Herrin -> Diener -> Katharina

  • „Was ist passiert?“ fragte sich Katharina. Um ihre Hand- und Fußgelenke lag warmes Metall; aufgewärmt durch ihre eigene Körperhitze. Ihr Atem stieß gegen etwas, das auf ihrem Gesicht lag; in Stück Stoff, vielleicht ein Handtuch. An der stelle wo es ihre Nase und den Mund bedeckte, hatte es sich bereits mit Feuchtigkeit vollgesogen.
    „Hallo?“ rief sie und ihre Stimme hallte zurück.
    Ich bin also in einem leeren Raum.
    Kräftig pustete sie gegen den Stoff auf ihrem Gesicht, um es loszuwerden, doch es war an etwas fest gemacht.
    Ein Krankenhaus ist das nicht. Ich kann mich auch an keinen Unfall erinnern schloss sie. Hat man mich entführt? Hat jemand einen Grund dafür? In Gedanken ging sie eine Liste ihrer Bekannten durch. Freunde, Feinde, Menschen die sie täglich sah aber nicht kannte. Nichts. Sie hatte mit Niemandem streit. Ging es also um Geld? Würde ihre Firma für sie bezahlen? Ihre Familie hatte nichts. HA! Es gab ja noch nicht mal eine richtige Familie!
    „AH!“ Etwas Kaltes strich plötzlich über ihren Bauch, bewegte sich in einem Muster darüber, um ihren Bauchnabel herum, ihren Rippenbogen, zwischen ihren Brüsten hindurch.
    „Wer sind sie?“ Keine Antwort.
    Etwas wurde in ihren Bauchnabel gelegt. Zuerst wollte sie den Gegenstand mit einem schnellen Stoß ihrer Bauchmuskeln loswerden, entschied sich dann aber doch dagegen. Kein Grund den eigenen Entführer wütend zu machen.
    „Wenn…“ Ihre Stimme versagte. Sie befeuchtete ihre Lippen und probierte es erneut: „Wenn sie… ver… Sex. Bitte Kondom.“ Ihre Kehle schnürte sich bei dem Gedanken zu. Sie wollte nicht daran denken, dass jemand sie… “Ich werde dich nicht vergewaltigen.“ Sagte eine dunkle, kräftige Stimme. In Gedanken malte sie einen Körper zu der Stimme: Groß und breit und muskulös. Bestimmt hatte er auch einen rasierten Schädel. Aber keiner bei dem man durch die Stoppeln noch die Konturen der Halbglatze erkennen konnte. Es war eine Glatze die sich nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zulegen konnte. Sie dachte immer, dass ihr Deutsch gut genug sei, um ihre polnischen Wurzeln nicht heraus zu hören. Vielleicht hatte sie sich selbst überschätzt.
    „Was wollen sie?“ Es fiel ihr leichter zu sprechen. „Das musst du nicht wissen.“
    „Werden sie mich wieder frei lassen?“ Der Mann antwortete nicht. Stattdessen schob er das Handtuch etwas nach oben und legte ihren Mund frei. Er zwang ihren Mund auf und legte einen Lederriemen zwischen ihre Zähne. Katharina wehrte sich nicht dagegen. Sie fürchtete sich vor dem, was dann passieren würde. Der Lederriemen auf den sie biss, war schon Grund genug zur Sorge.
    Ihre Sorgen bestätigten sich, als ein brennender Schmerz von dort ausging, wo ihr Entführer sie berührt hatte. Etwas heißes erfüllte ihren Körper, drängte sich sogar in ihre Gedanken! Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Haut, hatte aber keine Chance gegen die Hitze ihres Körpers und verdampfte. Katharinas Zähne bohrten sich in das Leder in ihrem Mund. Ihr Körper versteifte sich, bäumte sich auf und so schnell wie der heiße Schmerz gekommen war. So schnell war auch wieder verschwunden.
    „Herrin?“ Die Metallfesseln lösten sich von Katharinas Gelenken und ihr Entführer entfernte das Tuch von ihrem Gesicht.
    „Herrin, seid ihr es?“
    Katharina richtete sich auf und schaute in den Raum. Es war ein kleiner Keller, gefüllt mit brennenden Kerzen und einer hölzernen Werkzeugbank auf der sie gelegen hatte und nun saß.
    „Ich habe das Ritual genau so durchgeführt wie ihr es wolltet. Ich hoffe der Körper, den ich Euch ausgesucht habe gefällt Euch.“
    Katharina nickte.
    „Die Beseelung hat Euch bestimmt viel Energie gekostet, darum habe ich Euch etwas zu Essen gemacht.“ Er hielt ihr mit einer Hand einen Teller mit zwei Scheiben Toast hin, zusammengeklappt; mit Käse, Wurst und Salat belegt; und schräg durchgeschnitten. In der anderen Hand hielt er einen Krug mit dunklem Malzbier. Katharina ergriff den Krug und entleerte ihn in ihre Kehle.
    „Ihr…“ begann der Mann stotternd. Auf seinem Kopf war wildes, dunkles Haar mit einer grauen Strähne darin. Um seinen Mund wimmelte das krause Geflecht eines Bartes. Er war gut trainiert; arme wie Oberschenkel und eine breite, starke Brust.
    „Ihr hattet mir eine Belohnung versprochen.“ Seine Herrin sah ihn fragend an. „Ihr wolltet mein Leben an Euch binden, um es zu verlängern. Und damit ich Euer Schicksal teilen kann.“ Katharina nickte.
