Der Ausritt

  • Der Ausritt

    Sie hatte noch nie einen so kleinen Mann gesehen.
    Gerade eben war er aus dem Gebüsch gestolpert, ihr vor´s trabende Pferd.
    Reflexartig zerrte sie am Zügel und brachte das Tier widerwillig zum stehen.
    Die Stute riss den Kopf hoch und tänzelte vor dem jetzt am Boden liegenden Winzling.
    Mit einem Satz sprang sie herab und rettete den Kleinen vor dem stampfenden Ross.

    Den Wicht jetzt mit einer Hand haltend wendete sie sich ihrem Reittier zu und suchte es nach der unsanften Behandlung wieder zu beruhigen.
    Doch was konnte sie mit so einem kleinen Mann machen?
    Nahm sie ihn mit, so würde sicher jemand was davon mitbekommen.
    Es gab Männerrechte, Schutzgesetze und Meldepflichten.
    Bis jetzt wusste aber noch niemand von ihm.

    Ein unerwarteter Schmerz durchfuhr sie, das kleine Biest hatte sie gebissen.
    Mit einem Schrei des Erschreckens schleuderte sie das undankbare Wesen gegen den Boden. Die letzten Tage hatte es geregnet und durch die Hufe war der Weg zu einer zähen Schlammbahn gestampft geworden.
    Der Kleine wäre wahrscheinlich durch den Sturz schwer verletzt worden, doch der weiche Boden milderte den Aufprall.
    Verdattert und atemlos lag er nun auf dem Rücken im Schlamm als sich ihr Stiefel auf ihn senkte.
    Sie wollte ihn augenblicklich zertreten, hatte schon einen Teil ihres Gewichtes auf ihn verlagert und sank langsam auf ihm in den Boden.
    Einzig ein Bein war neben ihrem Absatz zu sehen, der Rest war gänzlich unter ihrer Sohle.
    Sie hob den Stiefel wieder an und musste unweigerlich lächeln. Hilflos war er in ihrem Fußabdruck gefangen und rang um seinen Atem.

    „Gut, wenn Du mich nicht willst, dann reite ich eben weiter“, sprach sie beiläufig und schwang sich wieder auf ihr Pferd.
    Sie blickte seitlich hinab und sah ihn nochmals an, bevor sie dem Tier den Befehl gab loszuschreiten.
    Schmatzend setzte die Stute ihre Hufe in den Schlammboden welcher unter dem Gewicht des Rosses darunter heraufquoll und so einen kleinen Krater bildete.
    Sie steuerte das Tier geradewegs über den Kleinen hinweg, die Vorderhufe setzten in sicherer Entfernung auf, doch eines der hinteren Hufe schlug so dicht bei ihm ein, das er spüren konnte wie der Boden unter ihm hochquoll und er dieser Bewegung folgen musste.

    Erleichtert hörte er wie die stampfenden und schmatzenden Geräusche leiser wurden, und versuchte schon sich aus seiner misslichen Lage zu befreien.
    Sie wendete jedoch und ritt wieder geradewegs auf ihn zu.
    Genau über ihm hielt sie an und sah wieder herab.

    Der kleine Körper lag jetzt etwa eine Hand breit hinter dem linken Vorderhuf und versuchte sich panisch aus der Bodenmasse zu befreien.
    Lächelnd manövrierte sie das Pferd mehrmals vor und zurück bis sich der gewaltige Huf auf den Wicht senkte.
    Das Tier war sich nicht sicher ob die jetzige Position seiner Reiterin zusagte und setzte den Huf nur ansatzweise auf den Boden.
    Langsam quetschte das so auf ihm lastende Gewicht den Kleinen flach.
    Zwar gab der Boden immer noch nach, doch war er schon so weit verdichtet das die kleinen Knochen leichter wichen, als die lehmigen Massen um ihn herum. Während er unter dem Gewicht langsam zerging, sah sie voller Entzücken herab, auf den sich tiefer in den Lehm senkenden Huf.
    Seitlich war noch eines seiner Händchen zu sehen, wie es durch die hochquellende, braune Masse gegen die Hufwand gedrückt wurde.
    Mit dem weiteren Absenken verschwand auch dieses.
    Sie verlagerte ihr Gewicht jetzt über den Huf und gab dem Tier die endgültige Sicherheit richtig zu stehen.
    Gewaltvoll senkte sich der Huf tief in den Boden. Alles was nicht in der Lage war das Pferd mit seiner Reiterin zu tragen wich dem enormen Gewicht und quoll jetzt in allen Richtungen darunter hervor.
    Der umliegende Boden hob sich durch die verdrängte Masse leicht an.
    Bei genauerer Betrachtung konnte sie rote Schlieren erkennen.

    Sie verweilte noch ein wenig auf dem zermalmten Körper, innerlich befriedigt über das gerechte Schicksal welches ihm ereilt war.

    Gut gelaunt beschloss sie ihren Ausritt fortzusetzen.
    Ein leichter Schenkeldruck befahl dem Pferd loszuschreiten.
    Als es den Vorderhuf hob, konnte sie abgesehen von einem sanften Rotstich im Abdruck keine Spur mehr von dem Winzling erkennen.
    Sekundenbruchteile später stieß der nachfolgende Hinterhuf nahezu genau auf die gleiche Stelle und presste seinen Umriss in den Boden.

    Sie dachte an ihren Lieblingsmann, auf dem sie auch gerne ritt.
    Wird wohl heute ein schwerer Tag für ihn, unter seiner freudig angeregten Herrin.

  • Ist das Teil einer/s größeren Geschichte(nkomplexes)?
    Diese zwei Sätze wirken so:

    Es gab Männerrechte, Schutzgesetze und Meldepflichten.

    Sie dachte an ihren Lieblingsmann, auf dem sie auch gerne ritt.
    Wird wohl heute ein schwerer Tag für ihn, unter seiner freudig angeregten Herrin.

    Nun tiny_man, wenn du derart auch im RP schreibst dürftest du hier schnell eine gelinde Popularität erlangen.

  • Danke für die Geschichte. Gefällt mir sehr gut!

    Überhaupt finde ich, dass das Setting einiges an Potenzial hat. Ich stelle mir eine größere Menge geschrumpfter Kerle auf einem Reiterhof vor. Und halt viele Mädels mit Stiefeln und Pferden. Was da alles passieren könnte... :)

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