Lindas Gürtel, Kapitel 10

  • Kapitel 10


    Die zehn Kilometer große Riesin ging zurück zur Küste, ihre Schritte folterten die Erde abermals. Ihre nackten Füße zertraten Dörfer und Kleinstädte wie Nichts, jeder Schritt zerstörte viele Quadratmeter Ackerland und Wald. Aber für Linda war es nur ein kurzer Spaziergang zur Küste und sie bemerkte nichts.

    An der Atlantikküste angekommen setzte sie sich hin. Ihr im Verhältnis kleiner Hintern zerstörte zwei Küstendörfer, die zu in zwei ovale Löcher zusammengepresster Schutt verwandelt wurden während die Riesin ihre Hosenbeine hoch rollte. Obwohl Linda eher dünne Beine hatte maßen ihre Waden jetzt etwa 150 Meter in der Breite. Sie streckte ihre langen, langen Beine, etwa fünf Kilometer lang, in den Atlantik hinein und ließ die Wellen um ihren riesigen Zehen spielen. Der Ozean wusch den Schutt und Dreck unter ihre Sohlen weg, Dreck welcher sie von vielen zertretenen Orte angesammelt hatte.

    Linda sah ein winziges Schiff an ihren linken Fuß vorbeisegeln. Spielerisch fing sie es zwischen ihre Zehen und hob es geschickt aus dem Wasser. Was würden die Menschen da an Bord wohl durchmachen? Ein gewaltiger Frauenfuß, mit Zehen so groß wie Eisberge, der ein Schiff wie Nichts aus dem Wasser hob.

    Sie pflückte es mit Daumen und Zeigefinger zwischen ihre Zehen heraus und sah es sich genauer an. Sie konnte zwar kaum Details unterscheiden, aber sah, dass es sich um ein Passagierschiff handelte. Sich die Lippen leckend öffnete Linda den Mund und setzte das Schiff auf ihrer Zunge. Wow! Sie hatte jetzt ein ganzes Passagierschiff im Mund und konnte es mit nichts anderes als ihre Zunge halten! Linda genoss dieser Gedanke ein Weilchen. Zeitreisen war wunderbar!

    GULP! Sie verschluckte das Schiff wie ein leckeres Häppchen. Linda spürte es ihrer Speiseröhre heruntergleiten. Es konnte jetzt versuchen, über ihre Magensäure zu segeln.

    Sie ließ ihren Blick über den Ozean schweifen. Niemals hatte sie hiervon geträumt! Sie, nicht nur imstande, durch die Zeit zu reisen, sondern auch noch eine Kilometergroße Riesin! Nein, dieses Gerät, das sich immer noch an ihren Gürtel befand, würde sie nie verkaufen! Sie würde es behalten und wann immer sie möchte damit durch die Zeit reisen. Die Vergangenheit war ihr persönlicher Spielplatz und Linda wollte mit niemandem teilen.

    Sie lehnte sich zurück und legte sich hin, ihr gewaltiger Körper bedeckte ganz Boston und zerstörte alles, was noch irgendwie aufrecht stand. Ihre langen, dicken Rastalocken maßen vier Kilometer und erstickten drei Dörfer unter ihre dicke Masse. Linda schüttelte kräftig den Kopf und ließ die Mammutsträhnen, jede mit der Breite einer Straße, wild hin und her fliegen. Wie gigantische Peitschen der Verdammnis zerstörten ihre Haare alles, was sie berührten. Die paar Wolkenkratzer in der Nähe Bostons, welche ihre Zerstörung mehr oder weniger überstanden hatten, brachen in zwei als eine Strähne dagegen klatschte. Ein ganzer Wald verwandelte sich schlagartig in eine Lichtung voller Baumstümpfe als eine andere Strähne darüber fegte. Die Bäume verhakten sich in Lindas Haar wie Staubkörner. Sogar ein weiteres Schiff, das sich gerade auf den Charlesfluss befand, wurde versenkt als eine von Lindas Ornamente, welche jetzt viele Tonnen wogen, wie eine Abrissbirne dagegen knallte. Es lag kurz darauf auf den Boden des Flusses.

    Nachdem sie so ein Weilchen gelegen hatte, stand Linda wieder auf. Teile Bostons, welche an der Rückseite ihres T-Shirts klebten, regneten herunter. Das, was in ihr Haar hängengeblieben war, folgte.

