Nitras Reisen III: Leipzig und Kassel, Kapitel 3

  • Kapitel 3


    "Hey! Sie da! Riesenfrau! Runter!" Ein Polizist auf Streife hatte Nitra gesehen. Das Monument hochzuklettern war verboten, vor allem wenn man selber zwölf Meter groß war und alleine schon wegen die dazugehörige Masse viel Schaden anrichten konnte. "Klettern ist verboten! Kommen Sie sofort runter!" rief er.

    "Oh. Sorry, Sir. Ja!" stotterte Nitra erschrocken als sie den Polizisten da unten sah. Sie kletterte beschämt wieder runter, und als sie sich etwa 30 Meter über den Boden befand hörte sie wie der Polizist "Schneller!" rief.

    "Ja," sagte sie und drehte sie sich um, setzte sich auf einer Plattform, streckte die Beine und sprang. Ihre gigantische Form segelte etwa zwei Sekunden durch die Luft bevor sie mit lautem Krachen auf den Boden landete.

    Genau auf Dieters Auto!

    Das Auto wurde wie aus Pappe gemacht geplättet unter den riesigen Füssen und schweren Schuhen der 22 Tonnen wiegenden Riesin. Radachsen verbogen sich, die Fenster zerschellten in tausende diamantähnliche Stücke, das Gestell gab nach. Obwohl Nitras Füssen nicht groß genug waren um das Auto völlig zu bedecken, verwandelten sie dennoch, auch wegen ihres enormem Gewichts, das Fahrzeug in Schrott.

    Dieter hatte es nicht gesehen. Der Aufprall ihrer Landung hatte ein kleines Erdbeben verursacht, dass ihm umgehauen hatte. Ein paar Statuen auf dem Monument wackelten, blieben aber zum Glück stehen. Alles unbeschädigt, außer Dieters Auto.

    "Upps! Sorry, ich...", begann Nitra als sie sah, was sie da wieder angerichtet hatte. Sie tat einen Schritt zurück und sah auf das Auto. Totalschaden. Sie bückte sich und kratzte es vom Boden, der ein paar Risse aufwies. Die Riesin hob das Fahrzeug hoch, es war so groß wie ein Pappkarton gegen sie, und sah es sich genauer an. Nein, da konnte man nichts mehr reparieren.

    Dieter, aufgestanden, war schockiert. Sein schönes Auto zerstört von einer Riesin in ihrer Hast vom Völkerschlachtdenkmal herunterzukommen! Er erinnerte sich gehört zu haben von einer Riesin in Lübeck, welche einen Schrottplatz besaß und Autos mit ihren Füßen beruflich plättete. Er hätte das immer gerne mal sehen wollen, aber das jetzt hier mit sein eigenes Auto erleben zu müssen, das war zu viel für ihn. Seine Knie zitterten, Urin lief sein Hosenbein runter, und dann überwältigten seine Instinkte ihn. Er rannte weg.

    Nitra sah ihren kleinen Freund rennen. Wieder einer. Menschen waren oft so komisch. Immer wegrennen wenn etwas Unvorhergesehenes passierte. Vielleicht ja deshalb, weil sie so klein und fragil waren, fragte sie sich. Konnte sie ja nicht sogar einen Menschen gänzlich verschlingen? Das hatte sie oftmals gemacht, weil ihr Vertrag das verlangte. Kunden, welche für den "Dienst" nicht zahlten oder heimliche Spanner musste sie verschlingen. Deshalb waren Menschen wohl immer so ängstlich Riesen gegenüber.

    "Entschuldigung, Herr Wachtmeister, was soll ich hiermit machen?", fragte sie den Polizisten welcher ihr aufgefordert hatte, das Völkerschlachtdenkmal herunterzukommen, das Wrack des Autos in ihren ausgestreckten Arme haltend. Der Polizist, der alles gesehen hatte, stand nur erstaunt da.

    Nitra wartete kurz, aber der Polizist sagte nichts.

    "Eh, dann werde ich es wegwerfen, in Ordnung?", fragte sie verlegen. Mit etwas Anstrengung faltete sie das platte Auto, suchte nach einem Mülleimer und stellte es gegen die Straßenlaterne daneben als ihr klar wurde, das es nicht da rein passte.

    "Sorry," sagte sie reumütig, auf den Polizisten herabschauend, der verwundert gesehen hatte wie sie das Auto faltete als ob es ein Stück steife Pappe war. Er konnte nur noch auf ihre riesige Gestalt sehen als die Riesin kleinlaut weiterging.

