[Growth] Das Notizbuch

  • Heyho,

    hier mal etwas, das ich gestern geschrieben habe. Wer ab und an Animes schaut, dem wird eine gewisse Ähnlichkeit zu einem bestimmten Werk auffallen. Nur, dass das Buch in dieser Serie Menschen sterben lässt. :rolleyes:

    Ich fand die Idee eigentlich ganz interessant und frage mich, was ihr dazu sagt. Ich habe auf jeden Fall eine Storyline ausgearbeitet.
    Viel Spaß!

    ---------

    Das Notizbuch
    von Ruffy

    1. Regeln
    2. Beobachtung

    1.) Regeln
    Es war der letzte Tag des Sommersemesters. Ich blickte gelangweilt aus dem Fenster des Saals und freute mich bereits auf die nun kommenden Ferien und die Masse an Freizeit, über die ich bald verfügte. Geplant hatte ich zwar noch nichts, aber irgendetwas würde sich schon ergeben, dachte ich. Während die Professorin routiniert ihr Programm abspulte, fiel mir plötzlich etwas seltsames auf. Ein Buch, offenbar erschienen aus dem Nichts, segelte genau an der Fensterscheibe vorbei, fiel 20 Meter in die Tiefe und landete schließlich unten im Gras. Wo kam es her? Ich befand mich im höchsten Stockwerk, es gab also keine Möglichkeit, dass es jemand hinunter geworfen hatte. War jemand auf dem Dach? Seltsam.

    Nach der Stunde beschloss ich, mir das Buch etwas genauer anzusehen, vielleicht gehörte es ja jemandem. Ich ging unbemerkt an der seitlichen Gebäudefassade entlang und fand es genau dort, wo ich es hatte landen sehen. Ich hob es auf. „Size Matters.“ prangte mir in verblichenen, grauen Lettern entgegen. Es war bei näherer Betrachtung kein normales Buch oder etwa ein Roman, sondern viel mehr ein dünnes Notizbuch in schwarzem Einband. Die Seiten waren allesamt leer, aber der Umschlag wies einen Text auf der Innenseite auf:

    1. Die Frau, dessen Name in dieses Buch geschrieben wird, wächst. Männer können nicht betroffen sein.
    2. Beim Eintragen des Namens muss---

    Ich hörte auf zu lesen, und mir schossen sofort wirre Gedanken durch den Kopf. Es konnte nicht funktionieren, auf keinen Fall. Jemand musste sich einen Scherz mit mir erlauben. Ja, so musste es sein. Ich grinste wissend und schmiss das Buch zurück auf den Boden, ohne die Regeln weiter gelesen zu haben. Was für ein Quatsch. Ich drehte um und ging zurück Richtung Campus, doch auf der Hälfte des Weges blieb ich stehen und dachte noch einmal nach. Hm. Was wäre daran schlimm, nähme ich es mit? Es stand jedenfalls kein Besitzer darin. Und wenn es doch eine Wirkung hatte?

    ***

    Als ich zu Hause war, schmiss ich meinen Rucksack aufs Bett und zog das Buch daraus hervor. Ich schloss meine Tür ab, setzte mich an meinen Schreibtisch und schlug die erste Seite erneut auf. Ich las gespannt weiter:

    1. Die Frau, dessen Name in dieses Buch geschrieben wird, wächst. Männer können nicht betroffen sein.
    2. Beim Eintragen des Namens muss sich der Schreiber das Gesicht der Frau vorstellen, so dass eine Verwechslung ausgeschlossen wird.
    3. Der Zeitpunkt des Wachstums muss in Form von Uhrzeit und Datum hinzugefügt werden, sonst ist der Eintrag unwirksam.
    4. Die neue Größe muss genau definiert werden. Dies muss innerhalb von 60 Sekunden, nachdem der Name und das Datum niedergeschrieben wurden, geschehen. Wird diese Information nicht beigefügt, ist der Eintrag wirkungslos. Die Größe muss aus einer rationalen Zahl und einer der folgenden Einheiten zusammengesetzt werden: Zentimeter, Meter. Die angegebene Zahl wird zur Körpergröße der Frau, die sie vor dem Eintrag hatte, hinzuaddiert,.
    5. Ein Name kann beliebig oft in das Buch geschrieben werden.
    6. Es gelten nur positive Zahlen.
    7. Die Eintragung lässt sich nicht rückgängig machen.

