Neutronen und Neuronen, Kapitel 6

  • Kapitel 6


    Nachrichten über eine riesige, nackte Frau verbreiteten sich schnell. Zuschauer sahen wie sie über den Highway lief, auf Autos trat, deren Gestell unter ihren gigantischen Füssen zu dünnen Scheiben pressend. Die scharfen und spitzen Metallteile schienen ihr nichts anhaben zu können, genauso wenig wie diesesr LKW, welcher mit voller Geschwindigkeit gegen ihren Knöchel knallte. Die Riesin wackelte nur kurz vom Aufprall und sah runter. Dann nahm sie das Wrack, untersuchte es kurz mit trübem Blick und warf es anschließend uninteressiert weg.


    Dr. Tylicki schaute sich zusammen mit ihren Mitarbeitern schockiert die Bilder im Labor an. Nachdem sie Ela erkannt hatten, hatten sie den Direktor der Fakultät gerufen. Ihr Wachstum war schnell erklärt, DNS und Radioaktivität, aber warum, so fragte der, benahm sie sich so unkonzentriert und geistig abwesend? Denn es war klar, dass die 75 Meter Frau die Autos nicht zum Spaß oder aus Grausamkeit zertrat. Dr. Tylicki hatte eine Erklärung.

    "Es kommt durch das Wachstum. Ein Nebeneffekt. Ihr Gehirn ist auch größer geworden, aber statt neue Nervenzellen zu bilden, schwellen die Gehirnzellen auf. Hirnzellen können sich nicht vermehren, deshalb. Anders gesagt, ihre Masse an Hirngewebe bleibt gleich. Das wäre zwar an sich kein Problem, aber je größer sie wird, je größer die Entfernung zwischen den einzelnen Neuronen, die Nervenzellen also, und dadurch verläuft die Kommunikation zwischen diese Zellen immer langsamer. Der fMRI-Scan zeigte schon eine kleine Abnahme an Kommunikationsgeschwindigkeit in ihrem Gehirn. Nur sehr gering, aber das war dann auch als sie "nur" 2,10 m maß. Jetzt misst sie laut Schätzungen 75 Meter. Die elektrochemischen Impulse, und daraus bestehen unsere Gedanken in Essenz, brauchen jetzt viel länger um von A nach B zu reisen in ihr gigantisches Gehirn. Anders gesagt, je größer, je dümmer. Bis zum Punkt wo sie nicht mehr wie ein Mensch denken kann."

    "Und dann?" fragte der Direktor.

    "Dann werden ihre natürlichen Instinkte ihr handeln bestimmen. Sie hat jetzt, 75 Meter groß, die Rationalität von jemanden der sehr betrunken ist, oder ein starkes Rauschmittel genommen hat, wie Heroin zum Beispiel. Würde sie noch weiter wachsen, kann sie wie ein Tier sein, was ihre Intelligenz betrifft.

    "Also kann man jetzt schon nicht mehr mit ihr verhandeln oder reden?"

    "Nein. Sie wissen, was man sagt. Versuch nicht, mit jemanden, der betrunken ist zu diskutieren. Ich würde sagen, versuche nicht, mit einer Riesin zu diskutieren."


    Ela lief ziellos hin und her, sich nur vage davon bewusst, dass die Dinger da unter an ihren Füßen richtige Autos waren. Sie waren für sie so groß wie große Spielzeugautos, und darauf treten ließ sie schön zerkrachen. Ab und zu erwischte sie eine flüchtende Person unter ihren Füssen, und sie spürte das vertraute Knochenbrechen und Fleischzerreißen.

    Sie zertrat Auto nach Auto, die meisten leer da die Fahrer geflüchtet waren. Dann wandte sie sich auf einmal den Häusern in der Nähe des Highways zu, das war ein Pendlerdorf welches zu New York gehörte. Ohne Emotion oder Reue zertrat ihren Fuß ein einsames Haus am Dorfrand, und das Mauerwerk zerbröselte als ob es aus dünnem Putz war. Laut krachend gab das Dach nach, Rauch quoll heraus, Fenster zerschellten.

    Die 75 Meter große Ela sah mit trübem Blick auf die Landschaft. Kleine Häuser, grüne Flecken (die Baumkronen), Straßen wie schwarze Schleifen, Autos die wie vielfarbige Ziegelsteine wirkten. Die Menschen rannten vor ihr weg, wie erschrockene Mäuse. Ela war sich das nur vage bewusst. Sie sah ein Haus, wusste, dass es ein Haus war, aber realisierte sich nicht, dass Häuser normalerweise größer waren. Ohne zu wissen warum, hob sie abermals einen Fuß über das Dach. Fast im gleichen Moment flogen die Türen auf und die Familie rannte panisch schreiend raus. Keinen Moment zu früh.

    Der riesige Fuss Elas krachte durch das Dach als sie hintrat, es zerbrach wie eine Eierschale. Die Wände zerkrümelten, weißer Staub und Schutt regnete über den Garten und auf Elas Fuß. Fenster brachen, Holz zersplitterte. Die Möbel wurden ebenfalls zerstört, Schränke, Elektrogeräte, Tische und Betten, alles zerbrach wie verrotteter Kunststoff. Die dicke Sohle der Riesin schien undurchdringbar, denn nichts schien ihr weh zu tun, weder Metall, noch Stein, noch Holz.

