Neutronen und Neuronen, Kapitel 7

  • Kapitel 7


    Sie wuchs wieder.

    Ela dehnte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit aus. Ihr ohnehin schon großer Körper schoss in die Höhe, wie ein sich blitzschnell aufblasender Ballon. Höher und höher stieg ihr Kopf in den Himmel und es dauerte nicht lange, bis der durch die Wolkendecke hindurch brach. Ihre Schultern verbreiteten sich, ihre Beine streckten sich, aber das Schlimmste (für New York) waren ihre Füße. Die wuchsen auch, aber blieben -selbstverständlich- auf den Boden stehen, immer mehr davon bedeckend. Schade, dass sie sich ebenfalls in New Yorks Richtung ausdehnten.

    Die Menschen dort sahen erst wie Elas Kopf über die Dächer der Wolkenkratzer hochstieg. Zuerst schien es noch wie ein Ballon in der Form eines Frauenkopfes, aber es wurde schon schnell deutlich, dass es sich um einen richtigen Menschen handelte. Denn Ballons haben keinen Nacken. Oder Schultern.

    Die stiegen ebenfalls über die Wolkenkratzer, wie zwei fleischfarbene Berge. Ein Brustkorb folgte. Als Elas Kopf durch die Wolkendecke brach, wirkte ihr Gesicht für die New Yorker erst verschwommen, als ob durch Nebel bedeckt, dann verschwand es in der weißen Masse der Wolken. Eine halbe Minute lang schien es, als ob die Riesin kopflos war, aber da sie immer noch wuchs, verschwand ihr Nacken ebenfalls. So schien es jedenfalls. Dann waren ihre Schultern weg, gefolgt von den Brüsten. Aber in der Zwischenzeit hatten jene Menschen, die am Rande der Stadt lebten, ihren Blick auf ein anderen Körperteil Elas gerichtet.

    Seltsamerweise waren ihre einst dreckige und hässlichen Füssen jetzt eher hübsch, insofern man Füße so groß, dass sie ein kleines Dorf vollständig bedecken können "hübsch" nennen sollte. Aber die neu gebildeten Zellen waren jung, und deshalb waren ihre Zehnägel schön und glatt statt krustig wie zuvor, die Haut makellos und der Schweißgeruch verschwunden, denn die Mikroben, welche dafür verantwortlich waren, konnten sich nicht so schnell wie ihre Zellen vermehren. Aber das alles war unwichtig für die Stadtrandbewohner, da die Zehen jener Füsse die Gebäude, die sie berührten, augenblicklich in sich zusammenfallen ließen.

    CRASH! Die Bauwerke stürzten ein als Elas Zehen sie, wie eine gigantische Lawine, überrollten. Staub bedeckte die Zehen Elas, die nichts anderes machte als nur da stehen und wachsen.

    Ihr Wachstum stoppte, gerade als ihre Zehen die erste Gebäudereihe gerammt und überrollt hatten. Sie war nun 30 Kilometer groß!

    Ihr Hirn war so gigantisch, dass die Neuronen große Probleme hatten, miteinander zu kommunizieren. Ihren IQ hatte sich so stark gesenkt das Ela mehr Tier als Mensch war, wie vorhergesagt.

    Die kleinen Wolkenkratzer die immer noch aufrecht standen kamen ihr kaum bis an die Knöchel, die anderen Gebäude waren so winzig, dass sie nicht einmal ihre Zehen überragten. Aber Ela realisierte sich das alles nicht. Sie sah nur die Stadt und die Gebäude als graue Masse, und lief einfach darüber als ob es Grass war. Zahllose Bauwerke, Straßen und der ganze Central Park wurde von ihrem Fuß bedeckt. Ela lief weiter, New York völlig zerstörend. Ihre Füße bedeckten ganze Stadtviertel. Die Treter waren so enorm das sogar das Empire State Building kaum mehr als ein dünner, kleiner Zweig verglichen damit schien, und es wurde zusammen mit den anderen Gebäude einfach zertreten. Egal, wie berühmt es war, das Empire State Building verschwand einfach unter Elas Fuß, zur völligen Unwichtigkeit degradiert.

    Die Schockwellen ihrer Schritte und die Luftverdrängung erzeugten Stürme, die weitere Verwüstungen anrichteten. Die Freiheitsstatue wurde wie eine Feder weggeblasen und zerschellte in Stücke, welche dann in den Ozean regneten.

    Ela hatte keinen blassen Schimmer. Sie war so intelligent wie ein Tier, ihren Sinn für Selbstbewusstsein und Empathie waren ganz verschwunden. Auch begriff sie nicht, dass sie gigantisch war, so riesig, dass die Metropolen kaum mehr als graue Flecken mit kleinen Spitzen (Wolkenkratzer) gegen sie waren.

    Die Riesin sah auf den Ozean, roch die salzige Luft, und drehte sich gen Landesinnere, um so unbeabsichtigt die schrecklichste Verwüstung die den Planeten je gesehen hatte anzurichten.


    Fortsetzung folgt.

    Einmal editiert, zuletzt von Vaalser4 (13. Februar 2020 um 18:15)

  • Ihren ohnehin schon großer Körper schoss in die Höhe, [...]

    [...], dass es sich um einen richtigen Menschen handelte. Denn Ballons haben keinen Nacken.

    [...], da die Zehen jener Füssen die Gebäude, die sie berührten, augenblicklich in sich zusammenfallen ließen.

    30 Kilometer? Das ist selbst für dich viel. Zumindest gibt es mit einer "tierischen" Protagonistin keine Probleme gegeben Interaktion und Kommunikation.

    Sie ist dazu ja ohnehin kaum bis nicht fähig.

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