    Neben diesen sieben äußerst interessanten Regeln stand auf dem Umschlag noch eine Menge dazu was passiert, wenn der Finder das Buch verliert oder es gestohlen wird, aber das war für mich in diesem Moment absolut irrelevant. Ich kam ins Grübeln. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und klopfte angespannt mit einem Kugelschreiber auf die Tischplatte. Okay, dachte ich, wenn das Ding wirklich seinen Dienst tun sollte, dann gibt es nur einen Weg. Ich muss es ausprobieren! Aber wen nehme ich? Auffallen sollte es wohl kaum, vor all--- Scheiße, gerade jetzt!

    Mein Handy klingelte, und ich sah angenervt aufs Display: Sonja. Ich war kurz angebunden. „Ja. Was ist los?“ bellte ich. „Öh, hey. Was ist denn mit dir los, schlecht drauf?“ - „Ich hab gerade nicht so viel Zeit. Also, was gibt es?“ - „Na ja, wollte nur sagen, dass wir heute bei mir mit den üblichen Verdächtigen ein wenig kochen wollten und danach vielleicht noch feiern. Ist ja heute der erste Ferientag, quasi. Hast du auch Lust?“ Ich dachte kurz nach, und ein hinterlistiges Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Wunderbar, schoss es mir durch den Kopf. Da finde ich doch direkt ein Versuchskaninchen. „Ach, wieso nicht. Wann soll ich da sein? Und wer kommt noch?“ Sonja schien überrascht, dass ich trotz meines muffigen Auftretens kommen wollte. „So gegen 19 Uhr. Fest zugesagt haben bisher nur Kathi und Verena.“

    Nach den üblichen Floskeln legte ich auf. Es war soweit, ich musste das Notizbuch testen. Aber wen wählte ich aus? Bevor ich das wahre Potential des Buches ausschöpfte, musste ich klein anfangen. Ich entschied mich, mit Verena anzufangen. Ich schlug erneut die erste Seite auf und schrieb.

    Verena Brandt
    15.08.2011, 19.45 Uhr
    5 Zentimeter

    Reichte das? Ich war mir nicht sicher, wusste aber, dass ich zur gegebenen Zeit Verena beobachten musste. Fünf Zentimeter waren eigentlich fast schon zu viel, aber es war unmöglich, dass irgendein Verdacht auf mich fiel. Letztendlich glaubte ich immer noch nicht daran, dass das Buch tatsächlich funktionierte. Aber was hatte ich schon zu verlieren? Rückgängig machen konnte ich es jetzt auch nicht mehr. Ich hing noch ein wenig vor meinem PC und versteckte das Buch zwischen den Schubladen meines Kleiderschrankes, wo es sicher niemand finden würde. Dann fuhr ich los.

    2.) Beobachtung
    In der U-Bahn grübelte ich noch über eventuell vorhandene Stolperfallen. Sollte Verena tatsächlich wachsen, musste ich verdammt gut schauspielern, um genau so überrascht zu wirken wie die anderen Gäste. Andererseits, musste ich das wirklich? Der Effekt würde mich sicher ebenfalls staunend zurücklassen, und---! Plötzlich fiel mir etwas auf. Verdammt! Wie dumm war ich eigentlich? Ich hatte meinen ursprünglichen Plan zu einem Sicherheitsrisiko für mich selbst gemacht. Wenn das Buch funktionierte, durfte ich nicht lange zögern: Ich musste meine ultimative Fantasie ausleben. Aber da ich Vollidiot bereits eine Frau aus meinem Freundeskreis in das Buch geschrieben hatte, würde es sicher mehr als auffallen, wenn plötzlich eine weitere Dame aus meinem sozialen Umfeld plötzlich riesig oder „nur“ größer wird.

    Mein Kopf rauchte. Nehme ich stattdessen einfach irgendeine Fremde? Jemanden aus dem Fernsehen? Nein. Das wäre nicht das gleiche gewesen. Aber Moment. Möglicherweise wurde ich auch einfach nur paranoid. Als ob die Polizei nach jemandem suchen würde, der ein Buch hat, das Frauen größer machen kann. Ist doch lächerlich, zumal nie jemand auf so eine Idee kommen würde. Das wäre doch nicht einmal strafbar. Oder?

