mit strahlendem Lächeln den Zeigefinger auf den Mund um Thorben zu bedeuten, dass die beiden nun schlafen mussten, um wieder zu Kräften zu kommen nach diesem aufreibenden Tag. Darya legte sich ohne Scham auf den Waldboden und Thorben kam auf ihrem Bauch zur Ruhe. Sie faltete ihre riesigen Hände schützend aber auch resolut genug über ihm um sicherzustellen, dass er ihr über Nacht nicht abhanden kam und sich womöglich noch selbst in Gefahr brachte. Was auch immer Darya gesehen haben mochte, es schien ihr die absolute Gewissheit zu geben, nicht scheitern zu können, solange sie ihren Prinzipien weiter folgte. Und als Thorben in den Schlaf glitt schien es ihm mehr und mehr zu dämmern, wer die treibende Kraft hinter Daryas Wachstumsschüben, und dem Scheitern Alvas bei dem Versuch ihn zu vernichten gewesen war.
    Als der nächste Morgen dämmerte, richtete sich Darya gähnend auf und streckte sich herzhaft. Sie war noch so verschlafen, dass sie gar nicht bemerkte, wie Thorben von ihrem Bauch glitt und sanft auf dem federnden Waldboden landete. Sie setzte ihre großen Hände dazu ein, um sich den Schmutz des Waldes von ihrem makellosen Körper zu wischen und fuhr sich anschließend durch ihr zersaustes Haar. Wie hübsch sie doch aussah, während sie sich in all ihrer Natürlichkeit die Müdigkeit vertrieb, dachte Thorben und spürte schon wieder eine schier unerträgliche Zuneigung zu Darya. Die nahm ihn nun wieder in den Fokus ihrer veilchenblauen Augen und lächelte glücklich.
    „Warum strahlst du denn heute so?“, fragte Thorben verwundert. Doch Darya lächelte liebevoll und herzhaft. „Ach Thorben, ich werde schon bald so groß sein, dass ich dich in meinem Bauchnabel herumtragen könnte. Warte einfach ab was heute geschieht, denn ich habe die ganze Nacht davon geträumt, wie wir über Alva triumphieren, es war wundervoll.“
    Sie seufzte und schloss erneut lustvoll die Augen. „Sie wird nicht gegen unsere Liebe ankommen und weißt du was wir machen, wenn wir sie endlich entmachtet haben? Dann werde ich die größte Frau im Dorf sein und ich werde unsere Lebensweise komplett umkrempeln. Ich werde dafür sorgen, dass die Frauen damit aufhören, guten Männern wie dir zu misstrauen. Ich werde dafür kämpfen, dass wir endlich damit anfangen unsere Größe dafür einzusetzen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ich glaube, ich habe Freya endlich verstanden. Sie wollte nicht, dass wir Männer bis ans Ende aller Tage hassen. Sie hat uns groß gemacht, damit wir die guten und rechtschaffenen Männer in unsere Obhut nehmen und mit ihnen gemeinsam ein neues Imperium der Liebe aufbauen. Ein Imperium, in dem alle Macht nur von den Frauen ausgeht die aber im Gegensatz zu den Männern ihre Macht nicht missbrauchen, um anderen zu schaden oder noch mächtiger zu werden. Nein, Freya will dass wir Frauen unsere Macht dazu benutzen, um die Welt besser zu machen, zum Wohle aller Männer und Frauen. Das war unser Auftrag und durch Alva und ihren Hass haben wir uns davon abbringen lassen. Demnach wurden wir auch mit dieser Wachstumsflaute bestraft. Aber Thorben, du mit deiner naiven, kindlichen Unschuld hast mir die Augen geöffnet und siehe da, ich bin dank dir gewachsen. Das ist die Theorie. Das muss es sein und jetzt müssen wir uns nur noch von Tora die letzte Gewissheit holen.“
    Sie schaute auf ihn herab, schirmte abermals das Licht der jungen Morgensonne gegen ihn ab und wirkte unfassbar mächtig. In den veilchenblauen Augen brannte ein Feuer tiefster Begierde und schließlich konnte sich Darya nicht mehr halten. Ihre warmen und gutherzigen Emotionen gegenüber Thorben gewannen die Oberhand. „Oh Thorben, küss mich!“, schmetterte sie ihm lustvoll entgegen und ihre riesige Hand schlang sich sanft aber auch eilig um seinen Körper. Sie presste ihn gegen ihre Brust und gab ihm einen so starken Kuss, der ihn beinahe in Ohnmacht fallen ließ. Bestimmt zwei Minuten lang ließ sie nicht von ihm ab und Thorben schloss nun ebenfalls die Augen. Die Endorphine regneten in seinem Verstand nieder wie ein Schauer von Sternschnuppen in einer lauen Sommernacht und die Gefühle wurden noch maximiert, als er spürte, wie Darya erneut stärker wurde, ohne ihm auch nur einen Moment lang wehzutun. Sie wuchs weiter, das wusste er.
    Und als es aufhörte, öffnete er die Augen wieder und sah gerade noch rechtzeitig, wie ihn ihre gigantische Hand nun wieder freiließ. Er stand vor ihr auf dem Waldboden und schaute auf.
    Das Ergebnis war fantastisch. Darya musste nun so groß wie Alva sein. Bis zum Knöchel reichte er seiner Geliebten gerade noch, den er auch sogleich mit feuriger Liebe im Herzen umarmte. „Gott sei Dank, jetzt bist du noch mal gewachsen. Jetzt kannst du es mit Alva aufnehmen und ich bin in Sicherheit.“ Thorben weinte vor Erleichterung und Darya hob ihn erneut vom Boden auf und öffnete die Handfläche, auf der er nun mühelos Platz fand auf Augenhöhe.
    „Ganz Recht, nun bist du in Sicherheit“, sagte Darya sanft und mit verschmitztem Lächeln. All die Furcht und die Sorge des Vorabends war durch den Wachstumsschub wie fortgeweht. „Also lass es uns zu Ende bringen Thorben. Wenn wir damit fertig sind, können wir endlich miteinander glücklich werden und müssen keine Angst mehr um dein Leben haben. Und das ist erst der Anfang. Wir werden die Welt zu einem besseren Ort machen, in Freyas Namen.“
    Und so setzte sie ihren Liebling auf ihr Schulterblatt, sodass Thorben sich an ihren langen blonden Haaren festhalten konnte. Sie würde mit Toras Hilfe alles versuchen, um den Willen ihrer Herrin zu erfüllen und im Gegenzug vielleicht sogar eine wahrhaft göttliche Belohnung erhalten…

    Fortsetzung folgt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!