    Ihr Magen knurrte. Linda bog sich über ein weiteres Dorf in der Nähe und rülpste. Es loderten augenblicklich Flammen auf. Klar, ihre Magensäure, welche das Schiff zersetzt hatte, wurde vom Metall in Wasserstoff verwandelt. Und ihr Rülpser hatte überwiegend aus dieses leicht entflammbare Gas bestanden. Linda lachte als das ganze Dorf von Flammen konsumiert wurde.

    Sie war so gigantisch! Wie groß würde sie wohl sein wenn sie das Gerät programmierte um noch weiter in der Vergangenheit zu reisen? Groß genug, um die gesamte Erde in den Händen zu halten? Oder, besser noch, um sie in ihr Rastahaar als Dekoration zu hängen? Linda sah sich selbst, mit sämtlichen Planeten des Sonnensystems in den Haaren, die wie Weinachtbaumkugeln an ihre Strähnen baumelten. Sie kicherte.

    "Na, das ist vielleicht was für ein anders Mal," dachte sie. Es war fantastisch, so gigantisch zu sein, aber sie wollte jetzt wieder zurück nach Hause, befriedigt und müde wie sie war. Klar, in ihr eigenes Universum stand das Büro zwar noch und wusste niemanden etwas, aber was soll's? Sie hatte ihr Projekt heimlich beendet, hatte immer noch ihren Job und, genau genommen, war es sogar besser so. Sie hatte die Zeitmaschine für sich allein. Wenn sie sich mal wieder angepisst fühlte, konnte Linda wieder zurück in der Zeit reisen und erneut herumrandalieren.

    Linda ging zurück zur jetzt völlig zermatschten Wiese, genoss noch einmal kurz den Anblick eines vollkommen zerstörtes Bostons, und drückte den Knopf um zurück in die Gegenwart zu reisen.


    EPILOG

    Linda reiste zurück zu was für sie die Gegenwart war. Als sie auf der Weise ankam, war alles so, wie sie es erwartete. Genau wie es war bevor sie ihre Reise begann. Es gab also Paralelluniversen. Sie war tatsächlich von "irgendwo anders" gekommen, und in ein Universum gereist wo Boston jetzt in Ruinen lag. Linda konnte sich nur schwer vorstellen, wie es dort jetzt aussehen würde. Ein Ödland, platter Schutt in riesigen Fußabdrücken, vielleicht wuchsen hier und da ein paar junge Bäume aus dem Schutt, da es ja sechzehn Jahre her war, dass sie dort herum randaliert hatte.

    Grinsend ging zu nach Hause. Rache ist süß.

    Die Wissenschaftlerin saß am Abend auf ihrer Couch, nackte Füße auf den Tisch. Sie bewunderte ihre Treter, womit sie Boston dreimal völlig zertrampelt hatte. Sie rieb über ihre Sohlen. Was wenn ein kleines Stück des Büros unter ihre Stiefel festhängen geblieben und mit in die Zukunft gereist war? Dann wäre es ja immer noch winzig!

    Oder was wenn sie, dachte Linda auf einmal, das Bürogebäude aus dem Boden gegraben und ganz mitgenommen hatte, mit Mitarbeiter und allem drin?

    Ein winziges Büro, so groß wie eine Dose Pringels, auf ihren Schornsteinmantel stehend. Dann konnte sie ihre verhassten Vorgesetzten herumkommandieren, sie zum Sklaven machen, sie foltern wenn sie nach einem lausigen Tag nach Hause kam....

    Ein interessanter Gedanke. Linda grinste breit.

    Ja, das wäre was. Sie brauchte nur den Gürtel neu zu programmieren...


    ENDE (?)

  • Ich schließe mich Giantesslover an.

    Ein wenig überrascht bin ich aber doch. Ich war mir sicher das die ganze Zeitreiserei irgendein Problem mit sich bringt...

    Ha, ha, so sollte die Geschichte auch ursprünglich enden. Linda kehrt in einer völlig zerstörten Welt zurück.... Aber da es zu viele Fragen, zu viele Paradoxe mit sich bringen würde, habe ich mich dann für ein "Happy End" (für Linda) entschieden....

  • Wie immer hammer Story. Würde mir wünschen wenn sich eine Dame aus dem Forum mit dir zusammen setzten würde und dein Talent eine gute Story zu schreiben mit Anregungen und Wünschen einer Dame aus dem Forum zu etwas neuen ganz Wunderbaren erzählstil verschmelzen würde. Denn ich wünsche mir die Sicht einer echten Riesin zu lesen.

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