Das babylonische Ritual , Kapitel 7

  • Kapitel 7

    Als die Gaffer sahen, wie die 120 Meter riesige Katja Oliver verspeiste, schrien sie auf und rannten weg.

    Katja hörte es und sah auf die Gegend herab. Es sah so aus, als ob sie auf das Dach eines Wolkenkratzers stand. Sie ließ ihr Blick über die Dächer der Häuser gleiten, über Baumkronen und Straßen. Geparkte Autos sahen aus wie Käfer und die Menschen schwirrten herum wie erschrockene Ameisen. Sie seufzte, da sie sich jetzt langsam realisierte, was sie geworden war. Eine Riesin!

    Sie wollte doch nur etwas kleiner sein, aber das hatte etwas zu gut funktioniert -zehn Zentimeter groß! Und nun stand sie da, zu einer Größe von 120 Meter gewachsen. Ein schöner Schlamassel.

    Sie sah auf die Ruine von Olivers Haus und wusste, dass das Amulett weg war. Tief im Boden gepresst oder zu nichts zerdrückt als sie auf das Haus gestanden hatte. Sie rieb halbherzig ihre Zehen über den Schutt, als ob sie erwartete, so das Amulett zu finden, aber es hatte natürlich keinen Zweck. Sogar wenn das Ding immer noch ganz war und irgendwo da lag, konnte sie es nicht mehr sehen, so klein war es jetzt.

    "Sieht aus, als ob ich jetzt eine Riesin bin," dachte sie. Die Menschen rannten immer noch, sie fürchteten sich wegen ihrer Größe und weil sie Oliver gefressen hatte. Katja seufzte. War das ihr Schicksal? Immer heraus zu ragen und aufzufallen?

    Katja tat einen Schritt auf die Menschen zu, wollte mit ihnen reden, sie beruhigen. Sie sollten sich nicht fürchten, wollte erklären, warum sie Oliver gegessen hatte, wie es zu ihrer Größe kam, und um Hilfe bitten. Es konnte ja jemand ihr die Kräuter besorgen um sie wieder schrumpfen zu lassen, damit sie wieder klein (sogar 2,06 m wäre jetzt in Ordnung) werden konnte. Aber da sie auf die Menschen sah, passte Katja nicht auf wo sie hintrat und stellte ihren Fuß unbeabsichtigt auf ein unter einem Baum geparktes Auto. Beide wurden augenblicklich zertreten. Katja hob denn Fuß und sah wie sich eine Metallplatte von ihrer Sohle löste und herunterfiel.

    "Ach... Scheiße," murmelte sie. Erneut versuchte die Riesin mit den Leuten an ihren Füßen zu reden, aber die wollten nicht hören und rannten nur.

    "Das hat keinen Sinn." dachte die Riesin. Klar, eine 120 Meter große Frau, welche einen Menschen gefressen und einen Baum und Auto zertreten hatte wollte Niemand nahe sein.

    Katja sah sich abermals die Umgebung an. Als sie die winzige Nachbarschaft und die Stadt in der Ferne sah, formte sich ein neuer Gedanke in ihrem Kopf. Vielleicht gab es ja einen Grund, weshalb sie immer so groß gewesen war? Und war es wirklich Zufall gewesen, dass sie das Buch und das Ritual gefunden hatte? Und gab es vielleicht auch einen Grund, warum das klein sein zu einer schrecklichen Erfahrung geworden war? Vielleicht sollte sie ja so riesig sein?

    Ja, alles machte Sinn. Katja, die ja an paranormale Sachen glaubte und deshalb auch an Schicksale, war sich jetzt sicher, das all dies wegen eines bestimmten Grundes passiert war. Das sie tatsächlich eine Riesin sein sollte. Und weil sie keinen Schritt machen konnte ohne etwas zu zerstören, warum dann eine liebe Riesin sein? War die Gesellschaft etwa jemals nett zu ihr gewesen? Nein. Immer nur dumme Sprüche, dumme Gesichter, welche sie anstarrten und zu kleine Männer. Teure Klamotten und Schuhe.

