Hallo zusammen,
ich hatte irgendwie die Idee, nach meinen ganzen Bildern auch mal eine Geschichte zu schreiben. Ich habe bis jetzt das erste Kapitel fertig. Die Story wird wohl etwas länger, daher dauert es auch bis zum nächsten Kapitel, bevor es richtig losgeht. Da ich unsicher bin, ob ich überhaupt auf Interesse stoße, bin ich für jede Kritik dankbar. Vielleicht gibt's auch in den späteren Kapiteln Bilder zur Story, aber ich will nichts versprechen. Hier also erst einmal das erste Kapitel, sozusagen die Vorgeschichte:
[wave] EDIT: Holt euch am besten das PDF ganz unten auf der Seite. Die einzelnen Kapitel sind alle nochmal nachbearbeitet worden.
I.
Sie würde sterben.
Als ihr Schutzanzug den ersten Riss bekam, wusste sie, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.
Während Jenny die lange, glitschige Röhre hinab glitt, ging ihr immer wieder der selbe Gedanke durch den Kopf: Du musstest dich ja unbedingt freiwillig für diesen Einsatz melden. Natürlich hatte die nicht unwesentliche Prämie eine Rolle gespielt und einen ganzen Haufen mehr oder weniger geeignete Bewerber angelockt. Schließlich war die Wahl auf sie gefallen: schlank, aber muskulös, nicht zu groß, und mit genügend Grips ausgestattet. Aber was nutzte ihr das jetzt? Die Belohnung war wertlos, wenn sie nicht mehr in der Lage war, sie auszugeben.
Natürlich hatte man Jenny vorher versichert, dass die Aufgabe zwar schwierig, aber durchaus lösbar sei. So etwas wie defekte Schutzanzüge kam in der Einsatzbesprechung nicht vor.
Was sollte sie jetzt also tun? Bei dem ersten Anzeichen von Schwierigkeiten hatte sie natürlich sofort versucht, den Einsatz abzubrechen und zurückzukehren. Doch der Eingang, ein schwacher heller Fleck in der Dunkelheit hinter ihr, war unerreichbar. Zu steil und glitschig war der Untergrund, auf dem sie sich bewegte. Mittlerweile ließ sie sich nur noch gleiten und stieß sich ab und zu mit den Händen ab.
Was genau war also ihr Auftrag? Als vor ein paar Tagen ein Leck in einem der Säuretanks auftauchte, konnte noch keiner das Ausmaß der Katastrophe absehen, die mittlerweile durch alle Medien ging. Seit nunmehr einer Woche stand die komplette Produktion still. Noch schlimmer war aber die Tatsache, dass die Säure mittlerweile in eine unterirdische Sickergrube floss, von der die Öffentlichkeit nichts wusste. Dieser Umstand sollte wenn irgend möglich auch beibehalten werden, denn welche chemischen Verbindungen sich dort mittlerweile gebildet hatten, wusste nicht einmal die Konzernleitung selbst. Also musste jemand die Grube von der Außenwelt isolieren, in dem man die Luke am Ende des Zuleitungstunnels verschloss. Und genau diesem Tunnel rutschte sie gerade herunter. Das Seil, mit dem sie nach Beendigung ihrer Arbeit wieder hochgezogen werden sollte, war das erste, war den unergründlichen Substanzen in der Tunnelwand zum Opfer fiel. Und nun also auch ihr Schutzanzug. Da sie ohnehin verloren war, konnte sie genauso gut auch ihren Auftrag zu ende bringen. Wenigstens funktionierte ihre Helmlampe noch, dachte sie, und so konnte Jenny sehen, dass die Luke fast in Reichweite war. Wenige Minuten später hatte sie den schweren Deckel zugeschraubt. Ihr Schutzanzug hing mittlerweile nur noch in Fetzen an ihr, und auch die darunter befindliche Kleidung fing an, sich rapide aufzulösen. An mehreren Stellen ihres Körpers klebte ein unidentifizierbarer öliger Schleim, besonders an ihren Händen. Seltsamerweise schien ihr Körper über bessere Resistenz gegenüber der unbekannten Substanzen zu verfügen als ihre Kleidung. Vermutlich waren die Chemikalien organischen Ursprungs, das wäre zumindest eine mögliche Erklärung.
Gefühlte Stunden später wurde Jenny aus ihren trüben Gedanken gerissen, als ihr etwas unsanft auf den Rücken prallte. Die Helmlampe war fast erloschen, und so brauchte sie einige Zeit, bis sie das Objekt identifizieren konnte: Offenbar hatte jemand ein neues Seil aufgetrieben, welchem die Substanzen im Tunnel nichts anhaben konnten. Schnell zog sie sich den Haltegurt am Ende des Seils an und signalisierte durch mehrmaliges kurzes Ruckeln, das sie bereit zum Wiederaufstieg war. Dass der Gurt mittlerweile das einzige war, was ihren Körper bedeckte, störte sie dabei wenig. Eine viertel Stunde später hatte sie fast den Rand der Öffnung erreicht, und endlich mischte sich so etwas wie Hoffnung in ihre Gedanken. Nachdem sie nun so lange dort unten ausgehalten hatte, gab es nun zumindest die Möglichkeit, wieder das Tageslicht zu sehen. Dass sie in den nächsten Tagen an Krebs oder schlimmerem erkranken würde, war immer noch sehr wahrscheinlich. Zumindest würde sie den kurzen Rest ihres Lebens aber die Prämie auskosten können.
Als sie aus dem Rohr kletterte, erschrak sie zunächst. Ihre Hände hatten eine unnatürliche bläuliche Farbe angenommen. Auch der Rest ihres Körpers war mit farbenfrohen Schleimresten übersät. Während sie sich noch so ansah, zuckte sie plötzlich zusammen und ihr wurde schlagartig kalt. Nicht nur dass, sie wurde auch patschnass. Grund dafür war ein Schlauch mit Wasser, den jemand auf sie gerichtet hatte. Nach und nach löste sich der Schleim an ihrem Körper. Nur die Hände behielten ihre eigentümliche blaue Farbe.