Osana, die Seehexe

  • [Mittelalter, Hexenverfolgung; noch vor der Ächtung der "Armen Ritter des Tempels von Salomon "]

    "Hey, hört mir zu verdammt!"
    Der Rufende hatte Erfolg mit seinem Ausruf. Alle Blicke richteten sich auf ihn, und der "Mensch" in seiner unmittelbaren Nähe tat es der Masse gleich.
    Sie blickte, trotz ihrer schweren Verletzungen und öffentlichen Nackheit, kokett und sogar leicht arrogant und wirkte, obwohl gefesselt nicht so richtig hilflos. Dabei war sie keine Zwanzig, fast noch ein Mädchen.
    Das mochte an ihrer roten Haarflut liegen die ihr ein Nordbritisches Aussehen gab und die Szenerie beherrschte, sogar ihre Scham und Brüste verdeckte. Oder ihren tiefschwarzen Augen, bei denen man glauben konnte in Löcher zu starren an deren Böden sich irgendwie eine seitlich verlagerte Lichtreflexion verirrt hatte...
    In jedem Fall war diese Hexe ohne Hilfe, egal wie sie wirkte, er würde ihr zeigen was es bedeutete ihn, einen Templer, abzuweisen...
    Der Mann gebot mit einer Handbewegung den örtlichen Henkern einen schweren Stein am Rücken der Hexe zu befestigen. Die Frau schwankte nun, sie konnte sich mit dem schweren Gewicht auf den Rücken kaum noch auf den Beinen halten...
    Ein Lächeln umspielte die Lippen des Mannes, endlich wirkte sie verletzlich, seine Brust schwoll unter seinem Wams an,
    das Templerkreuz, das seinen Leib bedeckte streckte sich, fast als wolle es die Kompetenzüberschreitung seines Trägers wieder auffüllen...
    Der Templer blickte in die Menge herein. "Also, ich höre: Feuer oder Wasser?"
    "Feuer!", schrie Jemand. "Nein, Wasser!" "Ich bin für Feuer." "Dann geh' du doch rein!" Einige lachten. So ging es einige Minuten hin und her. Zu einer Entscheidung kam es nicht. Das machte den bärtigen Ritter wütend, doch das zeigte er nicht, stattdessen gebot er den Leuten Schweigen und wandte sich an die Frau: "Osana, Hexe. Du hast es gehört. Die Leute können sich nicht entscheiden wie du für deine Sünde (Dabei wussten nur die Beiden, das er davon sprach das wie sie sich seiner "Liebe" verweigert hatte) bezahlen sollst...
    Daher habe ich beschlossen dir die Wahl zu überlassen: Willst du ins Wasser oder ins Feuer? Und komm' mir nicht wieder mit "Bedenkzeit"! In den nächsten fünf Sekunden musst du dich entscheiden, sonst tue ich es für dich und ich will dich und deine feuerrote Mähne lodern sehen."
    Den letzten Satz hatte er ausgesprochen wie einen brennenden Liebesschwur...
    Seine Worte spalteten die Menge. Einige nahmen sie begeistert auf, johlten und klatschten, Andere meinten das Osana als Hexe doch schwimmen müsse und es mehr Spass mache eine nasse Frau verbrennen zu sehen, weil sie dann mehr litt.
    Dann sprach die vermeintliche Hexe: "Ich habe alles gehört und meine Entscheidung getroffen." "Da bin ich aber gespannt."
    Der bärtige Templelritter grinste bösartig und verschlagen: Er wusste, er hatte diese Schlampe vor die Wahl zwischen Pest und Cholera gestellt. Er selbst hätte immer Cholera gewählt, das konnte man zumindest überleben...
    Deshalb überraschte ihn Osanas Antwort umso mehr.
    "Ich will ins Wasser."
    Viele hatten ihren Wunsch gehört. Die Meisten stimmten ihr murmelnd zu, denn für sie war Verbrennen das Schlimmste, was sie ich überhaupt vorstellen konnten, anders als der Templer waren sie nie fast im Bosporus ertrunken... Nicht das sie überhaupt gewusst hätten was "Bosporus" war.
    Der bärtige Templer war fest davon überzeugt, dass sie den Tod durch Ertrinken nur gewählt hatte um ihn seinen Spass sie brennen zu sehen zu verwehren, er ballte die Fäuste und schrie wutverzerrt: "Also, ab in den See!"
