Das babylonische Ritual, Kapitel 12

  • Kapitel 12


    So groß.


    So riesig.


    Einfach umwerfend.


    Die Menschheit hatte nie etwas Größeres gesehen.


    Und keiner konnte unbeeindruckt sein, nachdem er es gesehen hatte. Es war die Sensation, die ganze Welt wusste davon.


    Und nun lag es schon vielen Jahren da, rostend, zergehend, zerbrochen.


    Die Titanic.


    Das Wrack des Schiffes, in 1912 gesunken, ruhte auf den Boden des Atlantiks, etwa drei Kilometer unter Wasser. Da die Hülle in mehreren Teilen zerbrochen war, konnte man das Schiff nicht zur Oberfläche zurückholen. Das einst so beeindruckende Schiff erlitt sein endgültiges Schicksal etwa ein Jahrhundert nach seiner ersten und ebenfalls letzten, Reise. Und keiner hätte jenes Schicksal ahnen können.

    Ein riesiger, nackte Fuß durchtrennte unaufhaltsam die Gewässer des Atlantiks auf den Weg zum Boden. Er landete genau auf das Wrack des Schiffs, jedes Stück davon völlig bedeckend. Der enorme Fuß zertrat das riesige Schiff als ob es eine rostige Getränkedose war. Die Hülle wurde zusammengedrückt, Kabinen mit alten Luxusgüter zusammen gepresst, die zu jener Zeit moderne Maschinen geplättet wie einen Haufen billiger Plunder. Katjas Fuß zerstörte das Wrack der Titanic gnadenlos, verspottete dessen Name und demütige die schon längst verstorbenen Erbauer. Was einst Menschen mit Ehrfurcht erfüllte wurde nun was die Größe anging von nichts anderes als ein nackter Fuß in den Schatten gestellt und zertreten.

    Als Katja den Fuß wieder hochhob blieb ein Teil der Titanic kurz daran festkleben bevor er sich löste und zum Boden sank, platt wie eine von einer Dampfwalze überrollten Konservendose. Das Schiff und menschliche Baukunst waren völlig lächerlich gemacht, zudem Katja noch nicht einmal gespürt hatte, dass sie drauf getreten hatte!

    Die sieben Kilometer große Riesin watete durch den Ozean. Sie war so gewaltig, dass während ihre Füße über den Boden liefen sie mit Kopf und Schulter über die Wasseroberfläche ragte. Und das auch noch in den tiefsten Gebieten. Meistens kam das Wasser ihr nicht einmal bis an ihrem Bauch.

    Nach einem Spaziergang und hin und wieder etwas Schwimmen und nachdem sie ein Kreuzfahrtschiff zwischen ihre Handflächen geplättet hatte ("ihr wagt es, mir im Weg zu sein?") fanden Katjas Füße wieder Festland. Schade, das Lissabon, die Hauptstadt Portugals, darauf gebaut war. Die einst so stolze Hauptstadt wurde zu Schutt in nassen Fußabdrücke reduziert als Katja unbekümmert den Atlantik verließ.

    Sie ging weiter, mit Absicht auf kleine Dörfer in ihrem Weg tretend. Um sich zu orientieren folgte sie eine Autobahn, welche sie ebenfalls zertrat mitsamt den winzigen, farbigen Punkten welche Autos und LKWs waren. Sie grinste, als sie sah das alleine ihr großer Zeh schon breiter als die Autobahn war.

    In Salamanca, ein alte Stadt in Spanien, wurde ein Fest vorbereitet.

    Die hiesige Universität, eine der ältesten der Welt, feierte ihren 800. Geburtstag. Die ganze Stadt war in Partystimmung, aber das änderte sich schlagartig, als ein nicht eingeladener Gast auftauchte.
    Keinen Grund das Jubiläum deiner Universität zu feiern wenn sie zertreten wird.

    Und genau das passierte als die sieben Kilometer große Riesin durch Salamanca lief. Die Universität und die noch ältere Kathedrale daneben wurden durch Darauf treten zerstört. Die Bauwerke hatten Jahrhunderte gestanden, hatten viele Kriege durchgestanden, aber jetzt wurden sie zu Schutt zertreten als ein gigantische, nackte Frau ihren Fuß drauf stellte, sich nicht darum kümmert, was sie zerstörte. Denn Katja lief einfach durch die Städte, Brücken, Flüsse und Wälder hindurch ohne einen Umweg zu machen.

    Als sie in Madrid ankam, sah sie das die Spanier ebenfalls ein Armee auf der Schnelle zusammengewürfelt hatten. Es waren nicht viele Panzer und Flugzeuge, da Katja sich so schnell fort bewog, dass es kaum Zeit gab, vollständig zu mobilisieren, aber immerhin. Sechzig Panzer, kaum größer als Krümel für sie, kamen angerollt über den sandigen Boden, während etwa ein dutzend Kampfflugzeuge ihre winzigen Raketen auf die Riesin abfeuerten. Katja spürte kaum als die auf ihrer Haut explodierten.

    "Ihr wollt also kämpfen? Hier!" spottete sie und schlug mit ihr enormer Arm nach den Maschinen in der Luft, fünf davon gleichzeitig zerstörend. Zwei weitere tummelten wegen des Luftzugs wild umher.

    Sie machte ein kleiner -für sie- Schritt auf die Panzer zu. Es war ein surrealistisches Bild. Da stand eine sieben Kilometer große, nackte Frau, und sah auf sechzig Panzer herab, die in ein 6 bei 10 Raster angefahren kamen. Jeder Panzer war noch nicht einmal ein Viertel ihres kleinen Zehs so groß. Katja sah sie spöttisch an.

    "Ich weiß was ich mit euch tun werde," sagte sie. Katja wusste nicht, ob die Panzer auf sie feuerten, und wenn schon, dann könnten sie noch nicht einmal den Nagel ihres kleinen Zehs beschädigen. Falls sie den überhaupt schon erreichen konnten.

    Die Riesin drehte sich um und ging in die Hocke. Ihr gewaltiger Hintern, etwa anderthalb Kilometer breit, überschattete die Panzer. Die Soldaten gerieten in Panik. Diese Kreatur angreifen war ohnehin schon ein Fehler gewesen, da ihre Waffen nutzlos gegen so einer großen Frau waren. Und jetzt? Setzte sie sich hin und plättete sie die Armee unter ihrem Hintern?

    Nein. Katja hatte etwas anderes vor.

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