Yasmin und der Kirin, Kapitel 5

  • Kapitel 5

    Yasmin wuchs. Ihr Kopf stieg langsam die Gebäude entlang, ihre Brust und Hüften bliesen sich auf und wurden immer breiter, ihre Füße expandierten. Die Beine der 25-Jährige ragten immer höher und erschienen wie zwei gigantische, fleischfarbene Baumstämme.

    Mit 20 Meter Größe ragte ihr Kopf über die Dächer der meisten Bauwerke Tokyos. Sie war schon so massiv, dass sie nicht mehr zurück im Hotelgarten konnte, da die Blondine nicht mehr in die Seitenstraße zwischen das Hotel und das Restaurant daneben passte.

    25 Meter. 30 Meter. Yasmin staunte, dass die Menschenmenge ebenfalls wuchs, nicht in der Höhe, sondern in Anzahl, die Leute blieben ihr anstarren und Fotografieren. Yasmin merkte jetzt auch den Stau und die hupenden Autos um ihr herum. Sie war in der Tat eine Sehenswürdigkeit.

    35 Meter. Yasmin wusste nicht, wie groß Godzilla war, aber sie schätzte das sie so groß sein müsste das ein ganzes Haus unter ihrem Fuß passte, um die Größe des Filmmonsters zu toppen.

    Sie wuchs weiter und weiter, ihr Rücken stieg langsam den Gebäuden entlang. Ihre Füße waren so breit und gewaltig geworden das die Menschen am dichtesten dran zurückweichen mussten, um nicht überrollt zu werden. Yasmin fühlte zwar den Wind auf ihre nackte Haut, aber ihr war gar nicht kalt. Irgendwie isolierte ihre Masse sie.

    60 Meter. Die Menschen an ihren Füßen erschienen ihr wie Legofiguren, und sie konnte ein Individuum alleine schon mit ihr großer Zeh zerdrücken. Yasmin war so groß, dass sie ein Blauwal mit einer Hand hochhalten konnte, wie ein Kabeljau, so wie sie es oft im Supermarkt getan hatte, um den Kunden die Qualität des Fisches zu zeigen.

    Nein, sie würde nie, nie wieder Fisch verkaufen. Sie war jetzt eine Riesin, und die Gesellschaft sollte zahlen dafür, dass sie ihr Leben so scheiße gemacht hatte.

    "Die Gesellschaft hat mich verworfen, also verwerfe ich die Gesellschaft," dachte sie, als sie 100 Meter groß wurde und ihr Wachstum stoppte. Ihr Hintern schwebte über das Dach des 4-stöckigen Hotels, und Yasmin konnte über ganz Tokyo blicken. Die Neonlichter brannten nicht, da es immer noch Morgen war, und in der Ferne sah sie sogar der Berg Fuji.

    Unten, an ihren gewaltigen Füssen, sah die Menschenmasse aus wie ein Ameisenschwarm. Yasmin's Zehen ragten höher als ein erwachsener Mensch, und waren massiver als ein Elephantenbulle.

    Yasmin fiel ebenfalls auf, dass ihre Ferse sich in die Stein- und Holzwand des Hotels gedrückt und diese zerbrochen hatte. Sie lächelte. Sogar das hatte sie noch nicht einmal gemerkt. Wie mächtig sie doch war! Sie, eine unauffällige Fischverkäuferin, war nun 100 Meter groß und zerbrach solide Wände aus Stein und Holz ohne es zu spüren.

    Ihre hellblauen Augen richteten sich wieder auf die Menschenmenge. Sie grinste. Also hatten sie immer noch keine Angst vor ihr. Dann wurde es Zeit, herum zu randalieren!

    Die 100 Meter große, nackte Yasmin lief durch Tokyo. Erst war erst schon etwas komisch, alles von so weit oben zu sehen, die Gebäude, Autos, Bäume und Menschen. Aber sie gewöhnte sich schnell daran.

    Und sie gewöhnte sich noch schneller an was sie unter ihren Füßen spürte. Wo sie auch hintrat, es verendete immer etwas unter ihren Sohlen. Yasmin spürte Bäume widerstandslos zerbrechen. Autos drückte sie zusammen, die Blondine fühlte die Kälte des Metalls gegen ihre Haut als sie die Fahrzeuge zu dünnen Plättchen presste. Verkehr-schildern und Ampeln brachen ab und verbogen, kleine Straßenkioske fielen augenblicklich in sich zusammen unter ihr nun unmenschlich großen Gewichts.