    Er winkte grantig den Henker und seinen Gehilfen herbei. Die Erscheinung der beiden Männer ließ einen daran zweifeln ob die Neandertaler tatsächlich bereits in der Jungsteinzeit ausgestorben waren...
    Es waren zwei kräftige Kerle, wahre Muskelberge, es würde diesen beiden Ungeheuern möglich sein Osana, obwohl sie um einiges schwerer war als sie aussah, fast ihn die Mitte des Sees zu befördern...
    Osana tat nichts als die beiden Henker sich näherten, fast nichts, sie stellte sich noch aufrechter hin, fast als wollte sie dem Schöpfer ehrenvoll entgegentreten, was für eine Farce...
    Niemandem fiel auf das der Stein sich dabei verlagerte und die Stricke sich dadurch in einer Art bewegten wie sich eigentlich gar nicht hätte möglich sein dürfen...
    Dann wurde sie gepackt, die beiden Männer waren im Töten routiniert und nicht zimperlich. Sie packten sie grob und zerrten sie mit sich in den flachen Teil des Sees, durch den dichten Schilfbewuchs sah man von Osana nichts mehr als ihre rote Mähne.
    Kurz bevor dieser nasse Marsch sein und ihr Ende fand, riss Osana die Augen auf und brüllte in die Dunkelheit vor ihr was ihr auf der Seele brannte:
    "Wenn ihr denkt, ihr könntet mich vernichten, dann irrt ihr, denn in einem anderen Punkt habt ihr euch nicht getäuscht.
    Ja, ich bin eine Hexe! Ich habe mich mit der schwarzen Kunst beschäftigt. Ich kenne mich aus, denn ich habe mich auf den großen Lehrmeister verlassen können."
    Sie holte nochmal tief Luft, während das Wasser bereits ihre Oberschenkel umspielte.
    "Und wisst ihr, wer mein Lehrmeister war und es noch immer ist?"
    "Halt dein Maul, du degeneriertes Biest!", schrie der Bärtige. "Nein, das werde ich nicht, mein verschmähter Verehrer. Ihr sollt es Alle wissen, ihr müsst es wissen: Mein Lehrmeister ist der Teufel gewesen! Jaah, er war es." Nun leuchteten ihre Augen, dann fuhr Osana fort: "Ich liebe ihn, mein eisernes Herz gehört ihm allein. Er hat mir den Weg gezeigt, den man gehen muss. Mir enthüllt wie ich die latent in mir schlummernden Talente und Fähigkeiten hervorlocke. Ich bin jenen Weg gegangen, so glaubt nicht, dass ihr mich so einfach vernichten könnt! Ich mag ertrinken können, vielleicht werde ich das auch hier und jetzt, aber ich werde nicht entgültig tot sein, nein, so einfach ist das nicht!"
    Die beiden Kerle waren während Osanas Monolog demonstrativ desinteressiert auf einen kleinen Hügel im "Küstenstreifen" des Sees gestiegen und hatten die Hexe nun im Griff; der lehrende Henker hatte sie an den Fußgelenken gepackt, sein "Schüler" es ihm bei den Handgelenken gleichgetan. So hing sie zwischen den Männern, die scheinbar wirklich Kraft ohne Ende hatten und bloß noch auf den letzten Exekutionsbefehl warteten.
    Ber Bärtige war es Leid, Osanas Geschrei war absolut nicht die Art von Schreien gewesen die er sich erhofft hatte, er hatte gehofft, dass sie um ihr Leben betteln würde, dann hätte er ihr einen Strohhalm gereicht und sie kurz darauf umso gnadenloser in den Abgrund des Todes gestoßen...
    Als wäre er nur mäßig interessiert sagte er: "Na los, werft Sie rein!"
    Die Männer vollführten den Befehl nicht augenblicklich, nicht das sie plötzlich Schuldgefühle bekommen hätten, sie nahmen nur sowas wie einen Anlauf: Sie wiegten Osana hin und her und erst als Sie den nötigen Schwung hatte ließen sie die Frau los.
    Der See dieses Dorfes war relativ klein, deshalb segelte die Hexe, selbst zusammen mit dem schweren Stein, relativ lange über die Wasserfläche hinweg bis sie nahe der Seemitte ins Wasser klatschte und sofort in die Tiefe sackte.
