High, Kapitel 5

  • Kapitel 5

    Die Einwohner von Riverdale waren froh. Ein Festival würde am jenen Abend stattfinden. Deshalb stand ein riesiges Zelt im Dorfzentrum, daneben brannte ein großes Freudenfeuer. Die Leute freuten sich auf die Feierlichkeiten.

    Zu früh gefreut.

    Zuerst spürten die Dorfbewohner sanfte, rhythmische Beben, schon bald gefolgt vom Geräusch zerbrechenden Holzes. Und dann sahen sie sie. Eine gigantische Frau, etwa 100 Meter groß, kam auf ihr Dorf zu. Sie war ziemlich jung und sich offensichtlich der Welt an ihren Füßen nicht bewusst.
    Und jene Füße traten auf die Bäume im Wäldchen neben Riverdale und zerbrachen ihre Stämme wie Streichhölzer. Überall wo sie hintrat, gab die Vegetation chancenlos nach und wurde zu Brei und Splitter zerquetscht.
    Obwohl die Riesin barfuß lief, schien das harte Holz ihre Sohlen nicht durchdringen zu können, noch schien sie irgendwelchen Schmerz zu spüren. Ihre Fußsohlen waren entweder zu dick für die Holzsplitter oder die titanische Kreatur fühlte es nicht. Die Riesin lief einfach weiter. Und außerdem wuchs sie auch noch, langsam aber sicher.

    Schön sah sie nicht aus. Im Gegenteil. Sehr mager, ihre Rippen konnte man durch ihre Haut sehen. Im Verhältnis zu ihrer Größe hatte sie dünne Arme und Beine, kleine Brüste und grobe Gesichtszüge. Ihr kurzes, lockiges, schwarzes Haar sah aus als ob sie es seit vielen Tagen nicht gewaschen hatte, die Nägel ihrer Finger und Zehen waren brüchig und hässlich. Ihre durch Wind und Wetter gekennzeichnete Haut hatte einen kranken Farbton und war voller Pickel und Narben. Ihre Dunkelbrauen Augen mit dem nebligen Blick verrieten, dass sie sich geistlich weit weg befand. Die Riesin schien sich nicht einmal zu realisieren das sie auf ein Dorf zulief das gegen sie wie eins durch ein Kind aus Lego gemacht wirkte.

    Ohne auch nur einen Moment zu zögern trat die Riesin auf ein zum Wohnhaus umgebauter Bauernhof am Rande des Dorfes. Es zerbrach und zerkrümelte unter ihrem Gewicht als sie mit einen ihrer 15 Meter langen Füssen auf das Dach trat. Mauern explodierten, Glas zerschellte, und die Bewohner, die schon zwei Minuten vorher aus ihre Wohnung geflüchtet waren, sahen entsetzt zu wie ihr Haus durch eine mental völlig abwesende Riesin zerstört wurde. Beim nächsten Schritt trat Melissa auf die Vorderseite vom Nachbarhaus und brach es so in zwei. Ihr nächster Schritt ruinierte der Vorgarten des Hauses daneben, inklusive des Maschendrahtzauns. Ein geparktes Auto und zwei Straßenlaternen folgten. Sie presste alles zusammen zu nicht wieder zu erkennenden Schutt und Schrott unter ihren Füßen.

    Obwohl sie sehr mager war, wog die Riesin unzählige Tonnen. Also hatte sie kein Problem damit, sogar sehr solide Bauwerke zu demolieren indem sie einfach drauf trat.

    Menschen rannten panisch durcheinander auf die Straßen, schrien und flohen für die gigantische, nackte, grotesk aussehende Kreatur die auf einmal aufgetaucht war und durch die Gebäude ihres Dorfes pflügte als ob die aus Pappe und Gips gemacht waren. Die mittlerweile 125 Meter große Riesin scherte sich nicht darum, dass sie Häuser demolierte, Eigentümer zerstörte und Menschen Obdachlos machte. Sie lief einfach weiter mit vernebeltem Blick, während ihre gnadenlosen Füße alles zertraten. Schmerz schien sie tatsächlich nicht zu spüren, denn obwohl sie hier und da ihre Beine an die rauen Steine der Gebäude worauf sie trat zerkratzte, rieb sie sich nicht ein einziges Mal über die rote Kratzspuren auf ihrer Haut.

    Melissas Wachstum stoppte als sie die 130 Meter erreichte. Aber der Effekt der Anada-Droge auf ihr Hirn hielt an. Melissa war immer noch high, sich ihrer Situation nicht bewusst, und lief weiter durch Riverdale, die panischen Einwohner vor sich her scheuchend wie erschrockene Ameisen.

    Dann passierte das Unvermeidbare. Ein etwa 40 Jahre alter Mann stolperte während der Flucht für die Riesin, die zwar schneller als ein Mensch normaler Größe lief aber wegen den Schutt, wo sie durch pflügte, verlangsamt wurde. Der Kerl verlor sein Gleichgewicht als die anderen flüchtenden Dorfbewohner ihn um schubsten. Er fiel zu Boden. Ehe er sich versah, verdunkelte ein riesiger Schatten ihm. Der hilflose Mann drehte sich um und sah entsetzt die Fußsohle der Riesin, jetzt etwa 18 Meter lang, auf ihn herabkommen.

