Heute hatte ich zufällig mal wieder eine Idee für eine Geschichte. Ich hoffe, dass der Anfang keine allzugroße Qual ist, aber ich denke mal, dass jedem von euch bewusst ist, worauf das hinauslaufen wird, was ein wenig die Spannung nimmt... Ich hoffe, dass euch die Geschichte trotzdem gefallen wird. Sie wird wieder gentle sein, da mir das einfach lieber ist und später dann auch ein wenig Witz erlaubt. Und keine Sorge, ich habe den magischen Kelch nicht vergessen. Auch da hoffe ich, dass ich bald wieder etwas liefern kann. Da schwirrt auch eine Idee in meinem Kopf, die ich bisher aber nicht vernünftig zu Papier bringen konnte. Jetzt wollte ich aber erst einmal wissen, was ihr von diesem Ansatz haltet.
Das Wundermittel
Hiobs Botschaft
Zum tausendsten Mal schaute Daniel auf der Uhr. Er saß im Warteraum des Krankenhauses. Seine Frau Helena wurde gerade operiert, da sie einen schweren Autounfall gehabt hatte. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass sie ihr Möglichstes tun würden, doch sie konnten ihm nicht versichern, dass sie ihre Verletzungen überleben würde.
Ein betrunkener Mann war bei rot über die Ampel gefahren und hatte das Auto seiner Frau erwischt. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt überlebt hatte. Jetzt kämpften die Ärzte und Helena, damit sie nicht doch noch starb. Daniel hingegen konnte nur warten und beten.
Er war 28 Jahre jung und hatte blonde Haare, die er kurz geschnitten hatte. Er trug seinen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd darunter und einer schwarzen Hose, da er direkt von der Arbeit ins Krankenhaus gekommen war. Doch der Anzug wurde ihm zu warm, weshalb er ihn auszog.
Erneut ging sein Blick zur Uhr. Die Operation dauerte jetzt schon mehrere Stunden und er stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Dagegen konnte auch nichts der Pfarrer tun, der als Seelsorger bei ihm war. Zwar hatte er ihm öfters versichert, dass Gott seiner Frau schon helfen würde, aber das half eben nicht viel, da Daniel nicht an Gott glaubte.
Die Tür zum Saal wurde geöffnet und sofort sprang Daniel auf. Eine Krankenschwester kam heraus und meinte: „Ihre Frau ist sehr stark.“ Doch mehr konnte sie ihm auch nicht sagen. Wenigstens wusste er, dass sie noch am Leben war.
Schon bald setzte er sich wieder hin. Die Zeit verging nur sehr langsam und immer wieder schlichen sich Zweifel in seinen Kopf, dass Helena doch nicht durchhalten könnte. Er wusste nicht, was er dann tun würde. Ein Leben ohne sie, konnte er sich nur schwer vorstellen.
Immer wieder kam Personal aus dem Saal, um ihn zu sagen, dass seine Frau noch am Leben war. Doch in ihren Gesichtern konnte Daniel jedes Mal sehen, dass sich dies auch schnell wieder ändern konnte. Also blieb seine Angst vor ihrem Tod.
Helena war ein Jahr jünger als sie und sie kannten sich inzwischen schon seit zehn Jahren. Gemeinsam hatten sie die Schule beendet, um danach ein Studium an der selben Universität anzufangen. Helena war Lehrerin geworden und er war Informatiker geworden und arbeitete inzwischen für eine Versicherung.
Ihr Leben war bis zu diesem Tag perfekt gewesen und eigentlich hatten sie vor gehabt, bald das erste Kind zu bekommen. Wären sie eher auf diesen Gedanken gekommen, dann wäre dieses Kind wohl jetzt tot. Aber wenn Helena starb, würde es auch so nicht mehr möglich sein.
Ein Arzt riss ihn aus diesen düsteren Gedanken. Er wirkte nicht gerade glücklich. Seine Stimme klang mitfühlend, als er sprach: „Sie können jetzt ihre Frau sehen. Sie befindet sich im künstlichen Koma.“
Daniel sprang auf und folgte dem Arzt. Als er in das Zimmer der Intensivstation trat, sah er, dass seine Frau durch zahlreiche Schläuche am Leben gehalten wurde. Der Anblick schockierte ihn zutiefst. Er konnte gerade so, ihre langen schwarzen Haare sehen. Ihr schönes Gesicht wirkte bleich, aber immerhin war ihr Puls vernünftig.