    Die U-Bahn hielt an. Ich stieg bei Sonja aus und verspürte plötzlich eine gewisse Nervosität. Mir kamen tausende von weiteren Einfällen, aber ich musste sie alle zurückdrängen, weil die Echtheit des Buches noch nicht bewiesen war. Ich klingelte und wurde eingelassen.

  • DEATH NOTE ;)
    Geilster Anime/Manga den es je gab.

    Klasse Geschichte. :)
    R+

    Definitiv! Hab sogar gerade eben die letzte Folge gesehen. Bin ein wenig enttäuscht vom Ende. Ich war die ganze Zeit für den Verlierer. :D
    L ist außerdem ein genialer Charakter. Die ersten 15 Folgen sind mit das Beste, was ich je gesehen habe. War selten so begeistert von irgendwas.

    Und danke für die nette Bewertung! :)

  • Fängt sehr gut an! War auch selten so gespannt auf die Fortsetzung!
    Ich schätze auch mal das Genre ist das immer hervorragende "Ruffy-Rampage-Genre"?
    Argh - nein, lieber nichts verraten ;)

  • Definitiv! Hab sogar gerade eben die letzte Folge gesehen. Bin ein wenig enttäuscht vom Ende. Ich war die ganze Zeit für den Verlierer. :D
    L ist außerdem ein genialer Charakter. Die ersten 15 Folgen sind mit das Beste, was ich je gesehen habe. War selten so begeistert von irgendwas.

    Und danke für die nette Bewertung! :)


    Ja, leider. Hat Light aber verdient. :)
    ICh habe aber noch ein Death Note Buch, das von einem anderen Fall Ryuzakis geht und sich ebenfalls mit dem Thema DN befasst, auch sehr geil geschrieben. :D

  • Fängt sehr gut an! War auch selten so gespannt auf die Fortsetzung!
    Ich schätze auch mal das Genre ist das immer hervorragende "Ruffy-Rampage-Genre"?
    Argh - nein, lieber nichts verraten ;)

    Ich nehme das mal als Kompliment, danke! :mrgreen:

    Hier dann auch direkt Teil 2:

    In der Wohnung angekommen erwartete mich eine eher unangenehme Überraschung. Als ich ins Wohnzimmer ging, sah ich lediglich Sonja und Kathi auf dem Sofa sitzen, die sich angeregt über irgendetwas unterhielten. Obwohl ich extra ein wenig zu spät losgefahren war, schien Verena noch nicht gekommen zu sein. Ich durfte aber nicht sofort nach ihr fragen, sondern musste ein wenig abwarten. „Hey!“ sagte ich. Sonja und Kathi drehten sich zu mir. „Oh, hey! Schön, dass du da bist!“ - „Kein Problem, danke für die Einladung. Was wollt ihr eigentlich kochen?“ Ich verwickelte die beiden in ein Gespräch und heuchelte Interesse an ihrer Diskussion über die richtigen Gewürze für das Curry, das sie geplant hatten. Wenig später sah ich auf die Uhr. 19.33. Zeit, nachzufragen.

    „Sagt mal, wollte Verena nicht auch kommen?“ Sonja blickte nicht einmal vom Kochbuch auf. „Ja, aber sie kommt wohl etwas später. Die ist noch mit ihren Eltern irgendwo und wollte gegen 8, halb 9 da sein.“ Oh Gott! Nein! Wie absolut dumm! Ich hätte für den Anfang Sonja aussuchen sollen, da sie logischerweise zu 100 Prozent zur richtigen Zeit anwesend gewesen wäre. Wenn das Buch funktionierte, würde Verena auf keinen Fall herkommen und absagen müssen. Falls sie allerdings doch kommen würde, wäre das Buch definitiv eine Fälschung. Aber wie ich es voraussah (oder viel mehr erhoffte), klingelte gegen kurz nach 8 Sonjas Telefon. Ich tat so, als würde ich den Reis genauer inspizieren, hörte aber in Wirklichkeit genau zu, was während des Telefonates besprochen wurde.