    Nitra, wie immer, zog viel Aufmerksamkeit auf sich als sie weiter durch Leipzig spazierte, und ebenso wie immer, bemerkte sie es nicht. Sie machte Fotos von sich und der Stadt, vom Operngebäude bis zum Gasometer. Der Rest des Tages verlief ohne Zwischenfall, bis auf eine Ausnahme.

    Als Nitra eine Straße überqueren wollte, die Ampel war gerade auf Grün gesprungen, schoss ein Motorradfahrer aus welchem Grund auch immer zwischen zwei wartenden Autos hervor. Der wollte im letzten Moment noch schnell weiterfahren. Er fuhr über die Straßenmitte, es würden noch keine Fußgänger da laufen dachte er, aber mit einer Riesin, welche Schritte von sieben Metern machte, hatte er nicht gerechnet.

    Nitra tat gerade einen Schritt als das Motorrad über den Zebrastreifen schoss. Mit ihrem langen Bein, endend in einen schweren Schuh, trat sie kraftvoll, wenn auch unbeabsichtigt, dagegen.

    BANG!

    Sie trat es mit solch einer Wucht, dass das Motorrad und der rücksichtslose Fahrer ein paar Meter durch die Luft flogen. Das Rad endete in den Ästen eines Baumes und baumelte drei Meter über den Boden, der Fahrer landete auf dem Gras darunter. Er hatte nur ein paar blaue Flecken, doch da wo Nitras Fuß sein Motorrad getroffen hatte war jetzt eine riesige Delle.

    Er krabbelte wieder auf, sah die gigantische Gestalt der Riesin hoch über ihn ragend. Die Riesin entschuldigte sich ausführlich und bot an, sein Motorrad vom Baum zu holen. Er konnte nur noch nicken und verwundert zusehen, wie die zwölf Meter große Riesin sein schweres Motorrad aus dem Baum befreite als ob es ein Drache war. Und sie setzte es wie ein Spielzeug auf dem Boden.

    Der Mann sprang schnell drauf, wissend, dass Polizei besser wegbleiben konnte. Es war billiger für das Ausbeulen zu bezahlen als für Bußgelder wegen rücksichtslosem fahren, durch rot fahren und nicht vor einem Zebrastreifen halten.

    Auf seinen weiteren Weg hielt er artig vor jeder roten Ampel.

    Nitra ging weiter zum Hotel und wunderte sich, warum ein paar Passanten dort auf der Strasse applaudiert hatten.

    Im Hotel aß sie eine leichte Mahlzeit, nur zwei kleine Schweinchen, eine Schubkarrenladung Kartoffeln und etwa vier Kilo Erbsen, um sich anschließend zu duschen und ins Bett zu legen.


    Fortsetzung folgt.

    Einmal editiert, zuletzt von Vaalser4 (28. Februar 2021 um 15:32)

  • "Hey! Sie da! Riesenfrau! Runter!"

    Ob Jemanden von Brechia so anzusprechen einem wohl als "rassistisch" ausgelegt werden kann? :/

    Das Auto wurde wie aus Pappe gemacht geplättet unter den riesigen Füssen und schweren Schuhen der 22 Tonnen wiegenden Riesin.

    Obwohl Nitras Füssen nicht groß genug waren um das Auto völlig zu bedecken, verwandelten sie dennoch, auch wegen ihres enormem Gewichts, das Fahrzeug in Schrott.

    Er erinnerte sich gehört zu haben von einer Riesin in Lübeck, welche einen Schrottplatz besaß und Autos mit ihren Füßen beruflich plättete.

    Nette Idee das deine Stories auch außerhalb von Brechia (zumindest oftmals) im gleichen Universum zu spielen scheinen.

    [...], das es nicht da rein passte.

    Sie machte Fotos von sich und der Stadt,[...]

    [...],welche Schritte von sieben Metern machte,[...]

    Mit ihrem langen Bein,[...]

    [...], der Fahrer landete auf dem Gras darunter.

    Es war billiger für das Ausbeulen zu bezahlen als für Bußgelder wegen rücksichtslosem Fahren,[...]

    Auf seinen weiteren Weg hielt er artig vor jeder roten Ampel.

    Nitra ging weiter zum Hotel und wunderte sich, warum ein paar Passanten dort auf der Strasse applaudiert hatten.

    Ich musste über Nitras "leichte" Mahlzeit lächeln. Dazwischen was sie für wenig befindet und was wir als "wenig" auslegen würden ist ein himmelweiter Unterschied.

    Wenn man drüber nachdenkt ist es interessant das Brechia niemals Kolonien angestrebt hat - und sei es nur der eigenen Ernährung wegen.

    Man denke an das Japan des späten neunzehnten Jahrhunderts welches ja aus exakt diesem Grund seine super-aggresive Invasionspolitik aufnahm.

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