Der Arzt sah ihn an und meinte: „Ihre Frau wird es vermutlich schaffen. Nur leider befürchte ich, dass sie auf einige Organspenden angewiesen ist. Weiterhin können wir nicht ausschließen, dass sie für immer gelähmt bleibt.“
Daniel erstarrte und sah den Mann vor sich fassungslos an. Er war zwar froh, dass seine Frau noch lebte, doch diese Neuigkeiten waren nicht gerade schön. Außerdem verfluchte er innerlich, den betrunkenen Fahrer, der nicht mehr als ein paar leichte Verletzungen abbekommen hatte.
„Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit.“, hörte er den Arzt sagen.
Zuerst wollte er gar nicht realisieren, was der Arzt gesagt hatte. Doch dann sah er ihn hoffnungsvoll an. „Was für eine andere Möglichkeit gibt es?“, fragte Daniel.
„Es gibt da ein Wundermittel, welches noch nie bei einem Menschen verwendet wurde. Die Test waren alle erfolgreich, die wir bisher gemacht haben, aber es ist halt heute erst hier angekommen. Damit könnte ihre Frau schon bald wieder gesund sein.“
Daniel erinnerte sich daran, dass er von diesem Mittel im Radio gehört hatte. Er antwortete sofort: „Bitte verwenden sie es, damit Helena wieder gesund wird. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.“
„Ihnen ist bewusst, dass wir Ärzte keinerlei Erfahrung haben, was dieses Mittel angeht? Wir können nicht garantieren, dass das Mittel wirkt.“
Daniel und nickte. Ihm war alles recht, um seine Frau davor zu bewahren, ein Leben lang gelähmt zu sein. Und vor allem musste dieses Wundermittel ordentlich getestet wurden sein, damit es überhaupt verwendet werden konnte.
Er erzählte seiner Frau davon, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Aber er ging davon aus, dass sie genauso bei ihm entschieden hätte. Danach musste er aber den Raum verlassen, da die Ärzte die nächste Operation vorbereiten mussten, bei der dann das Wundermittel auch noch verabreicht wurde.
Doch dieses Mal viel ihm das Warten deutlich leichter. Zwar wusste er nicht, ob es wirklich funktionieren würde, aber er hatte zumindest wieder Hoffnung. Der Pfarrer meinte zu ihm, dass sein Beten erhört wurden wäre. Aber Daniel hörte ihm gar nicht mehr zu und nickte einfach nur.
Der Pfarrer war zwar ein guter Mensch, aber der junge Mann glaubte nun einmal nicht an Gott. Es waren die Forscher, denen er es zu verdanken hatte, dass seine Frau überlebte. Aber auch die Ärzte hatten einen großen Anteil daran.
Mehrere Stunden vergingen. Das Warten fiel ihm zunehmender schwerer. Er wollte endlich wissen, ob das Mittel wirklich funktionierte. Wieder schaute er dauernd auf die Uhr. Der Minutenzeiger schien sich viel zu langsam zu bewegen und so krochen die Stunden nur dahin.
Als der Arzt dann wieder zu ihm kam, sprang er auf und folgte ihm. Inzwischen war es nach Mitternacht. Das Ärzteteam und deren Helfer hatte sich wirklich gut um seine Frau gekümmert. Daniel hatte großen Respekt vor ihrer Arbeit. Zwar erwartete ihn das selbe Bild wie beim ersten Besuch, doch der Arzt versicherte ihm, dass die Operation gut geglückt war.
Nachdem er eine Weile mit seiner Frau geredet hatte, die davon vermutlich nichts mitbekam, wurde er von einer netten Krankenschwester nach Hause gefahren. Eigentlich wollte er im Krankenhaus bleiben, doch die Ärzte hofften vermutlich, dass er so auf andere Gedanken kam.
Da alles gut verlaufen war, gingen sie davon aus, dass er schlafen konnte. Außerdem versicherten sie ihm, dass er sofort angerufen würde, wenn etwas geschah. Helena und er wohnten nicht weit entfernt vom Krankenhaus, weshalb er am Ende zustimmte. Der Pfarrer gab ihm auch seine Nummer, damit er ihn anrufen konnte.
Doch Daniel war sich ziemlich sicher, dass er dies nicht tun würde. Er hoffte, dass das Wundermittel funktionieren würde und seine Frau schon bald aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Als er sich zu Hause ins Bett legte, schlief er sogar sofort ein. Ansonsten wäre er wohl schon bald zusammengebrochen.