    "Ja," dachte sie. "Es ist mir jetzt klar. Das ist, worauf mein Leben mich vorbereitet hat. Meine Größe, mein Job in der Bibliothek wo die Schriftrolle und das Buch auf mich warteten, Oliver, der mir schon am ersten Abend über den Weg gelaufen ist. Das kann doch alles kein Zufall sein! Ich muss eine Riesin sein und die Gesellschaft bestrafen für ihre Ungerechtigkeit!"

    Sie lächelte. Das Schicksal, die Vorhersehung, hatte sie, Katja, auserwählt um die Menschheit zu bestrafen. Oder um mehr.

    "Nun, wenn das mein Ziel im Leben ist, werde ich es gerne annehmen," dachte sie.

    Sie zerknüllte den Container in ihrer Hand wie eine Getränkedose und warf ihn weg. Sie war so stark, so schwer, so riesig! Eine Waffe an sich! Zeit, ihr Schicksal zu erfüllen! Sie ging auf die Menschen zu.

    Katja brauchte nur zwei Schritte bis zur fliehenden Menschenmenge. Dabei zertrat sie die Hälfte eines Hauses, zwei Bäume, eine Straßenlaterne und ein Auto.

    "Was ist denn?", fragte sie sarkastisch. "Passt Katja nicht hinein? Ist sie zu groß? Hmmmm? Na, bin ich? Nun, das ist mir egal! Ich bin hier, ich bin riesig, und ich BESTRAFE!"

    Das letzte Wort wurde von einem Fuß begleitet, der kraftvoll in die Menschenmenge trat. Ihr Fuß, der schon groß gewesen war als sie 2,06 m maß, war jetzt 18 Meter lang, 10 Meter breit und trat auf sieben Menschen gleichzeitig. Die Riesin spürte, wie unter ihrer Sohle Körper zerquetschten und Knochen sanft knackend zerbrachen. Es war wie auf Säckchen aus Samt gefüllt mit Sand und dünne Glasröhrchen treten.

    "Ungeziefer!" rief sie, mit den Füßen auf die Menschen tretend als ob sie ein Feuer löschte. "Ungeziefer, Ungeziefer, Ungeziefer! Sterben sollt ihr!"

    Und das taten sie auch, da ihre Füße in Sekundenschnelle dutzende zertraten ohne den Hauch einer Chance zu überleben. Klar, Katja wog jetzt um die 15.000 Tonnen, und kein menschlicher Körper konnte auch nur im entferntesten hoffen, unter so einem Gewicht zu überleben.

    Ihre riesigen Füssen mit langen Zehen zerquetschten nicht nur Fleisch zu Mus sondern zerbrachen auch den Asphalt und zerbröselten Pflasterziegel. Häuser und Autos bebten während sie stampfte, hier und da zerschellte ein Fenster. Die erboste Riesin tötete gnadenlos, sie hatte fast den Verstand verloren wegen ihrer jüngsten Erfahrungen.

    Nachdem sie jeden in der Menschenmenge getötet hatte, drehte sie sich zu Boston. Als sie auf das Stadtzentrum in der Ferne sah, spürte sie nur noch Verachtung und Wut. Die hatten also Probleme mit übergroßen Frauen, wie? Nun, das hatten sie jetzt bestimmt! Während sie darauf achtete, mit jedem Schritt von Menschenhand erschaffenem zu zerstören, lief sie auf das Zentrum Bostons zu.

    2 Mal editiert, zuletzt von Vaalser4 (18. April 2018 um 16:26)

  • Hübsch, jetzt macht Katja also Ernst.

    Meine einzige Kritik:

    "Das macht keinen Sinn," dachte die Riesin. Klar, eine 120 Meter große Frau, welche einen Menschen gefressen und einen Baum und Auto zertreten hatte wollte niemanden nahe sein.

    Das hat keinen Sinn.
    Klingt im deutschen runder.

    Zudem ist es Niemand, niemanden wäre selbstbezogen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!