    Sonja nahm den Hörer ab. „Ja? Was, wirklich?“ Es gab eine kurze Pause. „Alles klar. Dann wünsche ich dir mal eine gute Besserung. Wir sehen uns!“

    Hm. Sonja sagte 'gute Besserung', was bedeutete, dass Verena auf jeden Fall irgendetwas zugestoßen sein musste. Es konnte zwar eigentlich nur das Buch sein, aber da ich jeglichem Übernatürlichen misstrauisch gegenüberstand, musste ich sie mir mit eigenen Augen ansehen. Danach konnte ich immer noch weiter planen. Sonja betrat indes wieder die Küche. „Verena kommt nicht, sie hat gerade angerufen. Ihr geht es wohl nicht so gut und sie legt sich hin. Aber etwas war seltsam mit ihrer Stimme, sie klang irgendwie aufgelöst und fast schon traurig, und so kenne ich sie gar nicht. Hm. Aber sie meldet sich die Tage noch mal, von daher...“ Großartig. Danke für diese Info, Sonja! Ich tat vor den Mädels natürlich so, als wäre ich bestürzt. „Oh, das ist mies. Aber ich denke mal, dass sie wieder auf die Beine kommen wird. Passt schon.“ Okay, so weit so gut. Jetzt musste ich nur noch den Abend überleben, ohne vor Langeweile zu sterben. Irgendwie ging es, und ich verabschiedete mich dann auch wieder relativ früh, gegen halb 12. Die Proteste der Mädels in Form von „Komm doch mit in die Disco, wir haben auch keine Lust, alleine zu gehen!“ ignorierte ich gelassen. Ich brauchte einen Plan, um Verena begutachten zu können. Ihre von Sonja als 'traurig' beschriebene Stimme war ein eindeutiger Indikator.

    ***

    Zuhause angekommen setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch und dachte nach. Es musste einfach eine Möglichkeit geben, an Verena heranzukommen, ohne aufzufallen. Obwohl ich gut mit ihr befreundet war, konnte ich nicht einfach so bei ihr vorbeigehen, ohne mich anzukündigen. Dafür brauchte ich einen Vorwand. Was für einen Anruf würde sie wohl nicht verdächtig finden? Ich konnte ja in die Rolle des besorgten Freundes schlüpfen, aber das hätte nicht funktioniert, da ich so etwas noch nie getan hatte. Andererseits hätte ich auch einfach warten können, bis sie sich selbst wieder an die Öffentlichkeit wagte. Aber das dauerte mir zu lange. Dann, ganz plötzlich, kam mir die rettende Idee. Es war fies, aber damit würde ich mein Ziel erreichen. Eine ganz einfach Lüge, auf die so gut wie jede Frau ansprang. Ich nahm mein Handy und schrieb Verena eine SMS, obwohl es bereits nach 12 war.

    „Hey. Ich weiß, du bist krank. Aber ich habe gerade mit deinem Freund gechattet, und als ein guter Bekannter von dir fühle ich mich verpflichtet, dir ein paar Sachen über ihn mitzuteilen, aber bitte nicht am Telefon! Ist sehr wichtig! Gute Besserung und Grüße.“

    Wie zu erwarten, ließ die Antwort nicht lang auf sich warten.

    „Hm. Keine Ahnung. Mir geht es echt richtig mies, ich weiß nicht, ob du vorbeikommen solltest.“

    Sie ignorierte meine Provokation, ich musste einen Gang höher schalten.

    „Na gut, dann geht es eben nicht anders: Ich glaube, er betrügt dich. Ich habe Details. Bitte ruf ihn nicht an oder frag ihn nicht danach, bevor wir darüber gesprochen haben.“

    Das sollte gezogen haben. Sie musste sich jetzt einfach mit mir treffen. Klar, ihr Freund war im Grunde der reinste Engel. Aber ich hasste ihn; hasste ihn seit dem Moment, in dem er mir damals Verena wegnahm. Und in dieser Sache war mir einfach jedes Mittel recht. Mein Handy piepste erneut.

