DER KONTAKT
Kapitel II
Noch immer im Café sitzend fing Dr. Foster nun an über die Entdeckung zu sinnieren. Dabei beide Handflächen aneinander vor seinem Gesicht und das Kinn auf beiden Daumen abstützend, so wie er es immer zu tun pflegte wenn er nachdenkt. Er sah raus und verfolgte im Gedanken versunken das Treiben der Menschen und den Verkehr an der Straßenkreuzung. Sollten wir nun wirklich Kontakt zu einer anderen Zivilisation haben? Und was wird das mit uns, der Menschheit machen? Sind wir überhaupt bereit? Und viel wichtiger ist die Frage: Was wollen sie hier? …
Was will eine Zivilisation, die viel weiter entwickelt ist hier bei uns? Einer Spezies die ihren Planet immer mehr zusetzt seit dem sie die Bühne der Welt betreten hat und angefangen hat abstrakt zu denken. Durch ein hupendes Fahrzeug im Feierabendverkehr wurde Dr. Foster aus seinen Gedanken gerissen und war wieder im Café. Er nahm die Tasse und trank den letzten Schluck, warf sich seinen Anzug über und verließ es nachdem er bezahlt hatte. Seine Gedanken waren nun ganz bei seinem Team am SETI-Institut zu dem er nun auf dem schnellsten Weg zurück möchte um bei den Geschehnissen dabei zu sein und sie mit eigenen Augen zu sehen.
Derweil beobachtete das Team um Catherine wie das Signal immer näher kam. Die Geschwindigkeit war einfach atemberaubend. Das Signal kam nun aus der Nähe des Uranus und zwischen dem Uranus und den Kuipergürtel liegen enorme Entfernungen die sich in astronomischen Größen abspielen. „Es ist sehr schnell Catherine.“ Meinte Mike zu Catherine und war verblüfft über den schnellen Zuwachs der Amplitude. „Meinst du die NASA kann uns schon genaueres sagen?“ „Ich hab noch nicht wieder angerufen. Ich denke die brauchen noch eine Weile bis sie mit ihren Berechnungen fertig sind.“ Antwortete Catherine. „Ich hoffe die sind fertig bevor dieses Objekt hier ankommt … „ „Ich werde so gegen um zwei nochmal versuchen etwas herauszubekommen.“ „Ok. Mach das. Du, ich geh mal was Essen wenn das in Ordnung ist. Ich hatte noch gar nichts zu Mittag. Sandra kann ja derweil mal für mich übernehmen.“ „Ist gut. Ich gib Sandra Bescheid.“ „Alles klar. Bis später!“ Meinte Mike und fuhr zu seiner wohl verdienten Mittagspause in die Stadt.
Im NASA Hauptquartier berechnete man unter Hochdruck den Kurs des Objektes und versuchte das Signal zu dechiffrieren. Leiter dieses Projektes war Dr. Campell der von seinen Leuten viel abverlangte und ein akribisches Arbeiten erwartete. Er war ein hagerer Mann in den Fünfzigern mit grauen Haaren und einem scharfen Blick fürs Detail. Und endlich kam einer seiner Mitarbeiter und lieferte die präzisen Ergebnisse. „Dr. Campell wir konnten die Flugbahn berechnen!“ „Na dann lassen sie mich hören!“ Sagte Dr. Campell während er die Berechnungen entgegen nahm und darüber sah. „Der Kurs ist eindeutig. Es ist auf dem Weg zur Erde und wir konnten einen ziemlich genauen Zeitpunkt errechnen. ...“ „18:21 Uhr? Verdammt warum ist es so schnell? ...“ „Genau Sir. Gegen 18:21 Uhr erwarten wir den Kontakt. Vielleicht plus, minus eine halbe Stunde. Es bewegt sich ziemlich linear und sehr präzise. Es ändert nicht die Flugbahn oder trudelt … Nichts dergleichen. Bilder konnten wir noch nicht machen. Jedoch sehen wir auf einigen Langzeitbelichtungen einen Lichtpunkt der sich bewegt. Das Objekt ist einfach noch zu weit entfernt.“ „Das konnte ich mir denken ... Nun vielen Dank. Wenn sie mich entschuldigen würden.“ Bedankte sich Dr. Campell und ging in sein Büro wo er einige Telefonate tätigen musste. Doch zu aller erst ruft er einen alten Freund an, der gerade auf dem Weg zurück ins SETI-Institut war.