    Aber gerade als er glaubte, dass die Riesin ihn zertreten würde, blieb sie stehen. Ihren Fuß schwebte jetzt etwa zwei Meter über den Mann, nur ihre Ferse berührte den Boden.

    Die Sohle war dreckig, voller Erde und Schutt, welcher teilweise auf den Kerl herabregnete. Aber das schrecklichste war der grauenvolle Gestank des Fußes der Riesin, wogegen der am schlimmsten stinkenden Käse allenfalls ein blasser Schatten war.

    Melissa hatte schon lange nicht mehr gebadet. Ihre Füße hatten schon seit mindestens ein paar Wochen kein Wasser mehr gesehen, geschweige denn Seife. Sie wechselte kaum die Socken, und so gut wie nie die Schuhe. Und sie trug beide, Socken und Schuhe, fast ununterbrochen, Tag und Nacht. Also ist es kaum überraschend, dass ihre Füße extrem verschwitzt und dreckig waren und deshalb so ekelhaft stanken, dass sie damit sogar der größte Schweißfuß-Fetischist nach nur einmal schnuppern für immer von seinen Vorzug befreien könnte. Die Füße einer Obdachlosen, dessen Hygiene meistens nur aus sich täglich das Gesicht im Fluss waschen bestand.

    Und nun hielt sie ihren Fuß, diesen Fuß mit den ekelhaften, penetranten, abscheulichen Käsegeruch, über einen Mann der kaum größer als ein Lego-Männchen für sie war. Die Riesin war zwar gerade noch rechtzeitig stehengeblieben, sonst hätte sie ihn zertreten, aber jetzt traktierte sie den armen Kerl ungewollt auf ihren überwältigenden, ekelerregenden Schweißfüßegeruch.

    Die Nase und Lungen des Mannes brannten als er den abscheulichen Mief einatmete. Er konnte kaum sein Essen bei sich behalten, sowohl aus Angst als durch den ekelerregenden, magenumdrehenden Gestank.

    Melissa sah herab. Sie sah viele kleine Köpfe der Menschen und dessen Haar in allerhand Farben vor sich herumschwirren. Die Riesin war sich nur dumpf bewusst was es war. Als ob sie auf ein hoher Balkon stand, starrte sie auf die Menschenmenge herab. Viele Menschen waren inzwischen stehen geblieben als sie bemerkten das die Riesin nicht mehr weiterlief. Ihre Augen wanderten von ihr unattraktives Gesicht runter zu ihren großen, schmutzigen Fuß, der bedrohlich über ihren Mitbewohner schwebte. Der Mann machte keine Anstalt aufzustehen und zu fliehen oder weg zu kriechen. Er lag nur da, schon halb bewusstlos durch den übermachenden Schweißgeruch. Und keiner dachte daran, unter den Fuß zu rennen um den armen Kerl von dort weg zu zerren. Keiner war so verwegen.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit, aber in Wirklichkeit nur ein paar Sekunden, kam der Schluss.


    Fortsetzung folgt

  • So wie es aussieht bekommst du allmählich wieder gewisse Übersetzungsroutine; das Kapitel klingt "runder" als die Letzten.

    Ihr Wachstum hat nun also (lediglich vorerst nehme ich an) sein Ende gefunden. Bin gespannt was Melissa noch so macht:
    Falls sie sich entscheidet ihre üblichen "Bettelorte" aufzusuchen könnte es unfreiwillig komisch werden...

  • Ich bin endlich dazu gekommen weiterzulesen und muss sagen, dass das Kapitel sich wirklich sehr flüssig liest. Das machst du echt gut Vaalser. Ich selber weiß, wie schwer es ist, Geschichten aus dem englischen zu übersetzen. Viele Sätze, die dort gut klingen, sind im deutschen einfach nur schaurig. Aber auch inhaltlich gefällt mir das Kapitel, wobei mir nicht ganz klar ist, warum Melissa plötzlich stehen geblieben ist.

  • Ich bin endlich dazu gekommen weiterzulesen und muss sagen, dass das Kapitel sich wirklich sehr flüssig liest. Das machst du echt gut Vaalser. Ich selber weiß, wie schwer es ist, Geschichten aus dem englischen zu übersetzen. Viele Sätze, die dort gut klingen, sind im deutschen einfach nur schaurig. Aber auch inhaltlich gefällt mir das Kapitel, wobei mir nicht ganz klar ist, warum Melissa plötzlich stehen geblieben ist.

    Danke! Tja, warum ist sie stehengeblieben? Wer weiss schon, was im Kopf eines Junkies umgeht? Vielleicht hat sie ja die Winzlinge da unten dumpf als Menschen erkannt und blieb stehen, um zu bettlen?

    Aber im Ernst, ich musste ja irgendwie dafür sorgen, dass Melissa jemanden auf ihren Schweissgeruch traktiert ;)

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