    Mit ihrer Hand ergriff sie seine feinstoffliche Lebensschnur und wirbelte sie herum, bis sie ein Ziel gefunden hatte.
    „Danke, Herrin.“ Er verneigte sich und Katharina nahm das Toastbrot von dem Teller.
    Sie sagte: „Ich hoffe ich habe alles richtig gemacht.“ und der Mann sah sie fragend an.
    „Deine Herrin konnte vielleicht mit diesen fantastischen Kräften umgehen, aber ich…“ Sie biss in eine Ecke des Toasts und der Mann krümmte sich auf einmal vor Schmerzen und mit jeder Kaubewegung die seine angebliche Herrin tat, stieß er mitleiderregende Schreie aus. Katharina lächelte mit vollem Mund und schluckte den Nahrungsbrei herunter. „Aber ich bin zum Glück nicht deine Herrin! Ich hab wohl einen Fehler gemacht und jetzt teilst du das Schicksal eines Sandwiches.“ Mit sadistischer Freude biss sie in die nächste Ecke und stellte fasziniert fest, dass ihr Entführer mit jedem Bissen kleiner wurde.
    „Oh, du teilst ja schon was mit der Stulle! Hätte ich nicht gedacht. Von dir wird bald nicht mehr viel übrig sein.“ Der Mann kroch auf dem Boden und wand sich vor schmerzen. Seine Hose war ihm bereits zu groß geworden und der Bund von seiner Hüfte gerutscht.
    „Ich will nur meine Herrin wiederhaben!“ krächzte er. Die einzige Chance die er noch für sich sah, so unsinnig sich das auch für ihn anhören mochte, war die Rettung des Toastbrotes. Er griff nach dem Saum ihres Hosenbeins und versuchte sich daran hoch zu ziehen, aber Katharina stopfte den Rest des halben Brotes in ihren Mund und verwandelte den Brocken mit ein paar schnellen Bissen in Brei. Der Mann unter ihr spürte jede Bewegung, die sie mit ihrem Kiefer ausführte, als ob sie sein Innerstes Stück für Stück heraus reißen würde.
    „Bitte!“ schrie er vor Verzweiflung. „Du kannst die Kräfte behalten! Sogar mich, wenn du willst! Aber meine Herrin muss leben!“
    Katharina griff nach der letzten Hälfte ihres Mahls.
    „Das kannst du vergessen. Du wirst denselben Weg gehen wie dieses Stück hier.“ Sie hielt den Toast vor ihr Gesicht und begutachtete ihn. „Durch meinen Mund,“ sie biss einen kleinen Teil ab und schluckte ihn herunter, „durch meinen Hals und hinab in meinem Magen. Ich will dir keine Illusionen machen. Ich werde das hier,“ sie hielt den angebissenen Toast hoch, „aufessen. Du hast mich entführt und wolltest mich in irgendeine Schnalle verwandeln.“ „Meine Herrin ist nicht irgendeine Schnalle!“ schrie der Mann hoch. Er hatte sich auf seine Knie gezogen, reichte Katharina aber nicht einmal bis zu ihren Oberschenkeln. Sie schmunzelte, als sie das sah und nahm einen weiteren Bissen. Ihr Entführer schrumpfte weiter unter Schmerzen, bis er nur noch halb so groß war. „Mir ist egal wer sie war. Und mir ist auch egal was aus dir wird.“ Sie kicherte. „Aber wahrscheinlich meine Kacke.“
    Katharina bückte sich und hob den winzigen Kerl vom Boden. Er war so klein geworden, dass sie ihn ohne Probleme in ihrem Ausschnitt hätte verstecken können. Oder zwischen ihren Pobacken. Aber dafür würde sie sich keine Gelegenheit geben.
    Sie steckte sich das letzte Stück in den Mund und begann zu kauen. Dabei beobachtete sie den kleinen Menschen auf ihrer Hand, labte sich an seinem Leid und staunte über den immer kleiner werdenden Körper.
    Katharina atmete tief durch, bevor sie den letzten Schritt tat; ihre Augen fest auf den Entführer gerichtet. Sie schluckte.
    Gedanklich verfolgte sie den Nahrungsbrei, als ihre Speiseröhre ihn tiefer in ihren Körper presste; hinein in ihren Magen.
    Aber der Mann war immer noch da, kaum größer als der Nagel ihres kleinen Fingers. Ein Blick auf den Teller, auf dem ihr Snack gelegen hatte, zeigte ihr den Grund. „Wer hätte gedacht, dass ein paar Krümel dich retten würden? Aber das macht nichts.“
    Sie nahm den winzigen, wild um sich schlagenden Menschen vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt ihn vor ihren Mund. „Denn den Rest von dir kann ich auch auf normalem Wege erledigen.“
    Sie streckte ihre Zunge heraus und leckte das kleine Opfer von ihren Fingern, zog es in ihren Mund und kicherte über den nutzlosen Kampfgeist, den der Kleine immer noch hatte und auch zeigte. Doch ein kurzer, schneller Schluck war ausreichend, um die winzigen Krümel auf dem Teller verschwinden zu lassen.
    Mit beiden Händen schlug sich Katharina flach auf ihren gefüllten Bauch und stieß einen undamenhaften Rülpser aus, denn Etikette war etwas, um das sie sich nun nicht mehr kümmern musste. Nicht mit den Kräften einer gewissen Herrin.