    Die Menschen hatten inzwischen das Fürchten gelernt. Kein Wunder, sie starben zu Dutzenden. Yasmin fühlte ihre Körper knacken wie mit Glas gefüllte Beutelchen unter ihren Füßen, locker so lang wie ein LKW und zweimal so breit. Sie spürte deutlich wie ihre Knochen, dünner als Nadeln, leise brachen, die Geräusche wurden völlig erstickt unter die riesige Masse ihrer Treter. Die Kleidung der Japaner gab es ein schönes, samtweiches Gefühl.

    Yasmin mochte es, auf Menschen zu treten. Sie zertrat die Japaner ohne Reue. Für sie war es weder Mord noch waren es Mitmenschen. Kleines Ungeziefer, etwa zwei Zentimeter groß für sie, dicke Maden, so sah sie jetzt die Menschen da unten. Und deshalb zertrat sie sie zu Dutzenden.

    Sie hatte harte, dicke Sohlen unter ihre 15 Meter langen und 4 Meter breiten Füssen. Schwielen, entstanden weil sie den ganzen Tag stehen und laufen musste im Supermarkt, sorgten dafür das Yasmin auch auf scharfe und spitze Gegenstände treten konnte ohne das es schmerzte. Kein Wunder, ihre Schwielen waren jetzt zwei Zentimeter dick.

    Sie lief langsam durch eine Menschenmenge, gefangen auf der Straße zwischen die Gebäude im Zentrum Tokios, mit ihre Augen wohlig halb verschlossen und ein spöttisches Grinsen auf den Lippen.

    "Lauft nur, ihr Unwichtigen," schien sie zu denken und sich still zu amüsieren,"Ich erwische euch eh alle, und ich zertrete euch alle, ob arm oder reich, Arbeiter oder Direktor." Unter ihren Füßen war jeder gleich, jeder Mensch gleich zerbrechlich und sterblich.

    Die ehemalige Fischverkäuferin fegte mit ihren 55 Meter langen Beine gegen die Gebäude, die Neonlichter zerschmetternd und die Werbeplakate abreißend. Alles zersplitterte und regnete auf die Menschen herab, sie übel verletzend. Elektrische Funken sprühten kurz als die Riesin Kurzschluss verursachte.

    Yasmin trat in ein Fenster eines Obstladens. Es zerschellte laut und ihre Zehen stießen mehrere Obstdosen um. Die Riesin hielt ihre enormen Zehen in das Geschäft und bewog sie spielerisch. So zermalmte sie Bananen, Orangen, Pflaumen und sonstiges zu Brei, während sie auch noch drei Holzkisten zersplitterte.

    Als Yasmin herabsah, bemerkte sie einen Mann, der mit seinem Fuß unter der Ferse ihres anderen Fußes gefangen saß. Er versuchte sich frei zu ringen, sei es nicht wild, da jede Bewegung zweifellos höllisch weh tat. Klar, da die Riesin unzählige Tonnen wog, war sein Fuß wohl nur noch Hackfleisch. Yasmin bückte sich vorüber und sah den kleinen Kerl amüsiert an.

    "Entschuldigung mein Herr," sagte sie. "Bin ich ihnen auf den Fuß getreten?"

    Keine Antwort, natürlich.

    "Nun, das ist das Privileg von uns, große Leute. Wir dürfen auf die Zehen der Kleineren treten. Nicht, dass noch viel von deren Zehen übrig bleibt nachher...", verspottete sie ihn weiter.

    Sie hob den Fuß. In der Tat, der Fuß des Mannes war nur noch rosa Matsch.

    "Aber ich werde gnädig sein, und dein Leiden beenden," sagte Yasmin. Sie streckte ihr großer Zeh, bog die anderen vier, und drückte damit auf den Mann. Ihr großer Zeh bedeckte sein halber Körper, und als Yasmin ihn drehte zermalmte sie den Kerl zu Brei, welchen sie über den Gehweg verschmierte.

    "Und das ist das Privileg von uns Riesen," sagte Yasmin. "Auf Menschen treten. Und dann bleibt von denen auch nicht viel übrig."