    „Gut. Ich gehe davon aus, dass du mir am Telefon nichts erzählen wirst. So bist du eben. Ich hoffe, du sagst nicht die Wahrheit... Komm einfach morgen gegen 16 Uhr bei mir vorbei. Bis dann.“

    Das hatte wunderbar geklappt. So einfach ließ sie sich also manipulieren, fantastisch! Ich musste fast ein wenig grinsen. Mir kam der Gedanke, mich mit dem Buch jetzt auf Verena zu konzentrieren und bei Gelegenheit eine zweite Freundin von mir (die, die ich eigentlich dafür vorgesehen hatte) am Geschehen zu beteiligen. Wenn ich Verena jetzt langsam wachsen ließ, musste ich jeden Moment davon genießen. Immerhin war Verena mal meine große Liebe gewesen, und ich konnte nicht mal mehr zählen, wie oft ich mir sie als Riesin vorgestellt hatte. Es fühlte sich irgendwie so an, als würde ich ihr den ganzen Schmerz von damals einfach zurückgeben. Ich riss sie aus ihrer Welt und katapultierte sie in eine neue Position. Das gleiche, was sie damals mit mir gemacht hatte. Aber noch grausamer würde ich gegen ihren Freund Stefan vorgehen, und ich hatte den passenden Einfall. Dieser Bastard. Wenn ich schon dabei war, Verenas Leben zu ruinieren, musste er ebenfalls in den sauren Apfel beißen.

    Ich legte mir für morgen ein Gespräch sowie meine Vorgehensweise zurecht, dann holte ich das ominöse Buch aus dem Schrank hervor. Ich schrieb etwas hinein.

    Verena Brandt
    16.08.2011, 16.51 Uhr
    20 Zentimeter

    Gut. Sie würde genau dann wachsen, wenn ich bei ihr war. So würde sie auch keinerlei Verdacht schöpfen, da der erste Wachstumsschub bereits komplett ohne Kontakt zu mir stattfand. Außerdem konnte ich mir das Ereignis direkt ansehen und eventuell handeln, sollte es klappen. Irgendwo in meinem Gehirn schwirrte der Satz „Sie hat doch eh nur eine Grippe, vergiss es!“ in meinem Kopf herum, aber ich versuchte, diese Stimme zu ignorieren. Verena war etwa 1,60m groß. Ich hatte sie schon fünf Zentimeter wachsen lassen. Das hieß, dass sie morgen etwa 1,85m groß sein würde, was einen gewaltigen Unterschied machte. Ich konnte es kaum erwarten.

    ***

    Am nächsten Tag machte ich mich überaus pünktlich auf den Weg zu Verena. Ich musste ungefähr eine Stunde in ihrer Wohnung bleiben, um meinen Plan in die Tat umsetzen zu können. Ich brauchte eine gewisse Vorlaufzeit, aber es würde sich sicher auszahlen. Wenn sie bis dahin nicht gewachsen war, musste ich mir etwas anderes über Stefan ausdenken, aber auch dafür hatte ich eine Notlösung.

    Als sie mir die Tür öffnete, war ich geschockt.

    Es hatte funktioniert! Oh Mann! Jetzt ganz ruhig bleiben, dachte ich. Nichts überstürzen.

    Ich sah Verena an. Sie reichte mir jetzt etwa bis zur Nasenspitze, was eindeutig größer als vorher war. Sie trug einen weiten, grauen Jogginganzug und schwarze Socken, die wohl noch irgendwie zu passen schienen. Aber obwohl sie tatsächlich größer war, trat bei mir nicht dieser gewisse Effekt ein, den ich mir erhofft hatte. Sie war einfach noch zu klein. Ich setzte ein angespanntes Gesicht auf und versuchte, mir mein Wissen nicht anmerken zu lassen.