    Einige Zuschauer schrien, Andere klatschten und wieder Andere meinten mit schuldbewussten Mienen das Osana offenbar doch keine Hexe gewesen sei, da sie sonst nicht versunken wäre...
    Die Dritte Partei sollte eines Besseren belehrt werden.
    Noch während die anderen Gruppieringen ihr Flüche und Beschimpfungen hinterschrieen: "Du Dämonenbastard!" "Hau bloß ab,
    du Weib des Teufels!" "Wenn ich daran denke das ich dir mal meine Tochter anvertraut habe, wird mir speiübel!"; kehrte sie noch einmal zurück. Doch das war mit Worten nicht zu erklären, zumindest nicht mit jenen, die sich an die Naturgesetze halten.
    Osana kehrte noch mal zurück, bewies jedem Anwesenden ihre Kräfte: Plötzlich schoss sie aus dem Wasser hervor. Uns zwar just dort wo sich noch der kleine Strudel ihres vorangegangenen Untergehens befand. Da war sie plözlich zu sehen, sie war von einem kalten Glanz umgeben, dessen grünliche Farbe an blasse Jade erinnerte, auch wenn diese Analogie keinem der sprachlosen Zuschauer auffiel.
    Auch der bärtige Templer sah sie und es kroch ihm kalt über den Rücken, er hatte Osana zu keinem Zeitpunkt für eine echte Hexe gehalten, doch jetzt griff Angst nach seinem Herzen, verdrängte die Wut und brachte zudem noch ihren besten Freund mit, bekannt unter den Namen Verzweiflung.
    Das war alles andere als normal. Dass diese Frau auftauchte, die eigentlich schon hätte ertrunken sein müssen, das war nicht zu fassen.
    Erst jetzt fiel dem Templer auf, dass der Stein auf Osanas Rücken verschwunden war und ihre nasse Haarpracht sich so verschoben hatte das der Blick auf ihre schönen, wenn auch nicht unbedingt großen Brüste freilag, allerdings konnte er sich darüber nicht so recht freuen...
    Dann hörten alle ein gellendes Gelächter, welches höchst eigenartig war, denn es kam nicht von Osana, sondern schien aus der Tiefe des Sees zu kommen, dennoch klang es laut und klar in den Ohren der Umstehenden, für die Henker auf dem Seehügel war es sogar derart laut das sie sich kaum auf den Beinen halten konnten vor Schmerz...
    Gerade hatte ihre Exekution stattgefunden und doch: Diese Frau lebte noch, tat unfassbare Dinge, sie musste tatsächlich eine Hexe sein, Eine, die mit dem Teufel im Bunde war.
    Nun lachte auch Osanas eigentliche Gestalt auf, dann tauchte sie unter und der bebartete Templer erlaubte sich schon zu hoffen das es für immer war;
    Doch es war noch nicht beendet.
    Der seltsame jadeähnliche Glanz, welchen der Templer eventuell sogar als solchen erkannte, war nicht verschwunden.
    Er hatte sich nur mit Osana zusammen auf den Grunde des Sees zurückgezogen, dort sah man ihre Gestalt, sie lag nun,
    ob auf dem Bauch oder Rücken war nicht zu sagen.
    Doch anders als Osanas Gestalt blieb der Glanz nicht unbewegt, er pulste: In Schüben schob er sich durch den ganzen See um ihn einen Moment auszufüllen, dann zu verschwinden und wieder nur um seine Meisterin oder Schutzbefohlene herum zu existieren und das gleißende Spiel zu wiederholen.
    Der Templer wurde fasziniert von dem Glanz, fast wie Osana ihn schon bei ihrer ersten Begenung vor Jahren fasziniert hatte,
    er war damals überzeugt gewesen das aus dem Mädchen eine wundervolle Frau werden würde, welche Frömmigkeit groß schrieb,
    aber im Bett die Hölle entfesselte...
    Seine Traumbraut war wohl zu sehr in seine Bettfantasien abgerutscht.
    Ob es seine Faszination war oder seine Aufmerksamkeit wusste er nicht, doch dem Bärtigen fiel auf das das Pulsen des Glanzes oder der Aura nicht gleichförmig verlief, aber doch immer gleich schnell, dann erkannte er das das Pulsen eine gewisse Form hatte, nicht unbedingt bekannt, ungewöhnlich, aber Allen hier sicherlich ein Begriff: Es war "osanaförmig"...

