Neutronen und Neuronen, Kapitel 9

  • Kapitel 9


    Ela stampfte über den Kontinent, unwissend welche Zerstörung ihr 30 Kilometer großer Körper verursachte. Jeder Schritt zerbrach den Boden und verwandelte schöne Landschaften in Ödland. Ganze Wälder verschwanden, Hügel wurden geplättet, Städte zertreten. Der Luftzug ihrer Bewegungen war so gewaltig das er sogar massenhaft den Sand und Dreck vom Boden sog, und so Felsformationen freilegte welche bis daher unter dutzende Meter Erde gelegen hatten.

    Ihre dickhäutigen Sohlen registrierten nicht, worauf sie trat, sie war sich nur vage den seltenen Hügel aus solidem Stein bewusst. Ela lief ziellos von der einen Seite Nordamerikas zur anderen, den Ozean meidend ohne zu wissen was los war. Dutzende Städte und unzählige Dörfer verschwanden unter ihren Füßen, reduziert zu flachen Schutt in hundert Meter tiefen Fußabdrücken. Aber über ihr, hoch in der Luft über ihren riesigen Kopf, tat sich was.

    Die raketengetriebene Neutronenbombe erreichte die oberste Atmosphäre. Auf der Grenze zwischen Tag und ewiger Nacht drehte sie sich und flog zum Ziel. Hoch über Ela, so hoch das sogar sie es nicht erreichen könnte, registrierten die Computer den gigantischen Kopf der Riesin. Dann flog die Bombe runter mit so einer gewaltigen Geschwindigkeit dass sogar das Ungetüm da unten ihr nicht entkommen konnte. Die "dreckige" Bombe verfehlte ihr Ziel nicht. Wie könnte sie? Ela, groß wie sie war, konnte man halt nicht verfehlen.

    Und dann detonierte sie drei Kilometer über Elas Kopf, nicht mit einem Knall, sondern ein leises "Piff!"

    Die normalerweise tödliche Fracht wurde entladen.

    Normalerweise.

    Nicht jetzt.

    Die riesigen Mengen Radioaktivität, welche Ela begossen, aktivierten die Substanz, ihre geänderte DNS, mit einem Ergebnis das niemand wollte.

    Sie wurde wieder größer.

    Ela wuchs und wuchs. 35 Kilometer, 40... 50.... Ihr Körper verdunkelte ganze Städte bevor diese unter ihren Füßen vernichtet wurden, nicht indem sie lief, sondern durch bloßes Wachsen. Wolkenkratzer, inzwischen kleiner als der Nagel von ihrem kleinen Zeh, stürzten ein so bald ihre riesige Masse die Bauwerke berührte, bevor von ihren gewaltigen Füssen überrollt zu werden.

    Elas Füsse glitten die Rocky Mountains entlang, die einst so beeindruckenden Berge erschienen jetzt winzig, danach zerkrümelten diese als die Riesin 150 Kilometer groß wurde. Und sie wuchs immer noch.

    Aber das Wachstum führte zum Unvermeidbarem. Ihr Hirn war nun so groß das Ela kaum mehr als ein Wachkoma Patient war. Sie wusste nichts mehr und registrierte auch nichts. Sie stand nur da, regungslos, außer das sie wuchs.

    Dann passierte es.

    Als sie 200 Kilometer groß wurde, war ihr Hirn so groß, dass ihr neurales Netzwerk zusammenbrach. Die Neuronen konnten nicht mehr miteinander kommunizieren. Wie eine Kerze die keinen Wachs und Sauerstoff mehr hatte, endeten ihre schon minimalen Hirnfunktionen.

    Ela starb.

    Sie fiel um, das Wachstum endete mit 230 Kilometer da ihr toter Körper nicht mehr auf der Strahlung reagierte, und landete mit einem Aufprall der die gesamte Erde erzittern ließ.

    Halb Nordamerika zerbrach. Die Schockwelle des Aufpralls ließ fast kein Gebäude weltweit stehen. Riesige Staubwolken wurden ihr der Atmosphäre geblasen und würden einen nuklearen Winter verursachen, einer der Jahrhunderte dauern würde und die Welt so weit abkühlen das Leben kaum noch möglich war. Nur in Elas riesigem Körper florierten die Mikroben, indem sie die Unmengen an Fleisch zersetzten. Mikroben, welche Krankheiten unter den verbliebenen Pflanzen, Tieren und Menschen verbreiten würden.

    Würde die Menschheit überleben? Würde das Leben selbst überleben, nachdem von Elas Körper nichts weiter übrig war als ein Gerippe? Und würde das Leben erneut anfangen, die Evolution sich wiederholen?

    Keiner wusste die Antwort, keiner würde sie je wissen....


    ENDE

    Einmal editiert, zuletzt von Vaalser4 (21. Februar 2020 um 19:19)

  • [...], unwissend welche Zerstörung ihren 30 Kilometer großer Körper verursachte.

    [...], reduziert zu flachen Schutt in hundert Meter tiefen Fußabdrücken. Aber über sie ihr, hoch in der Luft über ihren riesigen Kopf, tat sich was.

    Dann flog die Bombe runter mit so einer gewaltigen Geschwindigkeit dass sogar das Ungetüm da unten es ihr nicht entkommen konnte.

    Elas Füssen glitten die Rocky Mountains entlang,[...]

    Nur in Elas riesigem Körper florierten die Mikroben, indem sie die Unmengen an Fleisch zersetzten. Mikroben, welche Krankheiten unter den verbliebenen Pflanzen, Tieren und Menschen verbreiten würden.

    Das erinnert mich stark an das "Meer der Fäulnis" (ein gigantischer Wald aus giftigen Pilzen bewohnt von monströsen Insekten) aus Nausicaä aus dem Tal der Winde. Insbesondere die Szene in der die riesigen Ohmus in einer Erzählung (nach dem Versuch der Menschheit das Meer der Fäulnis niederzubrennen in blinder Wut über einen Großteil der Welt herfallen schließlich vor Erschöpfung umkommen und die Pilze sich in ihren gewaltigen Körpern festsetzen...

    Der giftige Wald, größer als je zuvor, wieder entstanden.

    Interessante Idee aus einer umfallenden 200 Kilometer großen Riesin einen nuklearen Winter zu kreieren. Es hätte aber für diese Welt sogar noch schlimmer kommen können.

    Eine Neutronenbombe hat genug Explosionsenergie um im schlimmsten Fall das Magnetfeld der Erde kollabieren zu lassen.

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