    Ela sah die Familie in sicherer (?) Entfernung stehen. Halbbewusst wiederholte sie die Prozedur mit einem anderen Haus. Sie spürte, wie die Struktur unter ihr nachgab, aber dieses Mal kam keiner raus.

    "Aus manchen Häusern kommen Leute, aus anderen nicht," dachte die Riesin. Sie versuchte es erneut. Jetzt trat sie auf ein relativ großes Haus, das wegen der Größe nur zum Teil einstürzte. Also schwenkte die Riesin den Fuß hin und her und zerstörte so den Rest. Die Mauern zerkrümelten wie trockene Kekse als der Riesenfuß sie härter traf als die größte Abrissbirne.

    Ein Bulldozer ist eine imposante Maschine. Solides Metall, große Räder, schwer und fast nicht zu stoppen. Gepanzert, hart. Einer stand am Straßenrand, verlassen, genau wie jene Arbeitsstelle wo man ihn bis heute gebraucht hatte. Dann trat ein Frauenfuß, der zart aussah aber gigantisch war, darauf. Mit kränklichem Quiecken wurde das Gerät hilflos geplättet unter das enorme Gewicht der Riesin, dessen Sohle genau darauf gelandet war. Das solide Metall wurde zusammengepresst wie nasser Ton. Der Bulldozer hatte ihren Fuß sogar keine Sekunde verlangsamen können als Ela darauf trat, er konnte nicht den geringsten Widerstand bieten. So mächtig war sie.

    Für Ela war es wie im Traum. Sie erkannte vage die Strukturen da unten als Häuser. Sie sah kleine Bäume und wie noch kleinere Menschen vor ihr wegrannten, hörte ihre spitzen Schreie. Ein Fuß auf Häuser stellen ließ diese Einstürzen. Ein Fuß auf Menschen stellen ließ sie sterben. Das realisierte sie sich, aber nicht, was das für die Menschen bedeutete. Ihr Sinn für Empathie war schon weg, ihr Hirn war zu groß und langsam um so etwas zu fühlen. Also lief sie weiter, Häuser unter ihren großen, mittlerweile dreckigen Füssen zerstörend und Menschen zertretend unter ihr enormes Gewicht ohne sich den Schaden, der sie anrichtete, bewusst zu sein.

    CRASH! Ihre Zehen glitten an der Wand eines Hauses entlang und zerbröselte sie. Sogar ihre relativ schwachen Zehen waren wie Abrissbirnen und konnten solidem Stein wie nichts zerstören.

    Wieder verwandelte sie ein Auto in einer dünnen Metallplatte, dann zerbröselte sie ein großer, dekorativer Felsbrocken als ob der aus dünnem Glas war. Nichts konnte die unzähligen Tonnen Riesin widerstehen wenn diese auf Häuser, Autos, Bäume oder Menschen trat.

    Flucht hatte keinen Sinn, da sie Schritte von 50 Meter machte, und so mit Leichtigkeit die schnellsten Sprinter einholen konnte. Die Dorfbewohner wurden zu Dutzende zertreten, da Ela einfach in die flüchtenden Gruppen hineinlief. Und all das während sie weder dachte, noch fühlte. Sie tat es einfach nur. Zertreten, Töten.

    Ihre Gerandaliere hatte ihr langsam in der Nähe des Gebäudes mit den großen, weißen Schornsteinen gebracht. Die erbrachen riesige weiße Wolken, was die Aufmerksamkeit der druffe Riesin erregte. Sehr zur Erleichterung der Dorfbewohner ging sie jetzt zum Gebäude statt weiter zu "spielen" (was sie jedenfalls glaubten) mit ihren Häusern, Autos und sie selbst. Aber hätten die gewusst, was ihr Wachstum verursacht hatte, dann wären die Dorfbewohner gar nicht erleichtert gewesen das zu dieses Gebäude ging.

    Es war ein Atomkraftwerk.


    Fortsetzung folgt.

    Einmal editiert, zuletzt von Vaalser4 (7. Februar 2020 um 16:47)

  • Zuschauer sahen wie sie über den Highway lief, auf Autos trat, deren Gestell unter ihren gigantischen Füssen zu dünnen Scheiben pressend. Die scharfen und spitzten Metallteile schienen ihr nichts anhaben zu können, genauso wenig wie dieser LKW, dass welcher mit voller Geschwindigkeit gegen ihren Knöchel knallte.

    Jetzt ist sie laut Schätzungen 75 Meter.

    "Jetzt misst sie laut Schätzungen 75 Meter." ODER "Jetzt ist sie laut Schätzungen 75 Meter groß."

    Halbbewusst wiederholte sie die Prozedur mit einem anderen Haus.

    Ihren Sinn für Empathie war schon weg, [...]

    Loriot-Vaalser: "Wir zermalmen uns ein Atomkraftwerk."

    Ein Dritter: "Muss das sein?"

    Loriot-Vaalser: "Ja das muss sein, das Mädchen soll schließlich wachsen."

    :D

    Das nächste Kapitel wird ziemlich furchtbar für die Stadt werden... Eine ziemlich sicher Gigagroße Ela und was übrig bleibt ist auch noch völlig verstrahlt.

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