    (Ich dachte mir es sei vielleicht nicht ganz in Ordnung immer nur neue Stories anzufangen und bereits Begonnene brach liegen zu lassen... Doch man hat mir vorgeworfen ich solle nicht nur andere tadeln, sondern es auch besser machen. Im Bezug auf Gianleens großartige Geschichte, welche aber nicht so recht meinem Hexenbild entspricht, bedeutet das: Hier kommt Osana, die Seehexe - welche meinem Hexenbild entspricht, zumindest soweit es Höllenhexen, also jene die ihre Kräfte durch Lucifer erlangt haben, betrifft)

    7 Mal editiert, zuletzt von Catriam (15. Dezember 2013 um 09:14)

  • Ich finds sehr schön geschrieben^^
    Von der Ausgangssituation und der Umgebung auch sehr schön umgesetzt

  • Danke,Fidel
    Ich dachte schon es will keiner Lesen, da ich schon wieder eine Geschichte dem Sinclair-Universum entlehnt habe.
    Wenngleich nur den Namen der Hexe und das sie in einem See ertränkt wird. Eine viergeteilte Fres... Gesicht wie in "Fratze der Angst" wird sie aber hier nicht bekommen...

  • pfff, so bekannt is sinclair auch nicht^^ bzw seine gegner. Ich kenne nur noch doktor tod und ZOMBO, DEN HERREN ALLER ZOMBIES!!! Oh, und Tokata, den Samuraidämon...

    Also ich hab nicht bemerkt, dass die Story an das Sinclair-Universum angelehnt ist.

  • Sie bedient sich nur an einem Band und zwar "Fratze der Angst".

    Silvio Morasso alias Dr. Tod. Den kenne ICH bloß noch von meinen Großvater...
    Ich denke dir würde Mallmanns Nachvolgerin die "Blonde Bestie" Justine Cavallo sehr gefallen...

  • mallmann, war das nicht der superdraculadelux?
    Ich mus gestehen von den groscvhenheften hab ich nur wenige gelesen, aber die hörspielreihe hats mir angetan. ich war immer der Professor Zamorra Fan. Der hatte ein cooles Zauberamulett und nen Hausdrachen anstelle von nem dusseligen Kreuz und ner Beretta...
    Aber von Sinclair würde ich gerne mal wieder die TV-Serie sehen...

  • Prof. Zamorra hab ich auch mal gelesen aber das ist eher die Baustelle von Lucifers Stellvertreter Matthias(Sinclair-Charakter aber auch der Vorname meines Bruders) Mir hat auch "Der HEXER" gefallen aber den gabs ja leider nicht lange...

    Jep Mallmann war der Supervampir Vlad Dracul II und wurde schließlich von John und Suko gesprengt O.O

    Was die Sinclair TV Serie angeht das ist genau wie mit derselbigen zu den Zelda Videospielen... Der größte Murks... John ist nichtmal blond!

  • jaaaa, aber war trotzdem nen bissl cool^^
    die hörspiele sind übrigens richtig klasse. mallmann ist dort noch ein deutscher polizist, dessen frau grad von dr. tod kalt gemacht wurde, mit der john eine affäre hatte.

    was ist eigentlich jane geworden? Bei den hörspielen is sie grad ne hexe. wird die wieder normal?

  • Na ja Ansichtssache.

    Was Jane angeht die wird nicht wieder ganz normal. Schlussendlich zieht sie bei Lady Sarah ein und kriegt ein Alu-Herz zudem hat sie ständig Ärger mit Justine und einer "Heiligen namens Serena...

  • Ich bin gespannt, was deine Höllenhexe so auf den Lager hat ;)
    Und ich finde es nicht so schlimm, dass du eine neue Geschichte angefangen hast, da mich diese so richtig interessiert und schon fesseln konnte :)
    Mir gefällt außerdem dein Schreibstil, der auch in gewisser Weise zu der Zeit passt, in der die Geschichte spielt.

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