    Yasmin lief weiter, Menschen unter ihre 15 Meter langen Füssen zertretend, Autos plättend und Neonlichter zerschmetternd mit ihren gewaltigen Schenkel und Waden. Sie genoss die Panik der Menschenmenge da vor ihr, liebte das Gefühl zerknackender Körper. Das war Macht! Sie, die immer ein Nobody war, war jetzt so groß und mächtig! Yasmin fühlte sich phantastisch. Als ob die Menschheit nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette stand, sondern sie, Yasmin, sie aus jener Position verstoßen hatte.

    Ein lautes Knurren lenkte sie ab. Es war ihr Magen, der so laut wie der Donner grollte. Yasmin wurde hungrig.

    "Scheiße, was soll ich denn essen?" dachte sie. Groß wie sie war, Yasmin musste sich immer noch die Grundbedürfnisse von jedem Lebewesen beugen. Nahrung. Für ein kurzer Moment geriet sie in Panik. Aber sie realisierte sich schnell, dass das nicht notwendig war. Für eine Riesin wie sie gab es ja genug Nahrung. Und zwar gratis.


    Fortsetzung folgt.

    9 Mal editiert, zuletzt von Vaalser4 (20. Januar 2017 um 18:37)

  • Yay, Vore am Horizont! Auch wenn Crush nicht so meine Baustelle ist: Routiniert, ein wenig kreativ, allgemein rund, schlicht gut.

    Sprachlich gibt es bloß zwei Mängel, welche ich wirklich ankreiden will:

    Es versuchte sich frei zu ringen, sei es nicht wild, da jede Bewegung zweifellos höllisch weh tat.

    Den Satz verstehe ich tatsächlich kaum: Zunächst einmal "Es" anstatt "Er" und, "sei es nicht wild" begreife ich überhaupt nicht...

    Es war ihr Magen, der so laut wie der Donner grölte.

    "grollte" wäre besser. "grölen" ist unflätiges Sprechen von (zumeist betrunkenen) Leuten, ich bezweifele stark das Yasmins Magen das getan hat - oder überhaupt dazu fähig ist.


    Wäre eigentlich eine interessante Frage: Wie viel muss eine 100-Meter-Riesin saufen um tatsächlich besoffen zu sein?

  • Super Part :D
    Wird die Geschichte immer in ihrer Perspektive bleiben? Oder wird die eine oder andere Szene auch aus der Perspektive von anderen sein? ^^;
    Finde natürlich die Beschreibungen gut, wie alles unter ihren Füßen zermatscht wird :D

  • Ok, "Es" habe ich verbessert, es muss in der Tat "Er" sein. Genau wie das grollen, ihr Magen spricht ja nicht.

    Nun, was der Satz "Er versuchte sich frei zu ringen, sei es nicht wild, da jede Bewegung zweifellos höllisch weh tat." angeht, der arme Kerl will sich verständlicherweise befreien, aber wann immer er sich bewegt, schmerzt es höllisch. Daher bewegt er sich nicht "wild", wie jemanden der z.B. mit den Ärmel seiner Jacke unter Yasmin's Fuss festsitzen würde. Statt wie wild mit den Fuss hin und her zu bewegen um sich so von Yasmin's Ferse los zu ringen, zieht er kurz an seinem Bein um so unter ihrer Ferse weg zu kommen, aber da sein Fuss ja völlig zermatscht ist, tut jede Bewegung sehr weh. Das meinte ich damit.

    Es ging sich ja nur darum, das Yasmin etwas tut, was wir alle mal versehendlich gemacht haben- jemanden auf den Fuss zu treten. Tja, und wenn man dann 100 Meter gross ist....

    Wieviel sie wohl trinken muss, um besoffen zu werden? Keine Ahnung, müsste ich mal Bibi fragen ;)

  • Super Part :D
    Wird die Geschichte immer in ihrer Perspektive bleiben? Oder wird die eine oder andere Szene auch aus der Perspektive von anderen sein? ^^;
    Finde natürlich die Beschreibungen gut, wie alles unter ihren Füßen zermatscht wird :D


    Danke. Ja, das Meiste wird aus Yasmin's Perspektive beschrieben. Nur ein kleiner Teil nicht.

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