Last but not least: Das Finale!
[wave] Ich habe die komplette Story jetzt auch als PDF angehängt!
I.
Ich lernte mein Schicksal auf dem College kennen, sie war zwei Klassen unter mir. Wir trafen in der Kantine aufeinander, als sie versehentlich ihre Cola dazu benutzte, mich von oben bis unten zu besudeln. Meine unwirsche Bemerkung blieb mir im Hals stecken, als ich einen Blick auf ihr Gesicht warf. Es war einfach wunderschön. Sie hatte eigentümliche blaue Lippen. Wohl irgend ein cooler Lippenstift, dachte ich. Warum war sie mir bisher nie aufgefallen? Ich ließ meinen Blick so unauffällig wie möglich über ihren Körper wandern. Amerikanische Mädchen waren oft nur so lange hübsch, bis man ihren übergewichtigen Körper betrachtete. Nicht so in diesem Fall. Wenn sie mir gesagt hätte, dass sie ein Model werden wollte, hätte ich mich auf der Stelle als ihr Agent zur Verfügung gestellt. Sie sah umwerfend aus. Ich muss sie wohl doch länger als gedacht angestarrt haben, denn sie fragte „Hat dich die Cola eingefroren, oder starrst du alle Mädchen so an?“ „Ähm, weder noch. Ich starre eigentlich nur Mädchen an, die so toll aussehen wie du.“ Nicht unbedingt eine brillante Antwort, aber das beste, was mir gerade einfiel. Sie gab sich damit zufrieden. Wir setzten uns an einen freien Tisch und kamen langsam ins Gespräch. Ihr Name war Jasmine Hunter. Ur-Urenkelin der Basketball-Legende Josie Hunter. Je länger wir uns unterhielten, desto faszinierter war ich von ihr. Sie hatte eine Ausstrahlung, die ich bei noch keinem anderen Mädchen wahrgenommen hatte. Etwas unheimliches, mysteriöses ging von ihr aus. Aber sie war auch einsam. Obwohl sie nach außen hin selbstbewusst und fröhlich wirkte, konnte ich doch spüren, wie sehr sie sich nach Zuneigung und Nähe sehnte. Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns höflich, wir mussten ja wieder in unseren Unterricht zurück. Die nachfolgende Schulstunde verbrachte ich mit Tagträumereien. Dieses Mädchen hatte eine Saite bei mir angeschlagen, die ich nicht kannte. Ich wollte sie unbedingt wiedersehen.
Am nächsten Tag versuchte ich, sie im vollen Speiseraum wiederzufinden. Vergeblich. Ich wartete eine Stunde, aber sie kam nicht. Entmutigt würgte ich mir irgendwas mit Pommes runter, danach ging ich wieder lustlos zu den Klassenräumen. Ich bemerkte sie erst im letzten Moment. Sie stand hinter einer Säule, als ob sie sich verstecken wollte. Vor mir? Hatte ich gestern etwas falsches gesagt? Ich ging nervös zu ihr. „Warum warst du nicht essen, ich habe dich überall gesucht?“ Sie sah mich merkwürdig an. Da war wieder dieser seltsame blaue Lippenstift. „Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen,“ sagte sie. Ich spürte, dass ihr die Worte nicht leicht fielen. „Aber warum, ich habe dir nichts getan, oder?“ wollte ich wissen.“Nein“, antwortete sie, „und ich möchte dir auch nichts antun.“ Was sollte das nun wieder bedeuten? „Ich bin anders als die anderen Mädchen,“ fuhr sie fort. „Ich kann dir … gefährlich werden.“ Das ergab alles keinen Sinn. Mit ihren geschätzten 1, 85 m war sie etwas größer als ich, aber gefährlich? „Wenn du mich nicht leiden kannst, dann sag es doch einfach!“ Sie sah mich verletzt an und stakste davon. Mir tat die Bemerkung sofort leid, aber es war zu spät.
Am folgenden Tag sah ich sie nicht mehr. Auch in der restlichen Woche nicht. Das Wochenende verlief schleppend. Ich traf mich mit ein paar Jungs, wir spielten Billard und Dart. Dann wollten die anderen in die Disco, Mädchen aufreißen. Meine Gedanken kreisten sofort wieder um Jasmine. Ich winkte ab.
Nächsten Montag traf ich Jasmine wieder. Sie hatte wieder etwas bessere Laune, sah mich aber noch immer etwas skeptisch an. „Tut mir leid, was ich da letzte Woche gesagt habe. Aber deine Worte haben einfach keinen Sinn ergeben. Was ist denn an dir so gefährlich?“ „Das kann ich dir nicht sagen. Aber wenn du mir versprichst, dass wir nur gute Freunde werden, nicht mehr, können wir uns ja mal nach der Schule treffen.“ Das gab zwar genauso wenig Sinn, aber ich stimmte zu. Wir verabredeten uns für Donnerstag nachmittag in einem Diner nahe des College.
Ich konnte es kaum erwarten, bis der Tag endlich gekommen war. Ich hatte schon vorher flüchtige Beziehungen zum anderen Geschlecht, aber nie etwas ernstes. Mir gingen ihre Worte wieder durch den Sinn: '… nur gute Freunde werden …' Hatte sie vielleicht schlechte Erfahrungen mir einem anderen Kerl gemacht? War sie vielleicht sogar vergewaltigt worden? 'Ich kann dir gefährlich werden...' Das musste es sein! Nach ihrem Erlebnis hatte sie bestimmt einen Selbstverteidigungs-kurs besucht. Wenn ich mich zu schnell annähern würde, könnte sie an ihre Vergangenheit erinnert werden und denken, sie müsse sich verteidigen. Zufrieden, die Lösung für dieses Rätsel gefunden zu haben, bestellte ich eine Cola und wartete auf mein Date.