„Hey Chris! Wie geht es dir? Ich hab gehört du hattest heute wieder einen Termin in Los Angeles?“
„John! Mensch wir haben ein Weile nichts voneinander gehört. Mir geht es gut danke der Nachfrage und ja ich musste heute, so wie jedes Jahr, mal wieder für das SETI-Projekt werben und den Spendentopf aufhalten. Habt ihr schon erste Ergebnisse?“
„Wie immer! Du kommst gleich zu Sache. Smalltalk war noch nie deine Stärke. Aber ich fühle mit dir was diese Treffen angeht. Einfach lästig. Nun das Signal das ihr aufgefangen habt ist ziemlich interessant? Und ja wir konnten den Kurs berechnen. Es ist auf direktem Kurs zur Erde und ändert den Kurs auch nicht. Als ob er schon vorher berechnet wurde.“ „Wahnsinn! Und weiß Catherine schon davon?“ „Nein, ich hatte noch keine Zeit es ihr mitzuteilen. Du bist quasi schon vor deinem Team bestens informiert, Chris. Wir rechnen mit dem Kontakt um 18:21. Plus, minus eine halbe Stunde. Es ist sehr schnell ...“ Antwortet Dr. Campell mit einer sehr nachdenklichen Pause.
„Verblüffend oder? Du John ich danke dir für deinen Anruf nur sitze ich noch im Zug und es ist gerade nicht allzu günstig. Könntest du uns später im Institut nochmal kontaktieren wenn ihr neue Informationen habt?“ „Ja klar! Klingt als würden wir beide heute lange an unserer Arbeit sein ...“ Meinte Dr. Campell lachend und sich im Bürostuhl zurück lehnend. „Das glaube ich auch. Wir hören uns!“ Antwortete Dr. Foster und legte auf um sich den Rest der Zugfahrt noch etwas auszuruhen.
Das Objekt passierte den Uranus und näherte sich weiterhin der Erde. Es war in einer Art Nebel aus ionisierten Partikeln eingebettet und wirkte stark stromlinienförmig und länglich. Das Objekt flog lautlos durch unser Sonnensystem und je näher es der Sonne kam, desto mehr schien eine metallene Oberfläche durch die ganz glatt war. Nur symmetrische Kanäle zogen sich über die Oberfläche in denen der Strom aus ionisierten Partikeln am stärksten war. Doch noch immer gab es keine Aufnahmen des Objekts obwohl alle Teleskope darauf ausgerichtet waren. Sogar das stark in die Jahre gekommene Hubble Teleskop welches nach weiteren Reparaturen im Jahr 2026 und 2030 weiterhin seinen Dienst tat.
Pünktlich gegen 15:37 Uhr hielt der Zug indem Dr. Foster war in der Stadt Mountain View im sonnigen Santa Clara County in Kalifornien. Über den Bahnsteig in die Bahnhofshalle eintretend sah er bereits Catherine die ihn abholte. „Hey! Da ist ja unser Tiger! Sag mal konntest du nicht etwas mehr herausschlagen? Wir bräuchten schon mal einen neuen Kaffeeautomat.“ „Catherine! Wir können froh sein das man uns weiterhin gewähren lässt und das Projekt nicht gänzlich beendet.“ Meinte Dr. Foster leicht resignierend während sie durch die Eingangshalle des Bahnhofes liefen. „Jetzt wäre es ja ein schlechter Zeitpunkt das Projekt zu beenden. Hast du es ihnen erzählt?“ „Wen hab ich was erzählt?“ „Na den Fossilen im Vorstand von INTERPLANET?“ Dr. Foster sah kurz nach unten und antworte als hätte Catherine ihn erwischt. „Ja. Ich habe es dem Vorstand berichtet und somit sehr hoch gepokert. Was ist wenn wir uns wieder irren? ...“
Catherine sah Dr. Foster zweifelnd über das Autodach an und meinte mit ernster Stimme zu Dr. Foster der in die Gegend sah: „Chris. Diesmal ist es kein falsches Signal. Es nähert sich. Und unser Team hat es entdeckt. Unser Projekt hat eine Daseinsberechtigung Chris.“
„Ja das hoffe ich. Auch nachdem wir vielleicht Kontakt hatten ...“ sagte Dr. Foster während er in das Auto auf den Beifahrersitz einstieg. Catherine stieg ebenfalls ein und bevor sie los fuhr fragte sie. „Hast du mit ihnen gesprochen? Haben sie es berechnen können? Nun sag schon!“
„John und ich, wir haben kurz im Zug miteinander gesprochen und es ist definitiv auf Kurs mit der Erde. Sie rechnen ungefähr gegen 18:21 Uhr mit einem Kontakt. Es ist sehr schnell ...“
Catherine hört gespannt zu und wurde ganz still als sie diese neuen Erkenntnisse aufnahm. „Catherine lass uns erst mal ins Institut fahren. Ich möchte die Ergebnisse endlich selbst sehen.“
Catherine startete den Wagen und beide fuhren in die Forschungseinrichtung des Instituts wo das Team Dr. Foster erwartete.
