Yasmin und der Kirin, Kapitel 10

  • Kapitel 10

    Yasmin hielt jetzt gar nicht mehr inne. Sie merkte, wie sie hochschoss, schneller als eine startende Rakete, während unter ihren expandierenden Füssen Brisbane plattgewalzt wurde. Yasmin merkte vage, wie ihre Fersen nass wurden als sie so groß wurde das ihre immer-expandierenden Füße den Ozean berührten. Sie wurde 5 Kilometer, 10... 20... 50... und sie wuchs immer noch.

    Durch ihre immer noch geschlossenen Augen sah die schon 300 Kilometer große Giga-Riesin wie alles langsam dunkel wurde. Statt ein rosa Schimmer wurde alles schwarz. Kein Wunder, sie war bereits so groß das sich ihren Kopf schon im Weltraum befand. Ihre Zehen, die mittlerweile jede Gebirgskette problemlos übertrumpften, bulldozerten ganz Australien zu riesige Krümel.

    Dann merkte Yasmin wie sie sich langsam erhob als die Schwerkraft der Erde sie nicht länger festhalten konnte. Ihren 1.500 Kilometer großen Körper stieg in den Weltraum, und Yasmin schwebte weg, Augen immer noch zu und wachsend.

    BUMMS! Etwas traf Yasmin hart am Kopf. Sie öffnete ihre Augen, rieb sich den Kopf und sah den Mond. Die Kugel war so groß wie ein Fußball für sie, aber den steinigen Trabanten hatte sie immerhin weh getan.

    "Scheiße!" fluchte sie und beschleunigte ihr Wachstum, wodurch sie der Mond zur Größe eines Apfels schrumpfen sah. Yasmin holte irritiert aus und traf den Mond hart mit der Faust. Er explodierte in Millionen Stücke, die sicher einen Ring um die Erde bilden würden. Wenn die Erde es überlebte. Tat sie nicht.

    Die immer weiter wachsende Riesin war nun so groß, dass die Erde so groß wie eine Murmel gegen sie war. Sie maß sage und schreibe 500.000 Kilometer! Die gigantische Yasmin stoppte ihr Wachstum und sah sich das winzige Ding, das da vor ihr schwebte an. Lächelnd pflückte sie den Planeten zwischen Daumen und Zeigefinger aus der Umlaufbahn.

    "Die Erde. Die blöde, kleine Erde, mit all diesen Fisch denen ich verkaufen musste. Weg damit!" murmelte sie. Und sie drückte ihre Finger gegeneinander, ihren Heimatplaneten mit jeder drauf zusammenquetschend. Die Menschheit starb.

    Gleich nachdem die Erde nichts weiter als Pulver war, das langsam einen neuen Asteroidengürtel um die Sonne bildete, bekam Yasmin eine seltsame Vision.
    Es war der Kirin.

    "Gut gemacht, Fischweib! Endlich, nach so vielen Jahrtausenden, haben wir Erfolg! Die Welt ist zerstört! Du warst unser Instrument der Vernichtung! Ha, ha, ha!"

    Yasmin runzelte die Stirn. Was sollte denn das?

    Langsam veränderte sich das Bild des Kirins. Vor eine schlangenähnliche Kreatur mit Geweih wurde es zu einem Wesen das wie ein kleiner Mann aussah, wie ein Gnom. Es hatte ein verwittertes Gesicht und ein großer Kopf.

    Yasmin glaubte, das sie sich Sachen einbildete, aber es war als ob eine Fernsehsendung sich in ihrem Hirn abspielte. Die Kreatur grinste.

    "Ich bin ein Amanojaku, ein Dämon der Menschen zu böse Taten anstiftet. Unser Ziel war es, die Welt zu zerstören seit ihrer Erschaffung. Deshalb wartete ich bis jemanden kommen würde, dessen Leben so beschissen war, das ich er oder sie einfach manipuliert werden konnte, um die Erde zu vernichten.

    Das war viele Jahrhunderte lang ein Problem. Die Japaner entpuppten sich als Menschen die das Leben so nahmen, wie es ist, sie sind gehorsam und haben einen stark ausgeprägten Gemeinschaftssinn. Klar, mache konnten wir zu böse Taten anstiften, aber die Welt zerstören, nein. Also wartete ich bis ein Außenseiter kam, jemanden aus einer anderen Kultur. Auch das war schwer, da Japan sich Jahrhunderte lang von der Außenwelt abgeschlossen hatte und nie wirklich von ein anderes Land bedroht wurde.

    Aber dann kamst du. Eine junge Frau die man betrogen hatte, ihren Job hasste und voller Menschenhass. Du warst die richtige Person. Mit der Flüssigkeit, die ich dir als Kirin getarnt gab, konntest du nicht nur nach Belieben wachsen, sondern sie machte dich auch böse.

    Aber jetzt, wo die Erde vernichtet ist, haben wir den Krieg mit den Göttern, die Kami, gewonnen. Ihre Kreation ist zerstört! Ha, ha, ha!"

    Yasmin war erstaunt. Und verängstigt. Hat man sie all diese Zeit benutzt? Gerade als sie etwas sagen wollte, fuhr der Amanojaku fort:

    "Oh, nur eines noch. Die Flüssigkeit sorgte ebenfalls dafür, das die Gesetze der Natur für dich nicht galten. Oder glaubtest du wirklich, das ein Mensch, so groß wie du, existieren könnte? Oder wie jetzt, im Vakuum des Weltraums überleben? Natürlich nicht! Aber da die Menschheit ja nun tot ist, brauchen wir dich nicht länger. Deshalb, und weil du ja auch ein Mensch bist, musst du sterben. Einfach, ich hebe nur die Wirkung der Flüssigkeit auf. Du bleibst so groß wie jetzt, aber...".

    Der Amanojaku grinste und verschwand. Augenblicklich galten die Gesetze der Natur wieder für Yasmin. Da ein Mensch der eine halbe Million Kilometer groß war nicht leben konnte, starb sie schnell. Der fehlende Luftdruck brachte ihre Körperflüssigkeiten zum Kochen, Yasmin konnte nicht mehr atmen und fühlte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust. Ihr Herz, so groß wie ein ganzer Planet, hatte aufgehört zu schlagen. Yasmin verlor innerhalb zehn Sekunden das Bewusstsein, und starb eine halbe Minute später.

    Alles, war übrigblieb, war die riesige Leiche einer Frau, die langsam in die Sonne gezogen wurde, um dort zu verbrennen.


    ENDE

  • Das Ende wirkt auf mich zwar etwas "faul" aber da ein Kirin am Ende des Tages ein Dämon ist, recht passend.

    Schon ungewöhnlich das sich ein Dämon als ein anderer Dämon ausgibt um weniger gefährlich zu wirken.

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