Yasmin und der Kirin, Kapitel 4

  • Kapitel 4


    Yasmin dehnte sich in jede Richtung aus. Ihre Masse nahm zu und es sah so aus, als ob sich ein riesiger Ballon in Menschenform aufblies. Als Yasmin immer größer wurde, drückten ihre Füße gegen die Tür, ihre Schenkel und Hintern gegen die Wände und das Bett, ihr Rücken und Hinterkopf gegen die Decke. Es fiel ihr zu spät ein, dass sie nun gar keinen Platz mehr hatte um für einen Schlag oder Tritt auszuholen. Yasmin's Körper füllte den ganzen Raum, als ob sie in einer Kiste gefangen saß.

    Gerade als sie fluchen wollte, krachte der Boden. Yasmin's Masse wurde zu viel für die Holzbretter um zu tragen. Das brachte sie auf einer Idee. Wenn sie noch größer wachsen würde, dann könnte sie vielleicht durch den Holzboden hindurch brechen und sich so mehr Platz schaffen. Und außerdem wäre sie dann vielleicht auch stark genug, um sich durch die Holzwände schlagen zu können und so raus zu kommen. Warum auch kein theatraler Auftritt in die weite Welt machen, sie, die einzige echte Riesin?

    Yasmin konzentrierte sich weiter aufs Wachsen, hoffend, dass die Wände sie nicht zu Tode quetschen würden, und in der Tat, schon bald gab der Boden nach. Sie brach mit lautem Krachen hindurch.

    Yasmin's Unterkörper fiel im Zimmer unter ihres, wo -zum Glück- niemanden war. Jetzt füllte ihren Körper zwei Zimmer, aber Yasmin hatte nun wieder ausreichend Platz, um für einen Schlag auszuholen. Mit all ihrer Kraft schlug sie gegen das Brett zwischen die zerschmetterten Fenster, und dieses Mal zersplitterte das Holz als ob es Morsch war.

    Als Yasmin hinaus kletterte, merkte sie das ihre Stärke mittlerweile so sehr zugenommen hatte, dass sie ohne Probleme die Holzwände zerschlagen konnte. Also doch ein bisschen Supergirl, dachte sie. Tretend und schlagend brach Yasmin aus dem Hotel heraus und fiel in den Garten.

    Als die Blondine wieder aufgestanden war, drehte sie sich um und sah in das vierte Stockwerk hinein, im Zimmer oberhalb ihres. Dort stand ein japanisches Pärchen, welches ihr verblüfft anstarrte. Yasmin winkte sie zu, dann ging sie dicht ans Fenster heran, schielte und steckte die Zunge raus. Das Paar sah auf ihr komisches Gesicht, welches die ganze Aussicht füllte, für drei Sekunden regungslos an und rannte dann verängstigt weg. Yasmin lachte. Das war einfach toll! Sie war sich schon ihrer Macht bewusst!

    "Warum sollte ich nett sein?" dachte sie auf einmal. "Warum nett sein zu einer Gesellschaft die mich verstößt? Was haben die Leute je für mich getan? Ich bin nett genug gewesen, den ganzen Tag freundlich lächeln gegen Kunden die meist noch nicht einmal "Guten Tag" oder "Danke" sagen, nachdem ich den blöden Fisch für sie filetiert habe. Und freundlich bleiben zu diesen Idioten, die ihre üble Laune auf mich abregen! Nein, nein, keine liebe Riesin. Eine Gemeine," entschloss Yasmin sich. "Ja, das werde ich sein. Gemeiner als tausend Godzilla's. Und vielleicht sogar größer als tausend Godzilla's aufeinander gestapelt!"

    Yasmin sah sich ihren nackten Körper an. Es war mit Staub und Holzsplitter bedeckt, aber schön in all seiner Pracht.

    "Wie groß bin ich denn?", fragte sie sich. Das vierte Stockwerk befand sich auf Augenhöhe.

    "Wenn ein Zimmer etwa 2,20m hoch ist, und die Holzbretter dazwischen etwa 30 Zentimeter dick, dann... etwa 12 Meter!" dachte Yasmin erfreut. Ja, sie war eine richtige Riesin!

    Sie staubte sich ab und lief um das Hotel herum, zur Straße.

    Yasmin war gleich das Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Menschen unterbrachen ihre Tätigkeiten sobald sie die schöne, nackte, 12 Meter große Blondine sahen. Aber zu Yasmin's Staunen rannten sie nicht weg. Sie blieben einfach stehen, zeigten auf sie und nahmen Fotos mit ihre Handys.

    "So, so," dachte sie während sie auf die Menschen herabsah, mit so kleinen Handys dass Yasmin die Dinger kaum sehen konnte. "Ihr habt also keine Angst vor mir? Dann ist es Zeit, das ihr das lernt...".

    Und sie konzentrierte sich wieder aufs Wachsen.

    Fortsetzung folgt (da ich ein paar Tage weg bin, kann es etwas dauern).

  • Ungewöhnlich kurzes Kapitel.
    Aber besser kurz und knackig, als langatmig und im Zweifelsfall nichtssagend - nicht das dies hier(oder in irgendeiner deiner Stories) je vorgekommen wäre, Vaalser.


    Sprachlich im Gegensatz zum dritten Kapitel sehr gelungen. Nicht ganz fehlerfrei, aber sehr gut.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!