    „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte ich. „Ich dachte, du wärst schon volljährig?“ Verena schien nicht amüsiert. „Sehr witzig. Komm rein.“ Das war alles, was sie dazu zu sagen hatte? Von Traurigkeit keine Spur. Ich hakte noch einmal nach. „Mal im Ernst, wie konnte das passieren? Sehr krank scheinst du mir ja ansonsten nicht zu sein.“ Verena schloss die Tür und stöhnte hörbar. „Ich weiß es doch auch nicht. Ich brauche jedenfalls erst einmal neue Klamotten, bevor ich zum Arzt oder generell wieder herausgehe. Meine Mutter bringt mir nachher ein paar Sachen vorbei, dann werde ich mich direkt auf den Weg machen.“ - „Ach so, verstehe. Steht dir aber eigentlich ganz gut, wirkst dadurch ein bisschen älter.“ - „Hm. Wenn du meinst. Mich stört es einfach, da mir nichts mehr passt und ich mir eine neue Garderobe zulegen muss. Ich war gestern auch ziemlich fertig deswegen, aber meine Eltern unterstützen mich. Ich war sowieso immer etwas zu klein, finde ich.“ Ich sah sie verständnisvoll an. „Ach, wird schon nichts Schlimmes sein.“ Wie blöd war die eigentlich? Es war so etwas wie eine Sensation, dass ein Mensch einfach so eben fünf Zentimeter wuchs. Trotzdem reichte mein mies gespieltes Mitleid aus, sie davon zu überzeugen, dass ich nicht deswegen gekommen war.

    Ich setzte mich auf die Couch. 16.07. Es gab eine kurze Gesprächsunterbrechung, während Verena Getränke für uns beide holte, dann nahm sie neben mir platz.

    „Also, was wolltest du mir erzählen? Stefan geht fremd? Wie kommst du darauf?“ - „Na ja. Wie gesagt, habe ich gestern mit ihm geschrieben.“ Jetzt kam es darauf an. Das war meine Chance, endlich Jana ins Spiel zu bringen. „Er meinte, er müsste mir ein Geheimnis anvertrauen. Dann fing er an, mir von letztem Freitag zu erzählen. Er hat sich mit Jana getroffen, und die beiden waren zusammen was trinken.“ Verena platzte der Kragen. „Was? Ernsthaft? Mit Jana?“ Bingo, meine Taktik war ein voller Erfolg. „So sieht es aus. Er hat sie wohl ziemlich abgefüllt, und wenn ich es richtig verstanden habe, haben sie miteinander geschlafen. Ich würde dich bitten, Stefan nicht zu sagen, dass du diese Info von mir hast.“

    Der letzte Satz war gar nicht mehr nötig. Verena standen die Tränen in den Augen, und ihr Mund stand offen. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, aber ich glaube dir. Du hättest keinen Grund, mich anzulügen.“

    Ha, wenn du wüsstest!

    „Und was meinst du, soll ich jetzt tun? Dieses blöde Arschloch! Ich wusste es schon immer, irgendwo!“

    Ich sprach weiter mit Verena und gab ihr Ratschläge, achtete aber dabei darauf, ihren Zorn auf Stefan zu konzentrieren. 16.43. Nicht mehr lang. Bald würde sie selbst dafür sorgen, dass dieser Sack seine gerechte Strafe erhalten würde. Welch Ironie! Ich überredete seine eigene Freundin dazu, ihn zu hassen, um--- 16.50! Oh Gott. Noch wenige Sekunden!

    Klick. Punkt 16.51. Ich blickte auf und sah Verena an.

    Zuerst sah alles ganz normal aus, aber dann registrierte ich, dass Verenas Körper langsam, aber sicher in die Höhe schoss. Sie bemerkte es sofort, stand auf und begann plötzlich, laut und wiederholt „Nein!“ zu schreien. Es lag eine gewisse Verzweiflung in ihrer Stimme, aber ich musste sie weiter beobachten. Ihr Kapuzenpullover wurde immer kürzer, und an den Schultern riss er innerhalb weniger Sekunden auf. Ich konnte nun ihren Bauchnabel sehen, außerdem war ihr Schlüsselbein durch das entstandene Loch erkennbar. Ihre Arme waren nur noch bis zum Ellbogen mit Stoff bedeckt. Ihre Hose riss nicht, sondern weitete sich lediglich an der Hüfte und reichte ihr nur noch bis knapp unter die Knie. Sie sah nun fast so aus, als trüge sie Kindermode! Ich blickte nach unten. Ihre Füße waren natürlich ebenfalls gewachsen und ihre Socken hingen nur noch als schwarze Fetzen von ihren Knöcheln. Mit verängstigtem Blick starrte sie nun auf mich hinab. „Was passiert mit mir?“ Ich stand ebenfalls auf und sah mich nun in der selben Position wie sie vorhin, nur umgekehrt: Ich reichte ihr nur noch bis zur Nasenspitze. Der Anblick war äußerst befriedigend, wenn nicht sogar erregend. Es war unfassbar, aber das Notizbuch tat seinen Dienst. Sie wirkte so riesig, so gewaltig. Es war eine Art Vorgeschmack, schätzte ich.

