Kapitel 6
"Komm, trauen sie sich! Wir brauchen starke Leute! Denken Sie daran, der Gewinner kriegt die Hauptrolle in unserer neuen Fernsehserie! Seien sie Teil unserer Kultur! Seien sie Teil der Märchenwelt der Gebrüder Grimm!" rief der Ansager laut ins Mikrofon.
Gebrüder Grimm? Das hatte Nitras Neugierde geweckt. Sie lief gespannt zum Platz wo sich eine größere Menschenmenge versammelt hatte. Aus ihrer Höhe konnte sie mit Leichtigkeit ein großes Seiltuch auf dem Boden liegen sehen, worauf ein Mann mit einem Mikrofon stand. Neben ihm stand ein großer, kräftig gebauter Typ, groß für Menschen jedenfalls, der andauernd seinen Muskeln anspannte. Für einen Menschen war er ein starkes Exemplar. Hinter den beiden stand eine große Digitaluhr, alle Zahlen standen auf null.
"Wer will ringen?", rief der Ansager. "Der "Knochenbrecher" (er zeigte auf dem starken Kerl) nimmt es mit jedem auf. Für jede Minute, die sie mit ihm aushalten, kriegen sie die Hauptrolle in einer Folge unserer Märchenserie. Bezwingen Sie ihm, und sie kriegen die Hauptrolle in allen! Kommen Sie, wer traut sich?" fragte er.
Nitra lächelte. Wow! Die Hauptrolle in einer Fernsehserie? Und auch noch die Märchen der Gebrüder Grimm? Das hörte sich großartig an! Und wie in Berlin konnte man auch hier umsonst mitmachen. Würde sie wieder gewinnen?
"ICH!" schallte ihre Stimme über die Menschenmenge.
Jeder drehte sich um, und überall hörte man Menschen erschreckt einatmen. Da stand einen Berg von Frau, hoch über die Menschen ragend, mit freudigem Gesichtsausdruck. Manche Menschen lachten, aber die meisten konnten nur erstaunt starren. Dazu zählten auch der Ansager und der "Knochenbrecher".
Nitra sah auf die Menschen direkt vor ihren Füßen standen. "Darf ich mal, bitte?", fragte sie und hob eins ihrer Beine. Den Anblick ihrer Sohle, so groß das darunter ein erwachsener Mensch passte, war genug. Nitra durfte....
Die Zuschauer gingen schnell zur Seite und die zwölf Meter große Riesin lief zum Ansager, der sie nur überrascht anstarren konnte. Nitra bog sich vorüber, zeigte so ihren enormen Ausschnitt, und teilte den zwei verwunderten Männern mit das sie ringen wollte. Und ja, sie liebte die Märchen Grimms. Wie gerne sie doch in der Fernsehserie mitspielen wolle!
"Eeehh... einen Moment bitte, junge Frau." stotterte der Ansager, von ihrer Präsenz überwältigt. Er ging zum Organisator, welcher selber verwundert neben der Uhr stand. Wie in Berlin, wusste auch der Ansager nicht, was er tun sollte. Also fragte er, ob die Riesin ringen durfte. Und wie in Berlin schlossen die Regeln Riesen nicht aus. Es war klar. Der "Knochenbrecher" musste wohl gegen die Riesin antreten....
Der Ansager ging wieder zum Publikum und versuchte, so professionell wie möglich zu sein in dieser Situation.
"Eeeh. Ja. Meine Damen und Herren, wir haben einen... eine Teilnehmerin. Der Ringkampf zwischen... Knochenbrecher und... ehhh..."stotterte er, zu Nitra hochblickend. Die kniete sich hin und bückte sich vorüber. Der Ansager sprang zur Seite, damit er nicht wie der kleine Frechdachs vorm Rathaus von ihren Titten niedergeschlagen wurde. Gelächter aus der Menschenmenge.
"NITRA!!!"
Ein paar Fenster zerschellten. Menschen schlugen sich die Hände vor den Ohren. Die Riesin hatte ihren Namen ins Mikro gerufen und die Boxen verstärkten ihre ohnehin schon gewaltige Stimme um ein Vielfaches. In einem Kilometer Umkreis hatte jeder ihren Namen gehört.
"Eeehhh... ja. Danke. Nitra. Applaus...", sagte er verlegen, und lief schnell nach hinten, sich die Ohren reibend.
Nitra sah lächelnd auf den Knochenbrecher herab. Der wirkte wie einen Zwerg gegen sie. Kräftig und groß wie er war, verglichen mit den zwölf Metern der Riesin war er nur ein Klacks. Er kam ihr kaum bis ans Knie. DermMann wurde übel. Wie sollte er diese... diese... Gigantin zu Boden ringen? Er sah sich schon im Krankenhaus liegen, eingewickelt in Bandagen, sein Spitzname auf einer anderen Art gerecht geworden.... Aber sein Vertrag verpflichtete ihm, gegen sie anzutreten.
Der Wettbewerb wurde vorbereitet, Nitra und der Knochenbrecher standen sich barfuss auf dem Seiltuch gegenüber, und aus dem Hintergrund versuchte der Ansager so unbeeindruckt wie nur möglich zu klingen.
"Auf der rechten Seite, 1,97 m groß und 128 kg wiegend, der Knochenbrecher!"
Applaus.
"Und auf der linken Seite, ehhh... 12,34 m groß und 22 Tonnen und 180 kg schwer... Nitra!"
Mehr Applaus und Gelächter. Viele hielten ihre Telefone hoch, Videomodus eingeschaltet.
"Und jetzt, fertig... und... LOS!" rief er, einen Knopf eindrückend. Die Uhr fing an zu laufen.
Fortsetzung folgt.