    Kommentar:
    Diese Geschichte hat sich einfach in mein Hirn geschoben und ich musste sie einfach schreiben.
    Den Gedanken dahinter fand ich sehr interessant, darum hatte es mir keine Ruhe mehr gelassen.
    Ich finde es sehr befreiend, endlich eine Geschichte hier zu veröffentlichen, die ein Ende hat. Aber wenn jemand eine gute Idee für eine Fortsetzung hat, bitte mir mitteilen.

  • Sehr interessante Geschichte und sehr spannend geschrieben. Ich habe auch nichts dagegen, wenn eine solche Geschichte mal kürzer ausfällt. Dir bieten sich jetzt natürlich zahlreiche Optionen, wie es weiter gehen könnte. Aber vielleicht belässt du es einfach so und lässt jeden Leser seine eigenen Gedanken haben ;)

  • Die Geschichte ist vorbei.
    Vielleicht schreibe ich ein Prequel, aber nicht jetzt.
    Jetzt arbeite ich an einer längeren Geschichte.

    Was ich mir vorstellen könnte: Diese Geschichte könnte die Einleitung zu einem Romanheft sein, einem Mehrteiler. Aber darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Für eine laufende Romanheftreihe fehlt mir (noch) die Ausdauer.

  • Die Story ist nicht uninteressant und könnte wahrlich der Auftakt einer längeren Geschichte werden.

    Ich stelle mir den weiteren Verlauf so vor:
    Katharina tritt in die Fußstapfen der Herrin, weiß nun, wo sie wohnte, welche Clubs sie besuchte und was dort aus kleinen Männern wird. Die könnten beispielsweise an der Bar als Olive im Martini serviert werden.
    Vielleicht gibt es dort weitere Damen mit besonderen Fähigkeiten, die Männer auf unterschiedliche Weise mißbrauchen, um mitunter die Weltherrschaft an sich zu reißen.

    Und ab hier stehen den Phantasien alle Türen offen...

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