    Verena riss sich aus ihrer Trance. „Ich glaube, du gehst jetzt besser. Und kein Wort an Niemanden!“ Sie zeigte auf die Tür. „Hm? Und was machst du jetzt wegen Stefan?“ - „Ich rufe dich nochmal an. Lass mich jetzt bitte allein.“

    3.) Größenwahn
    Der Beweis war erbracht, jetzt musste ich das richtige tun. Auf dem Heimweg dachte ich nach. Wenn ich Verena jetzt auf eine Größe brachte, die nicht apokalyptisch war, würde ich nichts davon haben, da sie ihre Zeit dann sicher nicht mit mir verbringen würde, sondern mit Wissenschaftlern in einem Labor. Wenn ich--- Moment! Ja, genau! Es war fast schon zu einfach. Stefan würde für immer von der Bildfläche verschwinden, und meine ultimative Fantasie würde sich aus der Situation ergeben. Ich musste nur dafür sorgen, dass Verena Stefan tötet und dann völlig durchdreht. Ein klassischer Kampf, Riesin gegen Großstadt. Dann, mitten im Getümmel, taucht eine zweite Riesin auf, die entweder hilft oder gegen die andere vorgeht. Aber aufgrund der Geschichte, die ich Verena angedreht habe, wird sicher Letzteres eintreten, da sich keine der beiden beherrschen können wird.

    Ich handelte schnell und schrieb Stefan eine SMS, der natürlich von allem, was gerade passierte, keinen Schimmer hatte.

    „Hey. Verena geht es nicht gut, war gerade bei ihr. Überrascht mich, dass sie dir noch nichts gesagt hat. Ich würde sie an deiner Stelle mal anrufen.“

    Ich bekam sofort eine Antwort.

    „Hey. Was meinst du?“

    Hatten die beiden überhaupt keinen Kontakt zueinander? Tolle Beziehung.

    „Ruf sie einfach an, und melde dich dann nochmal bei mir.“

    Eine Stunde später bekam ich eine Antwort.

    „Weiß auch nicht, was los ist. Fahre jetzt zu ihr, danke für die Info. Ciao!“

    Perfekt. Auch ich fuhr erneut zu Verenas Wohnung, dieses mal mit dem Buch im Gepäck. Ich setzte mich unbemerkt auf eine Bank und wartete darauf, dass Stefan bei Verena klingelte und in das Haus ging. Nach etwa 20 Minuten erschien er tatsächlich. Ich sah auf die Uhr, es war 18.17. Ich gab mir etwa 30 Minuten, um mich in Sicherheit zu bringen. Dann klappte ich das Buch auf und trug etwas ein.

    Verena Brandt
    16.08.2011, 18.45 Uhr
    98 Meter, 0,15 Zentimeter

    Endlich.

  • Yeehaa...sehr geil, auf jeden fall
    in welchem zeitraum ist dir denn die story eingefallen?

    ist echt klasse geschrieben und bildlich gut vorstellbar, das bereitet immer soooooviel kopfkino :D

    bin schon sehr gespannt aufn nächsten Teil

    Größenwahn...das triffts gut mit 98 metern und 15 :)

  • in welchem zeitraum ist dir denn die story eingefallen?

    Danke für das Lob! Yay! :D

    Öhm, gute Frage. Ich hatte, nachdem ich besagten Anime gesehen habe, die Idee mit dem Buch. Dann hatte ich mir eigentlich alles relativ schnell zurecht gelegt, und beim Schreiben selbst ist mir dann auch noch einiges eingefallen. Ich habe auch manchmal noch Details am Anfang geändert, damit die Story am Ende einen Sinn ergibt und schlüssig ist. Ich möchte aber versuchen, mich jetzt nicht allzu weit von der Hauptgeschichte zu entfernen. Auch, wenn das jetzt schwierig werden dürfte.

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